Издательство Модест Колеров Год Исследования по истории России._2020 Страниц 568 Переплёт мягкий ISBN 978-5-905040-50-4 Год издания 2020, Выпуск XXVII. М. Размеры 14,50 см × 21,50 см × 3,00 см Формат 60х90/16 Вес 700 г. Код 1654933 Тематика Общие работы по истории России Тираж 500 экз. |
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Первая особенность предлагаемого «Русского Сборника» — в том, что он, как это нечасто бывает даже сегодня, является плодом совершенно независимой, внеинституциональной инициативы, его издание не субсидируется ни одним из государственных и общественных институтов, его составление не выступает в качестве плановой работы по какой-либо грантовой или академической программе. В надеждах составителей и издателя — создание «Русского Сборника» как самостоятельной исследовательской институции наравне с обремененными статусами и регалиями журналами, ежегодниками и т. д. Вторая особенность «Русского Сборника» — в том, что он изначально создавался как коллективное дело исследователей России из разных стран: в этом выпуске исследователей из России, Украины, Великобритании, Сербии, Чехии и США. Он принципиально и практически интернационален, хотя в своем языке, в том, что даже написанные на иных языках работы непременно переводятся на русский, осознанно следует предмету исследования — России. Третья и самая важная особенность «Русского Сборника» — в отказе от преобладающей периодизации русской истории, в том, что он не разделяет единую историю России на изолированные друг от друга периоды. Очевидно, что Российская Империя, СССР и новая Россия — самостоятельные объекты для изучения. Но в фокусе текущих, предметных, неизбежно частных, не претендующих на энциклопедичность исследований (из которых, собственно, и состоит актуальная наука) преемственность, взаимосвязь и взаимообусловленность историй имперской, советской и новой России, постимперского и постсоветского пространств — не вызывает сомнений. Они едины в прошлом, едины и в настоящем сборнике. | ||
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Валерий Анатольевич Козлов и Марина Евгеньевна Козлова — российские историки, специализирующиеся на социальной истории советского общества в послевоенной Германии. Они являются соавторами ряда исследований, посвящённых повседневной жизни и потребительским практикам советских граждан в зоне оккупации Германии в 1945–1949 годах. Один из их совместных трудов — статья «Советские потребительские практики в „маленьком СССР“, 1945–1949 (по материалам Советской военной администрации в Германии)» — опубликована в 27-м томе «Русского сборника. Исследования по истории России». В этой работе авторы анализируют, как советские военнослужащие и сотрудники администрации адаптировались к условиям послевоенной Германии, исследуя их повседневную жизнь, включая торговлю на чёрном рынке, бартер и другие формы потребления.Vestnik GUM Кроме того, они являются авторами монографии «„Маленький СССР“ и его обитатели. Очерки социальной истории советского оккупационного сообщества в Германии, 1945–1949», изданной в 2021 году. Эта книга представляет собой углублённое исследование социальной структуры и повседневной жизни советского оккупационного сообщества в Германии в указанный период. Работы Козлова и Козловой основаны на широком спектре архивных материалов, включая документы Советской военной администрации в Германии, и вносят значительный вклад в понимание социальных аспектов советской оккупационной политики в послевоенной Европе. |
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© Русский сборник
© Издательство «Модест Колеров»
© Козлов В. А., Козлова М. Е.
