Sanitätsangehörige der Roten Armee, die im August 1941 in der Nähe von Kiew gefangen genommen wurden, werden zur Überstellung in ein Kriegsgefangenenlager zusammengeführt.

Die Uniform vieler junger Frauen ist eine Mischform aus militärischer und ziviler Kleidung – ein Umstand, der für die Anfangsphase des Krieges charakteristisch war, als es der Roten Armee an Damenuniformen und passendem Schuhwerk in kleinen Größen mangelte. Links im Bild ist ein niedergeschlagener Artillerieleutnant zu erkennen, möglicherweise ein sogenannter „Bühnenkommandant“.

Wie viele Soldatinnen der Roten Armee in deutsche Kriegsgefangenschaft gerieten, ist bis heute nicht bekannt. Fest steht jedoch, dass die Wehrmacht Frauen nicht als reguläre Kombattanten anerkannte, sondern sie pauschal als Partisaninnen einstufte. Der deutsche Gefreite Bruno Schneider etwa berichtet, dass ihr Kompaniechef, Oberleutnant Prinz, vor dem Einsatz in der Sowjetunion den Befehl erteilte: *„Erschießt alle Frauen, die in der Roten Armee dienen.“*¹ Zahlreiche dokumentierte Fälle deuten darauf hin, dass dieser Befehl während des gesamten Krieges umgesetzt wurde:

• Im August 1941 ließ Emil Knol, Kommandeur der Feldgendarmerie der 44. Infanterie-Division, einen gefangengenommenen sowjetischen Militärarzt erschießen.²

• Im Jahr 1941 wurden in Mglinsk (Region Brjansk) zwei gefangene Sanitätshelferinnen von deutschen Soldaten erschossen.³

• Nach der Niederlage der Roten Armee auf der Krim im Mai 1942 versteckte sich eine Soldatin in Uniform im Haus eines Bürgers des Fischerdorfes Majak bei Kertsch. Am 28. Mai wurde sie entdeckt. Als sie festgenommen werden sollte, widersetzte sie sich und rief: „Schießt, ihr Bastarde! Ich sterbe für das sowjetische Volk, für Stalin – und ihr, Monster, werdet wie Hunde verrecken!“ Sie wurde im Hof erschossen.⁴

• Ende August 1942 wurde im Dorf Krymskaja (Region Krasnodar) eine Gruppe von Marineangehörigen, darunter mehrere Frauen in Uniform, erschossen.⁵

• Im Dorf Starotitarowskaja (Region Krasnodar) fand man unter den Leichen hingerichteter Kriegsgefangener auch den Körper einer jungen Frau in Uniform. Ihre Papiere wiesen sie als Tatjana Alexandrowna Michailowa, geboren 1923 in Nowo-Romanowka, aus.⁶

• Im September 1942 wurden im Dorf Woronzowo-Daschkowskoje (Region Krasnodar) die gefangenen Sanitätshelfer Glubokow und Jachmenjew schwer gefoltert.⁷

• Am 5. Januar 1943 wurden nahe des Hofes Sewerny acht Rotarmisten, darunter die Krankenschwester Ljuba, gefangen genommen. Nach langer Folter und Demütigung wurden alle erschossen.⁸

Das bekannte Foto zeigt zwei deutsche Soldaten – einen Unteroffizier und einen Fähnrich (rechts, offenbar bewaffnet mit einem erbeuteten sowjetischen Tokarew-TT-Pistole) –, die eine gefangene sowjetische Soldatin begleiten. Ob sie nur gefangen genommen oder bereits dem Tode geweiht war, bleibt offen.

Es scheint, als machten die „Hans“ keinen bösartigen Eindruck … Doch wer kann das schon mit Sicherheit sagen? Im Krieg sind es oft gerade ganz gewöhnliche Menschen, die zu Taten fähig sind, deren Abscheulichkeit sie in einem „anderen Leben“ niemals in Erwägung gezogen hätten.

Das Mädchen auf dem Foto trägt eine vollständige Felduniform der Roten Armee nach dem Muster von 1935 – eine Männeruniform – sowie gut erhaltene Stiefel des „Kommandostabs“, was auf eine höherwertige Ausstattung schließen lässt.

Ein ähnliches Bild, vermutlich aufgenommen im Sommer oder Frühherbst 1941, zeigt eine weitere Szene: Ein deutscher Unteroffizier fungiert als Begleitposten, während eine weibliche sowjetische Kriegsgefangene in einer Kommandantenmütze, aber ohne Abzeichen, abgebildet ist.

Der Übersetzer der Divisionsaufklärung, P. Rafes, erinnert sich, dass im 1943 befreiten Dorf Smagleevka, etwa 10 km von Kantemirovka entfernt, Einwohner berichteten, wie 1941 „ein verwundetes Leutnantmädchen nackt auf die Straße gezerrt wurde, ihr Gesicht und ihre Hände zerschnitten und ihr die Brüste abgeschnitten wurden“¹.

Da sie wussten, was ihnen im Falle einer Gefangennahme drohte, kämpften weibliche Soldaten in der Regel bis zum letzten Mann.

Gefangene Frauen wurden oft noch vor ihrer Tötung Opfer sexualisierter Gewalt. Ein Soldat der 11. Panzerdivision, Hans Rudhoff, berichtete, dass im Winter 1942 „… russische Krankenschwestern auf den Straßen lagen. Sie waren erschossen worden und auf die Straße geworfen worden. Sie lagen nackt … Auf ihren Leichen waren obszöne Inschriften angebracht“².

Im Juli 1942 drangen deutsche Motorradfahrer in Rostow in einen Hof ein, in dem sich Krankenschwestern befanden. Diese wollten gerade in Zivilkleidung wechseln, wurden jedoch in Militäruniform angetroffen, in eine Scheune gezerrt und vergewaltigt – sie wurden jedoch nicht getötet³.

Auch weibliche Kriegsgefangene, die in Lagern interniert wurden, waren sexueller Gewalt und Missbrauch ausgesetzt. Der ehemalige Kriegsgefangene K. A. Schenipow berichtet vom Lager in Drohobych, wo sich ein schönes gefangenes Mädchen namens Luda befand. „Hauptmann Stroer, der Lagerkommandant, versuchte, sie zu vergewaltigen. Als sie sich wehrte, ließ er deutsche Soldaten kommen, die Luda an eine Koje fesselten. Stroer vergewaltigte sie in dieser Position und erschoss sie anschließend“⁴.

Im Stalag 346 in Krementschug versammelte der deutsche Lagerarzt Orlyand Anfang 1942 50 Ärztinnen, Sanitäterinnen und Krankenschwestern. Er ordnete an, sie im Genitalbereich auf Geschlechtskrankheiten zu untersuchen. Die äußeren Untersuchungen nahm er selbst vor. Drei junge Frauen wählte er persönlich aus, um sie in sein Haus mitzunehmen. Deutsche Offiziere und Soldaten kamen, um sich an den zuvor untersuchten Frauen zu vergehen. Nur wenigen von ihnen gelang es, der Vergewaltigung zu entkommen⁵.

Soldatinnen der Roten Armee, die beim Versuch, im Sommer 1941 aus der Einkreisung bei Newel auszubrechen, gefangen genommen wurden:

An den abgemagerten Gesichtern der Frauen lässt sich ablesen, dass sie bereits vor ihrer Gefangennahme schwere Entbehrungen erlitten haben.

Auf dem Bild scheinen sich die deutschen Soldaten über die Kriegsgefangenen zu amüsieren und gezielt zu posieren – als wollten sie die baldige Umkehr der Rollen inszenieren und sich der Illusion hingeben, selbst nie in eine ähnliche Lage zu geraten. Das junge Mädchen hingegen, das offenbar bereits an der Front schwere Erfahrungen gemacht hat, scheint sich keine Illusionen über ihr Schicksal in der Gefangenschaft zu machen.

Auf dem rechten Foto (vermutlich September 1941, erneut in der Nähe von Kiew) machen die jungen Frauen, von denen eine sogar eine Armbanduhr trägt – ein seltener Besitz, da Uhren als wertvolle Tauschobjekte im Lager galten –, keinen verzweifelten oder erschöpften Eindruck. Die gefangenen Rotarmistinnen lächeln. Es stellt sich die Frage, ob es sich um eine gestellte Aufnahme handelt oder ob tatsächlich ein vergleichsweise umsichtiger Lagerkommandant für erträgliche Bedingungen sorgte.

Besonders hart traf das Schicksal viele weibliche Kriegsgefangene in Lagern, in denen ehemalige Kriegsgefangene als Aufseher und Lagerpolizisten eingesetzt waren. Zeugenaussagen belegen, dass es in mehreren Fällen zu systematischen Übergriffen kam. So wurden im Stalag Nr. 337 nahe Baranowitschi etwa 400 weibliche Kriegsgefangene in einem mit Stacheldraht abgesperrten Bereich festgehalten. Im Dezember 1967 sagte der frühere Leiter der Lagerwache A. M. Jarosch vor einem Militärgericht in Belarus aus, dass seine Untergebenen wiederholt Gewalt gegenüber den Frauen ausgeübt hätten¹.

