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Ein Land in der Schwebe
Deutschland 1946: Das Wunder beginntDer Pioniergeist der ersten Stunde führt Deutschland aus dem Nachkriegselend in eine Ära voller Wunder. Deutschland 1946 ist ein bewegendes Panorama des Neuanfangs, erzählt aus den Blickwinkeln vieler bedeutender Persönlichkeiten ihrer Zeit. „Millionen individueller Neubeginne – und der eine große gemeinsame Neubeginn. Was wird daraus entstehen? Wie wird es aussehen, das neue Deutschland, als Staat, als Gesellschaft, als Idee? Wie wird es sein, das neue Leben?“
Hauke Friederichs, Rüdiger Barth |
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Während Wolfhilde von König die Ostertage zu genießen versucht, nimmt sich im Umland von Berlin der Rotarmist Wladimir Gelfand endlich mal wieder Zeit für sein Tagebuch. Der Leutnant organisiert und überwacht die Demontage-Arbeiten in deutschen Betrieben, die die Sowjetunion systematisch betreibt, um die eigene Wirtschaft zu stärken und die Deutschen zu bestrafen. Aber die meiste Zeit denkt er über das Wesen und das Verhalten junger deutscher Frauen nach. Und wie er auf sie wirkt. Ein paar Monate zuvor, am 28. Dezember, hat er sich so beschrieben: »Ich bin jung, und wie mir zunehmend scheint, ein interessanter Mensch mit unausgeglichenem Charakter, mit Nerven, empfindlich wie straff gespannte Saiten, und mit bisweilen weinerlicher Stimme, langer Nase und großem Mund; manchmal aufbrausend, manchmal verschlossen, einer, der Unangenehmes und Ärger tief in seinem Herzen vergräbt; aber mit schwarzen Samtaugen und einem lebendigen Herzen – dies halte ich für die wesentlichen Vorzüge meiner Person.« Er
führt ausführlich Tagebuch und schickt gelegentlich
Fotos
nach Hause in die Ukraine. Gelfand ist ein Schwärmer. Er
schwärmt für Stalin und die sowjetische Idee, er
schwärmt für die romantische Liebe und
schöngeistige
Literatur, vor allem die russische. Er entdeckt die Fotografie
für
sich, liebt das Kino und leidet darunter, dass er nicht wirklich tanzen
kann. Berlin, so hält er fest, fasziniert ihn. Und er kann
sich
vieles leisten. »In Berlin zieht alles meine Aufmerksamkeit
auf
sich: Die Schilder und Auslagen sind verlockend, doch im Grunde
verschwendet man sein Geld für irgendwelchen Plunder, Bildchen
und
Nippes, auf die man auch verzichten
könnte. Aber nicht bei meiner Natur. »Die Eindrücke jagen so schnell dahin, dass sie beim besten Willen nicht auf dem Papier festzuhalten sind. Die Deutschen werden frech. Sie bringen uns keinen Respekt mehr entgegen, haben keine Angst mehr, kleine Gemeinheiten zu begehen und einen zu belästigen. Sie sind ekelhaft aufdringlich und schnorren, und überhaupt haben sie plötzlich die guten ›kamarady‹ in uns entdeckt, mit denen man sich ganz zwanglos geben kann.« Da spricht Verwunderung aus Gelfands Worten und Verbitterung. Die Deutschen haben mehrere Mitglieder seiner Familie väterlicherseits ermordet. |
© Rüdiger
Barth, Hauke Friederichs
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