Verlad Modest Kolerow Jahr Studien zur Geschichte Russlands._2020 Seiten 568 Broschur ISBN 978-5-905040-50-4 Jahr der Veröffentlichung 2020, Ausgabe XXVII. М. Abmessungen 14,50 cm × 21,50 cm × 3,00 cm Format 60x90/16 Gewicht 700 g. Kode 1654933 Gegenstand Allgemeine Werke zur russischen Geschichte Auflage 500 ex. |
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Die erste Besonderheit der vorgeschlagenen Russischen Sammlung besteht darin, dass sie – wie es auch heute noch selten der Fall ist – das Ergebnis einer völlig unabhängigen, nicht-institutionellen Initiative ist. Ihre Veröffentlichung wird von keiner staatlichen oder öffentlichen Institution subventioniert; ihre Zusammenstellung erfolgt nicht im Rahmen eines Stipendiums oder eines akademischen Programms als geplante wissenschaftliche Arbeit. Die Herausgeber und der Verleger verfolgen die Hoffnung, Russkij Sbornik als eine unabhängige Forschungseinrichtung zu etablieren, ausgestattet mit dem Status und den Insignien wissenschaftlicher Periodika wie Zeitschriften und Jahrbüchern. Die zweite Besonderheit von Russkij Sbornik liegt in seinem Ursprung als kollektives Projekt russischer Forscherinnen und Forscher aus verschiedenen Ländern. An der vorliegenden Ausgabe sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Russland, der Ukraine, Großbritannien, Serbien, der Tschechischen Republik und den USA beteiligt. Die Sammlung ist somit prinzipiell und faktisch international, obwohl sie sich in ihrer Sprache – und in der bewussten Entscheidung, auch fremdsprachige Beiträge zwingend ins Russische zu übersetzen – explizit auf ihren Untersuchungsgegenstand, Russland, bezieht. Das dritte und wichtigste Merkmal von Russkij Sbornik ist seine bewusste Abkehr von der gängigen Periodisierung der russischen Geschichte. Es verzichtet darauf, die einheitliche Geschichte Russlands in voneinander isolierte Epochen zu unterteilen. Selbstverständlich stellen das Russische Reich, die Sowjetunion und das gegenwärtige Russland jeweils eigenständige Gegenstände historischer Untersuchung dar. Doch im Zentrum dieser aktuellen, inhaltlich ausgerichteten, zwangsläufig privaten und bewusst nicht enzyklopädischen Forschung – die gerade dadurch Wissenschaft im eigentlichen Sinne ist – stehen die Kontinuität, die Wechselwirkungen und die wechselseitige Bedingtheit der Geschichte des imperialen, sowjetischen und postsowjetischen Russland. Diese Kontinuität durchzieht die Vergangenheit – und sie spiegelt sich in der gegenwärtigen Sammlung wider. |
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…des Industrieverwaltungsamtes. Und es ging damals nicht um wenig – sondern um nicht weniger als 300 Steppdecken.¹⁹⁸ Diese Ware war sehr beliebt. Nach den Erinnerungen eines der Autoren waren sie gesteppt, glänzend, und selbst 15 Jahre nach Kriegsende strahlten sie weiterhin im dunkelblauen westlichen Glanz und machten einen eindeutig ausländischen Eindruck. Sie waren aus demselben Sachsen gebracht worden, wo der Vater in der Gruppe der Besatzungstruppen diente – als Major des Sanitätsdienstes. Einen der Ausgleiche für die Mängel der zentralisierten Versorgung stellte der Markthandel dar. Der Besuch deutscher Märkte war, wie bereits erwähnt, sowjetischen Bürgern untersagt – womit sich allerdings bei Weitem nicht alle einverstanden erklärten. Tatsächlich war auf den Märkten nicht nur vieles „verboten“, sondern auch sehr teuer. Mit einem sowjetischen Soldatenlohn konnte man sich kaum etwas leisten, auch wenn das Gehaltsniveau nach sowjetischen Maßstäben als hoch galt.¹⁹⁹ Eine Dolmetscherin zum Beispiel konnte für ihren gesamten Lohn in Mark nur einen Stoffabschnitt für ein Kleid oder ein Paar neue Schuhe kaufen.²⁰⁰ Sehr anschaulich schilderte ihre Eindrücke vom Besuch des „Schwarzmarkts“ in Berlin ein in Deutschland stationierter Soldat, Wladimir Gelfand: „Ein schöner, großer, neuer, roter Lederkoffer. Man will ihn haben, einem läuft das Wasser im Mund zusammen – aber man hat kein Geld.