Auch im Kriegsgefangenenlager Millerowo befanden sich weibliche Gefangene. Der zuständige Kommandant stammte aus der Gruppe der Wolgadeutschen. Die Bedingungen in der Frauenbaracke waren besonders bedrückend. Augenzeugen berichten von regelmäßigen Übergriffen durch Lagerpolizisten, denen die Frauen zeitweise ausgeliefert waren. Einzelne Lagerinsassen beschrieben auch besonders entwürdigende Bestrafungsrituale, die vorgeblich zur Disziplinierung dienten. Dabei handelte es sich um erzwungene Akte physischer Unterwerfung, deren Zweck in der öffentlichen Demütigung lag. Diese Praktiken und die Berichte darüber spiegeln eine systematische Missachtung jeglicher Menschenwürde wider.

Was sich in den Frauenbaracken abspielte, wurde nicht nur durch die Aussagen der Betroffenen bekannt, sondern auch durch Berichte der beteiligten Wachmannschaften, die ihre Rolle teils mit offenkundigem Zynismus schilderten².

Medizinische Fachkräfte der Roten Armee, die in vielen Kriegsgefangenenlagern, insbesondere in Durchgangs- und Verlegungslagern, interniert waren, wurden teilweise im Bereich der Lagerkrankenversorgung eingesetzt. Ihre Aufgaben beschränkten sich auf einfache medizinische Hilfeleistungen unter äußerst schwierigen hygienischen Bedingungen.

An vorderster Front könnte sich auch ein deutsches Feldlazarett befunden haben – im Hintergrund ist ein Teil der Karosserie eines Fahrzeugs zu erkennen, das offenbar für den Transport von Verwundeten ausgerüstet war. Einer der deutschen Soldaten auf dem Foto trägt zudem einen Verband an der Hand, was die Vermutung nahelegt, dass er selbst verwundet ist.

Krankenbaracke des Kriegsgefangenenlagers in Krasnoarmeysk (vermutlich Oktober 1941):

Im Vordergrund ist ein Unteroffizier der deutschen Feldgendarmerie mit einer charakteristischen Brustplakette zu erkennen.

In zahlreichen Lagern wurden weibliche Kriegsgefangene interniert. Augenzeugen zufolge befanden sie sich in einem äußerst schlechten Zustand. Unter den Bedingungen des Lagerlebens litten sie besonders stark – insbesondere unter dem Mangel an grundlegenden sanitären Einrichtungen.

K. Kromiadi, Mitglied der Arbeitsverteilungskommission, besuchte im Herbst 1941 das Lager Sedlice und sprach dort mit gefangenen Frauen. Eine von ihnen, eine Militärärztin, erklärte: „… alles ist erträglich, abgesehen vom Mangel an Wäsche und Wasser, der es uns unmöglich macht, uns umzuziehen oder zu waschen“¹.

Eine Gruppe medizinischer Angehöriger der Roten Armee, die im September 1941 im Kessel bei Kiew in Gefangenschaft geraten war, wurde im Lager Wolodymyr-Wolynsk (Oflag Nr. 365 „Nord“) festgehalten².

Die Krankenschwestern Olga Lenkowskaja und Taisija Schubina gerieten im Oktober 1941 in der Umklammerung bei Wjasma in Gefangenschaft. Zunächst wurden sie im Lager Gshatsk, anschließend in Wjasma interniert. Im März, als sich die Rote Armee näherte, verlegten die Deutschen die gefangenen Frauen nach Smolensk in das Durchgangslager Nr. 126. Dort gab es nur wenige weibliche Häftlinge, sie waren in einer separaten Baracke untergebracht, und der Kontakt zu männlichen Gefangenen war untersagt. Von April bis Juli 1942 wurden sämtliche Frauen unter der Auflage einer „freien Ansiedlung in Smolensk“ entlassen³.

Krim, Sommer 1942. Sehr junge Soldaten der Roten Armee, soeben von der Wehrmacht gefangen genommen – unter ihnen auch eine junge Soldatin:

Höchstwahrscheinlich war sie keine Sanitäterin: Ihre Hände waren sauber, sie hatte offenbar in einer kürzlich stattgefundenen Schlacht keine Verwundeten versorgt.

Nach dem Fall von Sewastopol im Juli 1942 gerieten etwa 300 weibliche medizinische Fachkräfte in deutsche Gefangenschaft – darunter Ärztinnen, Krankenschwestern und Sanitäterinnen¹. Zunächst wurden sie nach Slavuta gebracht. Im Februar 1943, nachdem etwa 600 weibliche Kriegsgefangene im Lager versammelt worden waren, wurden sie in Waggons verladen und in den Westen deportiert. In Riwne mussten sich alle in einer Reihe aufstellen, woraufhin eine erneute Suche nach jüdischen Gefangenen begann. Einer der Häftlinge, ein gewisser Kasatschenko, identifizierte einzelne Frauen mit den Worten: „Das ist eine Jüdin, das ist ein Kommissar, das ist ein Partisan.“ Diejenigen, die aus der Gruppe herausgenommen wurden, wurden erschossen. Die übrigen wurden erneut in die Waggons verladen – Männer und Frauen gemeinsam. Die Häftlinge selbst teilten den Waggon in zwei Bereiche: einen für die Frauen, einen für die Männer. Der Ein- und Ausstieg erfolgte durch ein Loch im Boden².

Unterwegs wurden die Männer an verschiedenen Stationen ausgeladen, während die Frauen am 23. Februar 1943 in die Stadt Zoyez gebracht wurden. Dort stellte man sie in Reihen auf und teilte ihnen mit, sie sollten in Rüstungsfabriken arbeiten. Unter den Häftlingen befand sich auch Jewgenija Lasarewna Klemm, eine jüdische Geschichtslehrerin am Pädagogischen Institut in Odessa, die sich als Serbin ausgab. Sie genoss großes Ansehen unter den weiblichen Kriegsgefangenen. Im Namen aller erklärte E. L. Klemm auf Deutsch: „Wir sind Kriegsgefangene und werden nicht in Rüstungsfabriken arbeiten.“ Daraufhin wurden alle Gefangenen geschlagen und anschließend in einen kleinen Raum gesperrt, in dem es wegen Überfüllung weder möglich war zu sitzen noch sich zu bewegen. Fast einen Tag lang mussten sie in dieser Position verharren. Danach wurden die widerständigen Frauen nach Ravensbrück überstellt³. Kurz nach ihrer Rückkehr aus dem Lager beging E. L. Klemm Selbstmord, nachdem sie von den sowjetischen Sicherheitsorganen wiederholt zu einem Geständnis wegen angeblichen Landesverrats gedrängt worden war³.

Das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück wurde 1939 errichtet. Die ersten Häftlinge stammten aus Deutschland, später kamen Frauen aus den von der Wehrmacht besetzten europäischen Ländern hinzu. Allen Inhaftierten wurde das Haar geschoren. Sie trugen gestreifte, blau-grau gefärbte Kleider und dünne Jacken. Die Unterwäsche bestand aus einem Hemd und einer Unterhose; BHs und Gürtel waren nicht erlaubt. Im Oktober wurde ein Paar alter Strümpfe für sechs Monate ausgegeben – nicht alle Frauen konnten sie bis zum Frühjahr tragen. Die Schuhe bestanden, wie in den meisten Konzentrationslagern, aus Holz⁴.

Die Baracken waren in zwei Bereiche unterteilt, die durch einen Korridor miteinander verbunden waren: einen Aufenthaltsraum mit Tischen, Hockern und kleinen Spinden sowie einen Schlafbereich mit dreistöckigen Pritschen und schmalen Gängen dazwischen. Für jeweils zwei Häftlinge wurde eine Baumwolldecke ausgegeben. In einem separaten Raum lebte die Blockälteste. Im Flur befanden sich ein Waschraum und eine Toilette⁵.

Im Sommer oder Frühherbst 1942 traf im Stalag 370 in Simferopol ein Transport sowjetischer Kriegsgefangener ein:

Die Gefangenen tragen all ihre kargen Habseligkeiten; unter der heißen Krimsonne banden viele von ihnen ihre Köpfe mit Tüchern zusammen und warfen ihre schweren Stiefel aus.

Ebenda, Stalag 370, Simferopol:

Die weiblichen Häftlinge des Konzentrationslagers Ravensbrück arbeiteten vor allem in den Nähwerkstätten des Lagers. Dort wurden rund 80 % der Uniformen für die SS-Truppen sowie Lagerkleidung für männliche und weibliche Häftlinge produziert¹.