“²⁰¹ In Berlin wurden die hohen Preise auf dem Haupttrödelmarkt Deutschlands in vieler Hinsicht von den Amerikanern bestimmt. In den Erinnerungen von G. A. Litwin, der nach dem Krieg in der Nördlichen Gruppe der Truppen diente, ist eine anschauliche Szene aus dem September 1945 überliefert: „Am Brandenburger Tor versperrte uns ein undurchdringliches Gedränge den Weg. Von der Hauptstraße Berlins aus – … Unter den Linden – bis zum Sockel des ausgebrannten Reichstagsgebäudes – wogte eine Menschenmenge von mehreren Tausend: deutsche, englische und amerikanische Schwarzhändler, Käufer und Schaulustige. Der sogenannte „Reichstagsmarkt“ (Толкучка) löste viele Probleme seiner Kundschaft. Amerikanische Offiziere und Soldaten in kurzen Jacken rollten mit ihren Jeeps auf den Basar, zogen geschäftsmäßig Zigarettenstangen aus den Laderaumklappen, verschwanden im Gedränge und tauchten wieder daraus auf – mit schwerer Beute: Antiquitäten, teuren Geschirrsets, Gemälden. Unterstützt wurden sie in der Regel von extravaganten Damen. Beladene Fahrzeuge fuhren anschließend die Charlottenburger Chaussee hinunter in den westlichen Teil der Stadt.²⁰² An solchen Orten führten die Kommandanturen regelmäßig Kontrollen durch, um Gesetzesverstöße zu ahnden. Einer der Chronisten vermerkte in seinem Tagebuch am 11. November 1945: „Auf dem Alexanderplatz war vom ,Schwarzmarkt‘ nichts zu sehen. Die Kommandantur versuchte, den Platz mit aller Kraft zu kontrollieren. Überwacht wurde er von scharfsichtigen Patrouillen, die regelmäßig und an jedem Ort die Ausweise kontrollierten und ohne Skrupel Auskünfte in Anwesenheit von Offizieren und Deutschen verlangten.“²⁰³ Die auf dem Schwarzmarkt Festgenommenen rechtfertigten sich meist damit, dass sie noch keine Lebensmittelkarten erhalten hätten oder „es gäbe einfach nichts, wofür man das Geld ausgeben könnte“. Einer der überführten Offiziere gab sogar an, er habe vor dem Stand „Gamaletdinski“ (Spitzname eines Offiziers) gestanden und das Verlangen gehabt, „sich selbst etwas zu kaufen – wie ein Fünfzehnjähriger“. Er behauptete, nichts von dem Verbot gewusst zu haben, ebenso wie sein Vorgesetzter, der zwar wusste, dass er auf dem Markt war, „aber keinerlei Warnungen aussprach“, da er den Markt selbst nutzte – entweder persönlich oder durch seinen Fahrer.²⁰⁴ Im Jahr 1946 ging man besonders ernsthaft gegen Schwarzmarkttouristen vor. Am 1. Juni 1946 führten die Militärkommandantur des Stabes der SMAD und die Staatsanwaltschaft eine Kontrolle und Registrierung von Fahrzeugen durch, die während der Dienstzeit (von 11:30 bis 15:00 Uhr) auf dem „Schwarzmarkt“ im Berliner Bezirk Lichtenberg anwesend waren. Es wurden entdeckt … (Anm. des Autors) sich gut einzukleiden.“ Wahrscheinlich dachten viele so, wagten es aber nicht, ihre Gedanken laut zu äußern – zumal nicht auf einer geschlossenen Parteiversammlung. Der Autor des oben zitierten Ausspruchs – ein Dolmetscher, Leutnant Tschumakow – war überhaupt für eine gewisse Extravaganz bekannt: So nannte er seine Kolleginnen grundsätzlich „gnädige Frau“ und „gnädiger Herr“ und versetzte sie damit in völlige Verwirrung.²³⁶ Gerade in den Nachkriegsjahren und speziell in der sowjetischen Besatzungsgesellschaft konnten die sogenannten Trödler – nicht nur Vorgesetzte, ihre Familien und ausgewählte Vertreter der Intelligenzija – erstmals den Duft dessen spüren, was man später als „Konsumismus“ und „Konsumverhalten“ bezeichnen würde. „Trödelei“ bedeutete nämlich nicht nur das aktive Handeln zum Erwerb von Dingen, sondern auch eine veränderte Einstellung zur drängenden Lebensnotwendigkeit: „Ich will haben“ statt „Ich muss haben“. Deshalb durchstreiften einige Mitarbeiter der SMAD die „Schwarzmarkt“-Basare auf der Suche sowohl nach lebensnotwendigen als auch nach exotischen Dingen: „Gestern war ich auf dem Trödelmarkt. Habe Handschuhe, mehrere Paar Socken, viele Hüte und Mützen in verschiedenen Farben gekauft – es wird also Kostüme geben, um den Kopf zu bedecken. Eine Strickmaschine konnte ich nicht auftreiben. Jetzt fehlen noch die Schreibmaschine und der Fahrradreifen. Für 250 Mark habe ich einen Rasierapparat gekauft (einen elektrischen