Die ersten sowjetischen Kriegsgefangenen – 536 Frauen – trafen am 28. Februar 1943 im Lager ein. Zunächst wurden sie in das Badehaus gebracht und anschließend mit gestreifter Lagerkleidung eingekleidet. Auf ihren Uniformen war ein rotes Dreieck mit der Aufschrift „SU“ (Sowjetunion) angebracht².

Bereits vor ihrer Ankunft hatte die SS unter den Häftlingen Gerüchte verbreitet, es handele sich bei der angekündigten Gruppe um eine „Mörderbande aus Russland“. Die Frauen wurden in einem gesonderten, mit Stacheldraht umgebenen Block untergebracht².

Der Tagesablauf begann um 4 Uhr morgens. Nach stundenlanger Zählung und Appell arbeiteten die Frauen täglich 12 bis 13 Stunden in den Werkstätten oder im Lagerkrankenhaus.

Das Frühstück bestand aus einem Kaffeeersatz, den die Frauen oft zum Waschen der Haare nutzten – da es kein warmes Wasser gab. Der Kaffee wurde gesammelt und abwechselnd verwendet. Frauen mit noch intakten Haaren fertigten sich aus Holz oder Metall selbst Kämme an. Die Französin Micheline Morel erinnert sich: „Russische Mädchen schnitten mit Maschinen Holzbretter oder Metallplatten zu und polierten sie zu akzeptablen Kämmen. Für eine Jakobsmuschel aus Holz gaben sie eine halbe Brotration, für eine aus Metall – eine ganze“³.

Zum Mittagessen erhielten die Häftlinge einen halben Liter Kürbissuppe und zwei bis drei gesalzene Kartoffeln. Am Abend gab es ein kleines Brot für fünf Personen mit Sägemehlzusatz sowie erneut einen halben Liter dünne Suppe⁴.

Die sowjetischen Kriegsgefangenen machten auf die übrigen Insassinnen großen Eindruck. Nach den Bestimmungen der Genfer Konvention hätten sie als Kriegsgefangene behandelt werden müssen, was die Lagerleitung als Affront betrachtete. So zwang man sie zur „Bestrafung“, mehrere Stunden ohne Verpflegung im Gleichschritt über die Lagerstraße zu marschieren. Doch die Frauen des sogenannten „Rotarmisten-Blocks“ wandelten die Maßnahme in eine Demonstration ihrer Stärke. Die deutsche Häftlingsnummer 10787, S. Müller, erinnert sich: „Fünfhundert sowjetische Frauen, zehn in einer Reihe, marschierten wie auf einer Parade. Ihre Schritte hallten rhythmisch über die Lagerstraße. Plötzlich gab eine Frau an der Flanke das Kommando zum Gesang: 'Eins, zwei, drei!' Und dann sangen sie:
Steh auf, riesiges Land,
steh auf zum tödlichen Kampf...“
Die SS war konsterniert. Die beabsichtigte Demütigung wurde zu einem Akt der Stärke und des Widerstands. Letztlich mussten die Frauen doch versorgt werden, denn politische Häftlinge hatten vorgesorgt⁵.

Der Widerstandsgeist der sowjetischen Frauen äußerte sich auch in anderen Situationen. Als zwölf sowjetische Mädchen auf eine Liste für die Deportation nach Majdanek gesetzt wurden, wo sie die Gaskammern erwarteten, weigerten sich ihre Kameradinnen, sie auszuliefern. Schließlich marschierten 500 Frauen geschlossen zum Kommandanten. Übersetzerin war erneut E. L. Klemm. Der Kommandant drohte mit Erschießung, woraufhin die Häftlinge in den Hungerstreik traten⁶.

Im Februar 1944 wurden etwa 60 sowjetische Frauen aus Ravensbrück in das Konzentrationslager Barth bei den Heinkel-Flugzeugwerken überstellt. Sie weigerten sich zu arbeiten, woraufhin sie sich entkleiden und ihre Holzschuhe ablegen mussten. In der eisigen Kälte standen sie stundenlang in zwei Reihen. Der Aufseher erschien jede Stunde, bot Kaffee und ein Bett – sofern sie sich zur Arbeit bereit erklärten. Drei Frauen wurden in die Strafzelle geworfen, zwei starben an Lungenentzündung⁷.

Die andauernden Misshandlungen, harte Arbeit und Hunger führten vereinzelt zu Selbstmorden. So warf sich im Februar 1945 die Militärärztin und Verteidigerin von Sewastopol, Sinaida Aridowa, gegen den elektrischen Lagerzaun und nahm sich das Leben⁸.

Trotz aller Härten blieb der Glaube an die Befreiung lebendig. Dieser fand Ausdruck in einem Lied eines unbekannten Verfassers, das unter den Häftlingen verbreitet war⁹:

Kinn hoch, russische Mädchen!
Kopf hoch, sei tapfer!
Wir werden nicht mehr viel Geduld haben,
Die Nachtigall wird im Frühling kommen…
Und wird uns die Tür öffnen,
Und wird das gestreifte Kleid von unseren Schultern nehmen,
Und unsere tiefen Wunden heilen,
Und wischen die Tränen aus unseren geschwollenen Augen.
Kopf hoch, russische Mädchen!
Sei überall russisch, überall!
Es wird nicht lange dauern, es wird nicht lange dauern
Und wir werden auf russischem Boden sein.

Die ehemalige Häftling Germaine Tillon hat in ihren Memoiren eine eigentümliche Schilderung der russischen Kriegsgefangenen in Ravensbrück gegeben: „... ihre Solidarität wurde damit begründet, dass sie vor ihrer Gefangennahme eine Heeresschule besucht hatten. Sie waren jung, zäh, ordentlich, ehrlich und auch ziemlich unhöflich und ungebildet. Unter ihnen waren auch Intellektuelle (Ärzte, Lehrer) - wohlwollend und aufmerksam. Außerdem mochten wir ihren Ungehorsam, ihren Widerwillen, den Deutschen zu gehorchen “ (Golos, S. 74-5.) .

Auch weibliche sowjetische Kriegsgefangene wurden in verschiedene Konzentrationslager deportiert. Der Auschwitz-Häftling A. Lebedew berichtet, dass im Frauenlager Fallschirmjägerinnen wie Ira Iwannikowa, Schenja Saritschewa, Wiktorina Nikitina, die Ärztin Nina Charlamowa sowie die Krankenschwester Klawdija Sokolowa untergebracht waren¹.

Im Januar 1944 wurden über 50 weibliche Kriegsgefangene aus dem Lager Chełm in das Konzentrationslager Majdanek überstellt. Grund dafür war ihre Weigerung, eine Verpflichtung zur Arbeit in Deutschland zu unterzeichnen und als zivile Arbeitskräfte zu fungieren. Unter den Deportierten befanden sich die Ärztin Anna Nikiforowa, die Militärsanitäterinnen Efrosinja Tsepennikowa und Tonja Leontjewa sowie die Infanterieleutnantin Vera Matjutskaja².

Die Navigatorin des sowjetischen Fliegerregiments, Anna Jegorowa, wurde nach dem Abschuss ihres Flugzeugs über Polen gefangengenommen. Sie erlitt einen Granatenschock sowie Verbrennungen im Gesicht und wurde im Lager Küstrin interniert³. Im Jahr 1965 wurde ihr postum der Titel „Held der Sowjetunion“ verliehen³.

Trotz der lebensfeindlichen Bedingungen in der Gefangenschaft und des Verbots jeglichen Kontakts zwischen männlichen und weiblichen Kriegsgefangenen kam es, insbesondere im Umfeld der Lagerlazarette, vereinzelt zu Beziehungen, aus denen Kinder hervorgingen. Die deutsche Lagerverwaltung verhielt sich in solchen Fällen meist zurückhaltend und ließ Geburten gewähren. Nach der Geburt wurden die Mütter entweder aus dem Kriegsgefangenenstatus entlassen und zu ihren Verwandten in den besetzten Gebieten überstellt oder gemeinsam mit dem Kind in das Lager rücküberführt⁴.

So geht aus den Unterlagen des Lazaretts im Stalag Nr. 352 in Minsk hervor, dass „die Krankenschwester Alexandra Sindeva am 23. Februar 1942 zur Entbindung in das erste Stadtkrankenhaus kam und anschließend gemeinsam mit dem Kind ins Gefangenenlager Rolban zurückkehrte“⁵.

Das vermutlich letzte Foto von sowjetischen Soldaten, die in den Jahren 1943 oder 1944 in deutsche Kriegsgefangenschaft gerieten, zeigt eine Gruppe erschöpfter Rotarmisten kurz nach ihrer Gefangennahme.

Beide Frauen waren offenbar mit militärischen Auszeichnungen versehen – die linke trägt die Medaille „Für Tapferkeit“ (erkennbar am dunklen Rand des letzten Elements), die rechte möglicherweise die Medaille „Für militärische Verdienste“. Es existiert die Vermutung, dass es sich um Pilotinnen handelt, doch dies ist unwahrscheinlich, da beide lediglich Rangabzeichen von Gefreiten tragen.

Im Jahr 1944 verschärfte sich die Haltung gegenüber weiblichen Kriegsgefangenen. Sie wurden neuen Kontrollmechanismen unterzogen. Gemäß den allgemeinen Bestimmungen zur Überprüfung und Auswahl sowjetischer Kriegsgefangener erließ das Oberkommando der Wehrmacht (OKW) am 6. März 1944 eine Sonderanordnung „Über die Behandlung russischer Kriegsgefangener“. Das Dokument sah vor, dass auch sowjetische Frauen in Kriegsgefangenschaft einer Kontrolle durch die örtliche Gestapo unterzogen werden sollten – ebenso wie männliche Kriegsgefangene. Falls sich bei dieser Kontrolle eine politische Unzuverlässigkeit herausstellte, sollten die Betroffenen aus dem Status der Kriegsgefangenschaft entlassen und der Polizei überstellt werden¹.

Auf Grundlage dieser Anordnung befahl der Chef des Sicherheitsdienstes (SD) am 11. April 1944, politisch unzuverlässige weibliche Kriegsgefangene in das nächstgelegene Konzentrationslager einzuweisen. Diese Frauen wurden dort der sogenannten „Sonderbehandlung“ – das heißt der physischen Liquidation – unterzogen. So kam etwa Wera Panschenko-Pisanetskaja, die Älteste einer Gruppe von rund 700 in einem Rüstungsbetrieb im Ort Gentin beschäftigten Frauen, ums Leben. Infolge einer Untersuchung wurde sie der Sabotage beschuldigt, im August 1944 nach Ravensbrück überstellt und dort im Herbst desselben Jahres hingerichtet².

Im Konzentrationslager Stutthof wurden 1944 fünf sowjetische Offiziere, darunter eine Majorin, exekutiert. Sie wurden zunächst zum Krematorium gebracht. Die Männer wurden einzeln erschossen. Als Letzte wurde die Frau hereingeführt. Laut der Aussage eines polnischen Häftlings, der im Krematorium arbeitete und Russisch verstand, wurde sie von einem russisch sprechenden SS-Mann verspottet und schikaniert. Nach der Frage „Warum hast du das getan?“ antwortete sie: „Für das Vaterland.“ Daraufhin schlug der SS-Mann sie und sagte: „Das ist für dein Vaterland.“ Die Frau spuckte ihm ins Gesicht und entgegnete: „Und das ist für deines.“ In der Folge wurde sie von mehreren SS-Männern gewaltsam in den geöffneten Verbrennungsofen gestoßen. Ihre Haare gerieten durch die Hitze in Brand, doch sie setzte sich weiterhin zur Wehr. Schließlich wurde sie auf einen Leichenwagen gelegt und in den Ofen geschoben – ein Vorgang, der von den Häftlingen im Krematorium mitangesehen wurde³.

In Ungarn sah sich die Rote Armee nicht nur bewaffnetem Widerstand gegenüber, sondern auch hinterhältigen Angriffen aus der Zivilbevölkerung, etwa wenn „Betrunkene und Nachzügler auf Gehöften getötet“ oder in Silos ertränkt wurden. Dennoch hieß es über die dortige weibliche Bevölkerung: „Frauen, nicht so verdorben wie die Rumäninnen, gaben mit beschämender Leichtigkeit nach ... Ein bisschen Liebe, ein bisschen Ausschweifung und vor allem natürlich Angst halfen.“

Ein ungarischer Anwalt wird mit den Worten zitiert: „Es ist sehr gut, dass die Russen Kinder so sehr lieben. Es ist sehr schlimm, dass sie Frauen so sehr lieben.“ Dazu kommentierte Boris Sluzki: „Er hat nicht berücksichtigt, dass ungarische Frauen auch Russen liebten, dass es neben der düsteren Angst, die Matronen und Familienmütter in die Knie zwang, auch die Zärtlichkeit der Mädchen und die verzweifelte Zärtlichkeit der Soldaten gab, die sich den Mördern ihrer Männer hingaben.“

Grigori Tschuchrai schilderte in seinen Memoiren einen entsprechenden Vorfall in Ungarn. Ein Teil seiner Einheit hatte sich in einem Haus einquartiert. Während eines Festes, unter dem Einfluss von russischem Wodka, gestanden die Hausbesitzer, dass sie ihre Tochter auf dem Dachboden versteckt hätten. Die sowjetischen Offiziere reagierten empört: „Für wen halten Sie uns? Wir sind keine Faschisten!“ Die Gastgeber schämten sich, und bald erschien ein mageres Mädchen namens Mariyka am Tisch und begann hastig zu essen. Nachdem sie sich etwas eingelebt hatte, begann sie zu flirten und stellte Fragen. Am Ende des Abendessens herrschte eine freundliche Stimmung, und es wurde auf „Borotshaz“ – Freundschaft – angestoßen. Mariyka nahm diesen Trinkspruch offenbar zu wörtlich. Als sich die Soldaten zur Nachtruhe begaben, erschien sie in Unterwäsche im Zimmer des Autors. „Als sowjetischer Offizier wurde mir sofort klar, dass eine Provokation vorbereitet wurde“, erinnerte sich Tschuchrai. „Sie rechnen damit, dass ich Mariykas Reizen erliege, um dann einen Skandal zu inszenieren. Aber ich werde nicht darauf hereinfallen.“ Er erklärte, dass ihn Mariykas Charme ohnehin nicht beeindruckt habe, und führte sie zur Tür.

Am nächsten Morgen servierte die Gastgeberin das Frühstück und klapperte nervös mit dem Geschirr. „Die Provokation ist gescheitert!“, dachte er und teilte seine Einschätzung dem ungarischen Dolmetscher mit, der daraufhin in schallendes Gelächter ausbrach: „Das war keine Provokation! Ihnen wurde ein freundliches Wesen entgegengebracht, das Sie brüsk zurückgewiesen haben. Sie gelten jetzt nicht mehr als Mensch in diesem Haus. Sie müssen umziehen.“

Auf die Frage, warum man die Tochter auf dem Dachboden versteckt habe, lautete die Antwort: „Aus Angst vor Gewalt. Bei uns ist es üblich, dass ein Mädchen vor der Ehe mit Zustimmung der Eltern Erfahrungen mit Männern sammelt. Man sagt hier: Man kauft keine Katze im Sack ...“

Junge, gesunde Männer übten eine natürliche Anziehungskraft auf Frauen aus. Doch die Freizügigkeit europäischer Moralvorstellungen verführte manche sowjetische Soldaten, während andere im Gegenteil der Auffassung waren, dass zwischenmenschliche Beziehungen nicht auf bloße körperliche Bedürfnisse reduziert werden dürften. So berichtete Sergej Alexander Rodin von seinem Besuch – aus Neugier – in einem Budapester Bordell, das auch nach Kriegsende noch bestand: „... Nach dem Besuch blieb ein widerwärtiges, beschämendes Gefühl zurück – eine Mischung aus Lüge und Schein. Das Bild einer Frau, die offensichtliche, aufrichtige Gefühle nur vortäuschte, wollte mir nicht aus dem Kopf gehen ... Interessant ist, dass nicht nur ich, ein junger Mann mit Prinzipien wie 'kein Kuss ohne Liebe', dieses unangenehme Gefühl verspürte, sondern auch die meisten meiner Kameraden, mit denen ich darüber sprach ...“ Etwa zur selben Zeit hatte er eine Begegnung mit einer jungen Ungarin, die etwas Russisch sprach. Auf seine Bemerkung, dass ihm Budapest gefalle, ihn aber die Bordelle beschämten, antwortete sie: „Warum?“ Rodin erklärte: „Weil es unnatürlich ist – eine Frau nimmt Geld und beginnt sofort zu 'lieben'.“ Das Mädchen überlegte kurz, nickte dann zustimmend und sagte: „Du hast recht: Es ist hässlich, Geld vorneweg zu geben.“

Polen hinterließ andere Eindrücke. Der Dichter David Samojlow schrieb: „In Polen hielt man uns streng. Es war schwer, sich vom Ort zu entfernen, und Streiche wurden hart bestraft.“ Insgesamt hinterließ das Land einen eher negativen Eindruck bei ihm, mit Ausnahme der Schönheit der polnischen Frauen. „Ich kann nicht sagen, dass uns Polen besonders gefallen hätte“, so Samojlow. „Ich fand dort nichts Edles oder Ritterliches – im Gegenteil, alles war spießig, bäuerlich – Werte und Interessen. Besonders in Ostpolen wurden wir misstrauisch, halb feindlich betrachtet, und die Menschen versuchten, den Befreiern alles abzuringen, was möglich war. Doch die Frauen waren wohltuend schön und kokett. Sie bezauberten uns mit ihren Manierismen, dem gurrenden Sprechen, bei dem plötzlich alles verständlich wurde. Manche waren gefesselt von der rohen Männlichkeit der Soldaten oder einfach von der Uniform. Die bleichen, abgemagerten früheren Verehrer traten mit zusammengebissenen Zähnen in den Hintergrund ...“