Rasierapparat), günstig – wurde billiger als zwei Paar Damenstiefel (je 100 und 200) – habe ich Mama geschickt. Den Mantel habe ich teuer gegen ein Damenkleid getauscht. Aber wenigstens habe ich einen Mantel. Am Morgen, als ich ihn mir genauer ansah, stellte sich heraus, dass er ganz durchlöchert war – aus dem Stoff lässt sich nicht einmal eine Hose machen … Eine Schreibmaschine habe ich gekauft – eine elegante … Klein, tragbar, passte in einen meiner Koffer. Jetzt habe ich sieben Koffer, der achte – klein – enthält zwei Reifen, ein Fahrrad, ein Radioempfangsgerät und so viele Sorgen und Umstände außerhalb des Dienstes.“²³⁷ In dem hier zitierten Tagebucheintrag zeigt sich deutlich eine gewisse Verlegenheit des „stalinistischen Menschen“ über die „maßlose“ Leidenschaft fürs Trödeln, das bisher unbekannte Vergnügen am Besitz von Dingen, die Möglichkeit, etwas mit Angehörigen zu teilen, und ein ungezügelter Konsumentenenthusiasmus. Es ist klar, dass die Ausgangsbedingungen für alle unterschiedlich waren. Einige waren schockierend aktiv, andere versuchten lediglich, das Notwendige zu erwerben. ________________________
¹⁹⁸ GARF, F. R-7317, Op. 7, D. 105, Bl. 425–428. ¹⁹⁹ Kozlov, V. A.; Kozlova, M. E.: Lohnparadoxien der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (1945–1949). In: Istorija. Ostkraft. Wissenschaftliche Übersicht, Nr. 5, Moskau 2018. ²⁰⁰ Im November 1945 kosteten neue Herrenschuhe aus Leder auf dem Berliner Markt zwischen 800 und 1.200 Mark (1 Mark entsprach 50 Kopeken – Anm. d. Autors), gebrauchte – 200 bis 400, neue Damenschuhe – 700 bis 1.000, gebrauchte – 300 bis 750 Mark. Gebrauchte Herrenanzüge kosteten 1.000 bis 1.500 Mark, neue – ab 1.500 bis 2.000 Mark, Strümpfe aus Kunstseide – 150 bis 180 Mark, neue Herrenschmäntel – 1.600 bis 2.000 Mark, gebrauchte – 650 bis 1.000 Mark, Damenkleider aus Wolle – 1.000 bis 1.300 Mark (GARF, F. 7, Op. 29, D. 423, Bl. 3). ²⁰¹ Gelfand, W.: Tagebuch 1941–1946. Moskau 2015. URL: http://knigosite.org/library/read/34392. ²⁰² Litwin, G. A.: Auf den Trümmern des Dritten Reiches oder das Pendel des Krieges. Überlegungen eines Augenzeugen. Moskau 1998. URL: https://www.rulit.me/books/na-razvalinah-tretego-rejha-ili-mayatnik-vojny-read-31585.html; siehe auch: Semirjaga, M. I.: Wie wir Deutschland regierten. Politik und Leben. Moskau 1995. In Anlehnung an die Zeitschrift Amerikanec (April 1946) berichtete Semirjaga, dass amerikanische Soldaten innerhalb eines Jahres (Mai 1945 bis Mai 1946) „60 Autos mit Kleidung, auf dem Schwarzmarkt ,verdient‘, in die Heimat überführten“. ²⁰³ Gelfand, W.: Tagebuch 1941–1946. URL: http://knigosite.org/library/read/34392. ²⁰⁴ GARF, F. R-7317, Op. 40, D. 54, Bl. 38. ²³⁶ GARF, F. R-5704, Op. 1, D. 56, Bl. 33. ²³⁷ Gelfand, W. N.: a. a. O. ________________________
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Walerij A. Kozlow und Marina E. Kozlowa sind russische Historiker, die sich auf die Sozialgeschichte der sowjetischen Besatzung in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg spezialisiert haben. Sie sind Mitautoren zahlreicher Studien zur Alltagsgeschichte und zu den Konsumpraktiken sowjetischer Bürger in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands (1945–1949). Eine ihrer zentralen Arbeiten trägt den Titel: „Sowjetische Konsumpraktiken in der 'Kleinen UdSSR', 1945–1949 (nach Materialien der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland)“ und wurde im 27. Band des „Russkij Sbornik. Studien zur Geschichte Russlands“ veröffentlicht. Darüber hinaus verfassten sie die Monographie „‚Kleine UdSSR‘ und ihre Bewohner. Essays zur Sozialgeschichte der sowjetischen Besatzungsgesellschaft in Deutschland, 1945–1949“ (2021). Diese basiert auf umfangreichen Archivquellen, insbesondere Dokumenten der Sowjetischen Militäradministration, und liefert wichtige Einblicke in die soziale Struktur und das Alltagsleben sowjetischer Besatzungskräfte. Ihre Arbeiten leisten einen bedeutenden Beitrag zum Verständnis der sowjetischen Besatzungspolitik in Europa aus sozialgeschichtlicher Perspektive. |