Doch nicht alle Einschätzungen polnischer Frauen waren von solcher Romantik geprägt. Am 22. Oktober 1944 notierte der Unterleutnant Wladimir Gelfand in seinem Tagebuch: „In der Ferne tauchte die Stadt auf, die ich unter dem Namen [Wladow] verlassen hatte, mit schönen Polinnen, stolz bis zum Ekel ... Man erzählte mir von polnischen Frauen: Sie lockten unsere Soldaten und Offiziere ins Bett und schnitten ihnen dann mit Rasierklingen den Penis ab, erwürgten sie mit bloßen Händen oder kratzten ihnen die Augen aus. Verrückte, wilde, abscheuliche Frauen! Man muss sich vor ihrer Schönheit hüten.“ Doch Gelfands Aufzeichnungen enthalten auch andere Töne. Am 24. Oktober beschrieb er eine Begegnung mit jungen Polinnen in einem Dorf: „Heute begleiteten mich schöne polnische Mädchen. Sie klagten über den Mangel an Männern in Polen. Sie nannten mich 'Pan', blieben jedoch unnahbar. Eine von ihnen klopfte ich leicht auf die Schulter, als Antwort auf ihre Bemerkung über Männer, und tröstete mich mit dem Gedanken an einen offenen Weg für sie nach Russland – dort gibt es viele Männer. Sie wich jedoch rasch zurück und entgegnete, dass es auch hier Männer für sie geben werde. Wir verabschiedeten uns mit einem Händedruck. Wir wurden uns also nicht einig, aber sie sind nette Mädchen – auch wenn sie Polinnen sind.“ Einen Monat später, am 22. November, hielt er seine Eindrücke von der ersten polnischen Großstadt Minsk-Mazowiecki fest. Neben architektonischen Eindrücken und der Vielzahl von Fahrrädern schilderte er seine Wahrnehmung der Stadtbewohner: „Lauter, ziellos umherziehender Menschenauflauf. Frauen, alle mit weißen Spezialhüten, die wie vom Wind herbeigeweht wirken und sie wie Vierzigjährige aussehen lassen – überraschend neuartig. Die Männer mit dreieckigen Mützen und Hüten sind dick, gepflegt, leer. Wie viele es sind! … Gefärbte Lippen, gezupfte Augenbrauen, Anmaßung, übertriebene Zartheit – wie fremd all dies dem natürlichen Leben erscheint. Es scheint, als lebten und bewegten sich die Menschen nur, um von anderen gesehen zu werden – und alle würden verschwinden, sobald der letzte Zuschauer die Stadt verlässt ...“

Nicht nur die polnischen Städter, sondern auch die Dorfbewohner hinterließen einen nachhaltigen, wenn auch ambivalenten Eindruck. „Die Vitalität der Polen, die die Schrecken des Krieges und der deutschen Besatzung überlebt hatten, war beeindruckend“, erinnerte sich Alexander Rodin. „Sonntagnachmittag in einem polnischen Dorf: Schön, elegant, in Seidenkleidern und Strümpfen gekleidet – die Polinnen, die an Wochentagen gewöhnliche Bäuerinnen sind, Mist harken, barfuß und unermüdlich auf dem Hof arbeiten. Selbst ältere Frauen wirken frisch und jugendlich, auch wenn dunkle Ringe ihre Augen umrahmen ...“ Weiter zitierte er seinen Tagebucheintrag vom 5. November 1944: „Am Sonntag sind alle festlich gekleidet. Man besucht einander. Männer mit Filzhüten, Krawatten, Pullovern. Frauen in Seidenkleidern und hellen, ungetragenen Strümpfen. Mädchen mit rosa Wangen – panienki. Schön frisierte blonde Locken ... Auch die Soldaten, die in einer Hüttenecke sitzen, wirken belebt. Aber wer einfühlsam ist, erkennt, dass diese Fröhlichkeit schmerzlich ist. Alle lachen laut, um zu zeigen, dass es ihnen nichts ausmacht, dass es überhaupt nicht schlimm sei, ja gar nicht beneidenswert. Sind wir schlechter als sie? Der Teufel weiß, was für ein Glück ein friedliches Leben ist – schließlich habe ich sie nie im zivilen Leben gesehen!“

Sein Kamerad, Unteroffizier Nikolai Nesterow, schrieb am selben Tag in sein Tagebuch: „Heute ist Ruhetag. Die Polen versammeln sich, hübsch gekleidet, in derselben Hütte, und sitzen paarweise beieinander. Es ist sogar irgendwie unangenehm. Warum kann ich nicht auch so sitzen? …“

Die Soldatin Galina Jartsewa äußerte sich deutlich schärfer über die „europäische Moral“, die sie an „ein Fest während der Pest“ erinnerte. Am 24. Februar 1945 schrieb sie an einen Freund von der Front: „… Wenn sich die Gelegenheit bot, konnten großartige Päckchen mit ihren Trophäengütern verschickt werden. Da war einiges dabei. Wir wären restlos ausgezogen worden. Welche Städte ich gesehen habe, welche Männer und Frauen! Und wenn man sie anschaut, ist man von so viel Bosheit und Hass erfüllt! Sie leben, lieben, lachen – und du gehst los und befreist sie. Sie lachen über die Russen – ‚Schwein!‘ Ja, ja! Bastarde … Ich mag niemanden außer der UdSSR, außer den Völkern, die mit uns leben. Ich glaube nicht an eine Freundschaft mit Polen oder Litauern …“

In Österreich, wo die sowjetischen Truppen im Frühjahr 1945 einmarschierten, drohte ihnen eine „allgemeine Kapitulation“: „Ganze Dörfer waren mit weißen Tüchern bedeckt. Ältere Frauen hoben die Arme, wenn sie einem Mann in Uniform begegneten.“ Laut Boris Sluzki hätten die Soldaten hier „die blonden Frauen erwischt“. Gleichzeitig habe sich gezeigt, dass „die Österreicher nicht allzu hartnäckig“ gewesen seien. Die überwältigende Mehrheit der Bauerntöchter habe sich auf Beziehungen eingelassen. Die Fronturlauber fühlten sich „wie Christus im Schoß“. In Wien staunte ein örtlicher Bankangestellter über die Hartnäckigkeit und Ungeduld der Russen. Er glaubte, dass Tapferkeit allein ausreiche, um sich aus dem Kranz alles zu pflücken, was man wolle. Es ging also nicht nur um Angst, sondern auch um gewisse Eigenheiten nationaler Mentalitäten und traditioneller Verhaltensmuster.

Und schließlich Deutschland – das Land der Feindinnen: Mütter, Ehefrauen, Töchter und Schwestern jener Männer, die von 1941 bis 1944 die Zivilbevölkerung der besetzten sowjetischen Gebiete gequält hatten. Wie nahmen sowjetische Soldaten die deutschen Frauen wahr?

Das Auftreten deutscher Frauen unter den Flüchtlingen beschrieb Wladimir Bogomolow in seinem Tagebuch: „Frauen – alt und jung – mit Hüten, mit Kopftüchern, mit Turban oder nur mit einem Tuch, wie unsere Frauen. In schicken Mänteln mit Pelzkragen ebenso wie in zerlumpten Kleidern unklaren Schnitts … Viele Frauen tragen dunkle Brillen, um nicht in die grelle Maisonne blinzeln zu müssen – oder um ihr Gesicht vor Falten zu schützen …“

Lew Kopelew erinnerte sich an eine Begegnung mit Berliner Evakuierten in Allenstein: „Auf dem Bürgersteig stehen zwei Frauen. Aufwendige Hüte, eine davon sogar mit Schleier. Mäntel von guter Qualität – und sie selbst glatt, glatt.“ Und er zitierte Kommentare sowjetischer Soldaten: „Hühner“, „Truthahn“, „die wär glatt …“

Wie verhielten sich die Deutschen bei Zusammentreffen mit sowjetischen Soldaten? Im Bericht des stellvertretenden Leiters der Hauptpolitischen Verwaltung der Roten Armee, Schikin, an das Zentralkomitee der KPdSU wird geschildert: „Die deutsche Bevölkerung beginnt allmählich, sich wieder auf die Straße zu wagen, fast alle tragen weiße Armbinden am Ärmel. Beim Zusammentreffen mit unseren Soldaten heben viele Frauen die Hände, weinen und zittern vor Angst. Doch sobald sie erkennen, dass die Soldaten und Offiziere der Roten Armee keineswegs so sind, wie es die faschistische Propaganda behauptet hatte, schwindet diese Angst rasch. Immer mehr Menschen betreten die Straße, bieten ihre Dienste an und versuchen auf jede erdenkliche Weise, ihre Loyalität gegenüber der Roten Armee zu demonstrieren.“

Den stärksten Eindruck auf die Sieger hinterließ die Demut und Besonnenheit der deutschen Frauen. In diesem Zusammenhang ist die Schilderung des Mörsermannes N. A. Orlow von Interesse, der 1945 über das Verhalten deutscher Frauen zutiefst erstaunt war: „Niemand im Minenbataillon tötete deutsche Zivilisten. Unser Sonderoffizier war ein 'Germanophiler'. Sollte so etwas geschehen, hätten die Strafbehörden rasch auf einen solchen Exzess reagiert. Was die Gewalt gegenüber deutschen Frauen betrifft, so scheint mir, dass einige, die davon berichten, etwas übertreiben. Ich erinnere mich an ein Beispiel anderer Art. Wir marschierten in eine deutsche Stadt ein und bezogen Quartier in Wohnhäusern. Eine etwa 45-jährige Frau erschien und verlangte den Kommandanten zu sprechen. Sie wurde zu Marschenko gebracht. Sie behauptete, für das Viertel zuständig zu sein, und erklärte, sie habe 20 deutsche Frauen versammelt, die bereit seien, sowjetischen Soldaten sexuell zu dienen. Marschenko verstand Deutsch, und ich übersetzte dem stellvertretenden Politoffizier Dolgoborodow, der neben mir stand, den Sinn ihrer Worte. Die Reaktion unserer Offiziere war wütend und obszön. Die Frau wurde samt ihrer 'Dienstgruppe' davongejagt. Allgemein verblüffte uns der deutsche Gehorsam. Man hatte von den Deutschen Partisanenkrieg und Sabotage erwartet. Doch für diese Nation steht Ordnung über allem. Wenn man der Sieger ist, dann fügen sie sich – freiwillig, nicht gezwungen. So funktioniert ihre Psychologie.“

Einen ähnlichen Vorfall beschreibt David Samoilow in seinen Militärnotizen: „In Arendsfeld, wo wir uns gerade niedergelassen hatten, erschien eine kleine Gruppe Frauen mit Kindern. Angeführt wurden sie von einer etwa fünfzigjährigen Deutschen mit einem gewaltigen Schnurrbart – Frau Friedrich. Sie gab sich als Vertreterin der Zivilbevölkerung aus und bat darum, die verbliebenen Einwohner registrieren zu dürfen. Wir erwiderten, das sei erst möglich, wenn das Kommandanturbüro eingerichtet sei.

‚Das ist unmöglich‘, sagte Frau Friedrich. ‚Hier sind Frauen und Kinder. Sie müssen registriert werden.‘

Die Zivilbevölkerung unterstrich ihre Worte durch Schreie und Tränen.

Da ich nicht wusste, was zu tun sei, schlug ich vor, dass sie vorübergehend den Keller jenes Hauses beziehen sollten, in dem wir untergebracht waren. Sie beruhigten sich, gingen in den Keller und begannen dort auf die Behörden zu warten.

‚Herr Kommissar‘, sagte Frau Friedrich selbstgefällig zu mir – ich trug eine Lederjacke –, ‚wir verstehen, dass Soldaten gewisse Bedürfnisse haben.‘ Und sie fuhr fort: ‚Wir sind bereit, Ihnen einige junge Frauen zur Verfügung zu stellen, damit …‘

Ich habe das Gespräch mit Frau Friedrich nicht fortgesetzt.“

Nach einem Gespräch mit Berlinerinnen am 2. Mai 1945 schrieb Wladimir Bogomolow in sein Tagebuch: „Wir betreten eines der noch stehenden Häuser. Alles ist still, tot. Wir klopfen, bitten um Einlass. Man hört leises Flüstern im Flur, dumpfes, aufgeregtes Reden. Schließlich öffnet sich die Tür. Frauen ohne erkennbares Alter, dicht zusammengedrängt, verbeugen sich ängstlich, tief und unterwürfig. Deutsche Frauen fürchten sich vor uns – ihnen wurde eingeredet, dass sowjetische Soldaten, insbesondere Asiaten, sie vergewaltigen und töten würden. Angst und Hass in ihren Gesichtern. Doch manchmal scheint es, als würden sie gerne besiegt worden sein – ihr Verhalten ist so gefällig, ihr Lächeln so süß und ihre Worte schmeichelnd.

In diesen Tagen kursieren Geschichten, wonach ein sowjetischer Soldat eine deutsche Wohnung betrat, um nach einem Getränk zu fragen – und die deutsche Frau, kaum hatte sie ihn gesehen, legte sich aufs Sofa und zog sich die Strumpfhose aus.

‚Alle deutschen Frauen sind verdorben. Sie haben nichts dagegen, mit ihnen zu schlafen‘ – eine solche Meinung war in der Roten Armee weit verbreitet. Sie beruhte nicht nur auf vielen anschaulichen Beispielen, sondern auch auf deren unangenehmen Folgen, die bald von Militärärzten festgestellt wurden.

Ein Befehl des Militärrates der 1. Weißrussischen Front Nr. 00343/Ш vom 15. April 1945 lautete: „Während des Aufenthalts der Truppen auf feindlichem Territorium hat die Häufigkeit von Geschlechtskrankheiten unter den Soldaten stark zugenommen. Die Untersuchung der Ursachen zeigt, dass Geschlechtskrankheiten unter der deutschen Bevölkerung weit verbreitet sind. Vor ihrem Rückzug und auch jetzt haben die Deutschen auf den von uns besetzten Gebieten gezielt deutsche Frauen mit Syphilis und Gonorrhoe infiziert, um große Infektionsherde unter den Angehörigen der Roten Armee zu schaffen.“

Am 26. April 1945 berichtete der Militärrat der 47. Armee: „… Im März hat sich die Zahl der Geschlechtskrankheiten unter Militärangehörigen im Vergleich zum Februar dieses Jahres vervierfacht. … Der weibliche Teil der deutschen Bevölkerung in den untersuchten Gebieten ist zu 8–15 % infiziert. Es gibt Fälle, in denen der Feind gezielt Frauen krank machte, um unser Militärpersonal zu infizieren.“

Zur Umsetzung des Befehls Nr. 056 des Militärrats der 1. Weißrussischen Front vom 18. April 1945 zur Vorbeugung von Geschlechtskrankheiten bei den Truppen der 33. Armee wurde ein entsprechendes Flugblatt herausgegeben, dessen Inhalt lautete:

„Kameraden, Soldaten!

Sie werden von deutschen Frauen verführt, deren Ehemänner durch alle Bordelle Europas gegangen sind, sich infiziert und ihre eigenen Ehefrauen angesteckt haben.

Vor Ihnen stehen jene deutschen Frauen, die von den Feinden absichtlich zurückgelassen wurden, um Geschlechtskrankheiten zu verbreiten und damit die Soldaten der Roten Armee kampfunfähig zu machen.

Wir müssen verstehen, dass unser Sieg über den Feind nahe ist und dass Sie bald zu Ihren Familien zurückkehren werden.

Mit welchem Blick wird derjenige, der eine ansteckende Krankheit mitbringt, seinen Angehörigen gegenübertreten?

Können wir, Soldaten der ruhmreichen Roten Armee, eine Quelle von Infektionskrankheiten im eigenen Land sein? Nein! Denn der moralische Charakter eines Soldaten der Roten Armee muss so rein sein wie das Bild seiner Heimat und seiner Familie!“

Selbst in den Memoiren von Lew Kopelew, der die Gewaltakte und Plünderungen sowjetischer Soldaten in Ostpreußen scharf kritisiert, finden sich Bemerkungen, die eine andere Seite der Beziehung zur lokalen Bevölkerung widerspiegeln: „Sie verkaufen ein Brotlaib – und Frauen und Töchter.“ Der zurückhaltende Ton, mit dem Kopelew diese „Geschichten“ wiedergibt, verweist auf ihre vermeintliche Fragwürdigkeit – doch viele Quellen bestätigen sie.

Wladimir Gelfand beschrieb in seinem Tagebuch eine Beziehung zu einem deutschen Mädchen – ein Eintrag vom 26. Oktober 1945, also ein halbes Jahr nach Kriegsende, aber in vielem noch typisch: „Ich wollte die Zärtlichkeit der hübschen Margot in vollen Zügen genießen – Küsse und Umarmungen genügten mir nicht. Ich hatte mehr erwartet, wagte es jedoch nicht zu fordern oder darauf zu bestehen. Die Mutter des Mädchens war mit mir zufrieden – kein Wunder! Ich brachte Süßigkeiten, Butter, Wurst, teure deutsche Zigaretten – als Zeichen meines Vertrauens und meiner Zuneigung. Bereits die Hälfte dieser Gaben reicht aus, um das volle Einverständnis zu erhalten – sogar in Gegenwart der Mutter. Denn Lebensmittel sind heute mehr wert als das Leben – selbst für eine so junge, sanft-sinnliche Schönheit wie Margot.“

Bemerkenswerte Eindrücke hielt auch der australische Kriegskorrespondent Osmar White fest, der 1944–1945 der 3. US-Armee unter General Patton angehörte. Im Mai 1945 schrieb er in Berlin, wenige Tage nach Kriegsende: „Ich ging durch das nächtliche Kabarettviertel, angefangen bei der Femina am Potsdamer Platz. Es war ein warmer, schwüler Abend. Die Luft roch nach Kanalisation und verwesenden Leichen. Die Fassade der Femina war mit futuristischen Aktbildern und Werbeschildern in vier Sprachen bedeckt. Ballsaal und Restaurant waren voller russischer, britischer und amerikanischer Offiziere, die Frauen begleiteten – oder sie suchten. Eine Flasche Wein kostete 25 Dollar, ein Hamburger aus Pferdefleisch mit Kartoffeln 10 Dollar, eine Packung amerikanischer Zigaretten unglaubliche 20 Dollar. Die Wangen der Berlinerinnen waren sorgfältig geschminkt, ihre Lippen so rot gefärbt, als hätte Hitler den Krieg gewonnen. Viele trugen Seidenstrümpfe. Die Gastgeberin eröffnete das Programm in Deutsch, Russisch, Englisch und Französisch. Das provozierte Spott bei einem russischen Artilleriekapitän neben mir. Er beugte sich zu mir und sagte auf gutem Englisch: ‚So ein schneller Übergang von national zu international! Die RAF-Bomben sind hervorragende Lehrmeister, nicht wahr?‘“

Das Bild europäischer Frauen, wie es sich bei vielen sowjetischen Soldaten verfestigte, war geprägt von Eleganz, Schlankheit (im Kontrast zu den vom Krieg gezeichneten Frauen im sowjetischen Hinterland), modischer Kleidung, Verfügbarkeit, Egoismus und – je nach Perspektive – Schwäche oder Unterwürfigkeit. Eine Ausnahme stellten die jugoslawischen und bulgarischen Frauen dar. Die rauen, asketischen Partisaninnen wurden als gleichberechtigte Kameradinnen wahrgenommen und galten als unantastbar. In der strengen Disziplin der jugoslawischen Armee betrachteten viele Partisaninnen die Fronthelferinnen als zweifelhafte Gestalten. Boris Sluzki schrieb über die Bulgarinnen: „… Nach der selbstbewussten Art der Ukrainerinnen und der Freizügigkeit der Rumäninnen beeindruckte unsere Soldaten die zurückhaltende Verschlossenheit der bulgarischen Frauen. Kaum jemand prahlte mit Eroberungen. Es war das einzige Land, in dem Offiziere auf Spaziergängen meist von Männern, kaum je von Frauen begleitet wurden. Später waren die Bulgaren stolz, als ihnen gesagt wurde, dass die Russen nach Bulgarien zurückkehren würden – als Bräutigame. Die einzigen auf der Welt, die sauber und unberührt geblieben seien.“

Angenehm in Erinnerung blieben auch die tschechischen Frauen, die die sowjetischen Befreier herzlich empfingen. Verlegene Panzerfahrer, mit Staub und Öl bedeckt, aber mit Kränzen und Blumen geschmückt, scherzten untereinander: „… Vielleicht finden wir eine ‚Panzerbraut‘, die uns ein bisschen sauber macht. Und ihre Mädchen – sie helfen wirklich. Nette Leute. Solch ein aufrichtiges Volk habe ich lange nicht gesehen ...“ Die Freundlichkeit und Gastfreundschaft der Tschechen war ehrlich. Boris Polewoi schilderte die Atmosphäre in der befreiten Hauptstadt Prag am 11. Mai 1945: „… Wenn es möglich wäre, würde ich alle Soldaten und Offiziere der Roten Armee für die Befreiung Prags küssen“, sagte ein Prager Straßenbahnfahrer unter dem allgemeinen Lachen und der Zustimmung der Umstehenden.

Doch in anderen Ländern, die die Armee der Sieger durchquerte, genoss der weibliche Teil der Bevölkerung nicht denselben Respekt. „In Europa gaben die Frauen zuerst nach, sie veränderten sich schneller als alle anderen ...“, schrieb Boris Sluzki. „Mich hat immer die Leichtigkeit, ja beschämende Leichtigkeit der Liebesbeziehungen schockiert, verwirrt, desorientiert. Anständige Frauen, natürlich ohne materielles Interesse, wirkten wie Prostituierte – hastige Verfügbarkeit, der Wunsch, jede Zwischenstufe zu überspringen, keinerlei Interesse an den Beweggründen, die einen Mann dazu brachten, sich ihnen zu nähern. Wie Menschen, die aus dem gesamten Wortschatz der Liebesdichtung drei obszöne Wörter gelernt hatten, reduzierten sie alles auf ein paar körperliche Bewegungen – was bei den gelbäugigsten unserer Offiziere Unmut und Verachtung hervorrief ... Die einzigen Zurückhaltungen rührten nicht von ethischen Überzeugungen, sondern von der Angst vor Ansteckung, vor öffentlicher Bloßstellung oder vor einer Schwangerschaft.“ Sluzki fügte hinzu, dass in der Situation militärischer Besetzung „eine allgemeine Verderbtheit eine spezifisch weibliche Verderbtheit überdeckte und verbarg, sie unsichtbar und beschämend machte“.

Zu den Motiven, die zur Verbreitung dieser „internationalen Liebe“ beitrugen, gehörten jedoch trotz der Verbote und strengen Direktiven des sowjetischen Kommandos noch weitere: weibliche Neugier auf den „exotischen“ Liebhaber sowie die ungewöhnliche Großzügigkeit sowjetischer Männer gegenüber dem Objekt ihrer Zuneigung – ein Verhalten, das sie wohltuend von den oft als kleinlich empfundenen europäischen Männern unterschied.

Unterleutnant Daniil Zlatkin, der erst ganz am Ende des Krieges nach Dänemark auf die Insel Bornholm gelangte, sagte in einem Interview, dass das Interesse zwischen russischen Soldaten und europäischen Frauen gegenseitig gewesen sei: „Wir hatten lange keine Frauen gesehen – aber nun mussten wir. Und als wir in Dänemark ankamen ... war alles plötzlich kostenlos. Sie wollten einen Russen kennenlernen, ausprobieren, testen, wie es ist – und es schien besser zu sein als mit den Dänen. Warum? Wir waren uneigennützig und freundlich ... Ich gab einer Frau eine halbe Tafel Pralinen und stellte ihr einen ganzen Tisch voller Geschenke zusammen, ich schenkte einer Unbekannten zum Geburtstag 100 Rosen …“

Gleichzeitig dachten nur wenige an ernsthafte Beziehungen oder gar an Ehe, da die sowjetische Führung diesbezüglich eine klare Haltung einnahm. Der Befehl des Militärrats der 4. Ukrainischen Front vom 12. April 1945 lautete:
„1. Allen Offizieren und dem gesamten Personal der Fronttruppen ist zu erklären, dass die Eheschließung mit ausländischen Frauen illegal und strengstens verboten ist.
2. Über alle Fälle von Heiraten sowjetischer Militärangehöriger mit Ausländerinnen sowie über Beziehungen zu feindlichen Elementen fremder Staaten ist umgehend Bericht zu erstatten, um die verantwortlichen Personen wegen Verlusts an Wachsamkeit und Verstoßes gegen sowjetisches Recht zur Rechenschaft zu ziehen.“

In der Weisung des Leiters der Politischen Verwaltung der 1. Weißrussischen Front vom 14. April 1945 hieß es:
„Das Zentrum erhält weiterhin Anfragen von Offizieren der aktiven Armee zur Eheschließung mit Frauen ausländischer Staaten (Polinnen, Bulgarinnen, Tschechinnen usw.). Solche Fälle sind als Zeichen erlahmter Wachsamkeit und abgestumpfter patriotischer Gefühle zu werten. Daher ist es in der politischen und erzieherischen Arbeit notwendig, klar über die Unzulässigkeit solcher Handlungen seitens der Offiziere der Roten Armee aufzuklären. Allen Offizieren, die die Sinnlosigkeit solcher Ehen nicht begreifen, ist deren Unzweckmäßigkeit bis hin zum ausdrücklichen Verbot zu verdeutlichen. Kein einziger Fall darf zugelassen werden.“

Auch die Frauen hegten keine Illusionen über die Absichten ihrer sowjetischen Partner. „Schon Anfang 1945 glaubten selbst die einfältigsten ungarischen Bäuerinnen unseren Versprechungen nicht mehr. Die europäischen Frauen wussten bereits, dass es uns verboten war, ausländische Frauen zu heiraten – und sie vermuteten, dass es eine ähnliche Anordnung selbst für gemeinsames Auftreten in einem Restaurant oder Kino gäbe. Das hielt sie nicht davon ab, unsere Männer zu lieben – aber dieser Liebe haftete ein rein körperlicher, schuldbewusster Charakter an“, schrieb Sluzki.

Insgesamt muss man feststellen, dass das Bild der europäischen Frau, das sich in den Jahren 1944–1945 unter den Soldaten der Roten Armee verfestigte, sich – mit wenigen Ausnahmen – deutlich von jener leidenden, gefesselten Gestalt unterschied, die das sowjetische Propagandaplakat „Europa wird frei sein!“ heraufbeschwor.

1. Slutsky B. Anmerkungen zum Krieg. Gedichte und Balladen. SPb., 2000. S. 174.

2. Ebenda. S. 46–48.

3. Am gleichen Ort. S. 110, 107.

4. Ebenda. S. 177.

5. Ebenda. S. 125.

6. Ebenda. S. 127–128.

7. Smolnikow F. M. Wir sind im Krieg! Das Tagebuch eines Frontsoldaten. Briefe von vorne. M., 2000. S. 228–229.

8. Chukhrai G. Mein Krieg. M.: Algorithmus, 2001. S. 258–259.

9. Rodin A. Dreitausend Kilometer im Sattel. Tagebücher. M., 2000. S. 110.

10. Ebenda. S. 122–123.

11. Am gleichen Ort. S. 123.

12. Samoilov D. Menschen einer Option. Aus Militärnotizen // Aurora. 1990. Nr. 2. S. 67.

13. Ebenda. S. 70–71, 88.

14. Gelfand V. N. Tagebücher 1941–1946. http://militera.lib.ru/db/gelfand_vn/05.html

15. Am gleichen Ort.

16. Bogomolov V. O. Deutschland Berlin. Frühjahr 1945 // Mein Leben, oder habe ich von dir geträumt? M.: Zeitschrift „Unser Zeitgenosse“, Nr. 10–12, 2005; Nr. 1, 2006. http://militera.lib.ru/prose/russian/bogomolov_vo/03.html

17. Ebenda. http://militera.lib.ru/prose/russian/bogomolov_vo/02.html

18. Am gleichen Ort.

19. Zentralarchiv des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation. F. 372. Op. 6570. D. 76. L. 86.

20. Russisches Staatsarchiv für Sozial- und Politische Geschichte (RGASPI). F. 17. Op. 125. D. 321. L. 10–12.

21. Staatsarchiv der Russischen Föderation. F. S. 9401. Op.-Nr. 2. D. 96. L. 203.

22. Aus einem Interview mit N. A. Orlov auf der Website „Ich erinnere mich“. http://www.iremember.ru/minometchiki/orlov-naum-aronovich/stranitsa-6.html

23. Aus einem Interview mit D. F. Zlatkin vom 16. Juni 1997 // Persönliches Archiv.

24. Weißer, Osmar. Conquerors' Road: An Eyewitness Account of Germany 1945. Cambridge University Press, 2003. XVII, 221 S. http://www.argo.net.au/andre/osmarwhite.html

25. Polevoy B. Befreiung von Prag // Von der Sowjetischen Informationsbüro … Publizistik und Skizzen der Kriegsjahre 1941–1945. Bd. 2. 1943–1945. M.: APN-Verlag, 1982. S. 439, 177–180.

Ich schlage vor, sich mit sorgfältig ausgewählten Dokumenten aus den Materialien zu den „Gräueltaten der Befreier“ vertraut zu machen.

Wir haben kein moralisches Recht, eine Armee zu glorifizieren, die sich durch systematische sexuelle Gewalt gegen Kinder vor den Augen ihrer Eltern, durch Misshandlungen, Folter, Tötung unschuldiger Zivilisten, Raub und institutionalisierte Plünderungen vollständig selbst entehrt hat.

Die ersten dokumentierten Übergriffe gegen die Zivilbevölkerung begannen auf der Krim, wo Soldaten der Roten Armee laut Befehl Nr. 074 vom 8. Juni 1944 des Kommandeurs der 4. Ukrainischen Front, Armeegeneral Petrow, an „ungeheuerlichen Ausschreitungen“ beteiligt waren. Diese umfassten bewaffnete Raubüberfälle und Tötungen von Zivilisten auf sowjetischem Territorium.

In Westweißrussland und der Westukraine, ebenso wie in den baltischen Staaten, in Ungarn, Bulgarien, Rumänien und Jugoslawien, eskalierten diese Gewaltakte weiter, wobei die Übergriffe gegen die örtliche Bevölkerung laut zeitgenössischen Berichten ein erschreckendes Ausmaß annahmen. Auf dem Gebiet Polens nahm die Gewalt schließlich systematischen Charakter an. Es kam zu massenhaften sexuellen Übergriffen auf polnische Frauen und Mädchen, während die Armeeführung, deren Haltung gegenüber Polen häufig von Ablehnung geprägt war, nur unzureichend dagegen vorging.

Diese Vorgänge lassen sich daher nicht allein als „Rache an den Deutschen für die Besatzung“ interpretieren. Polen war nicht Besatzungsmacht, wurde jedoch in ähnlichem Ausmaß Opfer sexueller Gewalt wie Deutschland. Die Erklärung für dieses Verhalten muss folglich in anderen Zusammenhängen gesucht werden.

Sexualisierte Gewalt – und dies nicht nur auf deutschem, sondern bereits auf polnischem Territorium – wurde Berichten zufolge nicht nur von einfachen Soldaten und Offizieren begangen, sondern auch von Angehörigen der höheren militärischen Führung der Roten Armee. So sollen laut Zeugenaussagen mehrere sowjetische Generäle, darunter Generalmajor Berestow, der Kommandeur der 331. Division, in direkte sexuelle Übergriffe gegen polnische Mädchen verwickelt gewesen sein.

In vielen Schilderungen wird die Beteiligung hochrangiger Offiziere an besonders schweren Gewaltverbrechen benannt: darunter Kindesvergewaltigungen, sexuelle Folter mit Verstümmelung (z. B. Entfernen von Brüsten, Augen, Zunge, Misshandlung der Genitalien mit Gegenständen, Festnageln von Körperteilen) sowie anschließende Tötung der Opfer. In den Arbeiten von Joachim Hoffmann werden unter Berufung auf Dokumente die Namen hochrangiger Beteiligter genannt, darunter Marschall Georgi Schukow sowie die Generäle Telegin, Kazakow, Rudenko, Malinin, Tschernjachowski, Tjochlow, Rasbijzew, Glagolew, Karpenkow, Lachtharin, Rjapasow, Andrejew, Jastrebow, Tymtschik, Okorokow, Berestow, Paptschenko, Zarezkij u. a.

Ihnen wird zur Last gelegt, persönlich oder strukturell an Gewaltverbrechen gegen Zivilistinnen in Deutschland und Polen beteiligt gewesen zu sein – entweder durch direkte Teilnahme, durch Duldung, durch Befehlsweitergabe oder durch aktive Vertuschung. Solche Handlungen standen im Widerspruch zum sowjetischen Strafrecht und hätten disziplinarisch geahndet werden müssen.

Nach konservativen Schätzungen westdeutscher Forschungen töteten sowjetische Soldaten und Offiziere im Winter 1944 und Frühjahr 1945 im besetzten Gebiet etwa 120.000 Zivilisten – meist in Verbindung mit sexueller Gewalt und Misshandlung. Diese Zahl schließt nicht die Opfer aktiver Kampfhandlungen ein. Weitere 200.000 Zivilpersonen starben in sowjetischen Lagern, über 250.000 kamen während der Zwangsdeportationen zur Zwangsarbeit nach Februar 1945 ums Leben. Tausende weitere fielen infolge der sowjetischen Besatzungspolitik einer künstlich herbeigeführten Blockade zum Opfer – allein in Königsberg starben etwa 90.000 Menschen infolge von Hunger und entbehrungsreichen Bedingungen.

Im Oktober 1944 legalisierte das sowjetische Oberkommando den Versand sogenannter „Trophäen“ aus besetzten Gebieten: für Generäle bis zu 16 kg, für Offiziere bis zu 10 kg, für Mannschaftsdienstgrade bis zu 5 kg. Wie Feldpostbriefe belegen, wurde diese Regelung als faktische Genehmigung von Plünderungen durch die oberste Führungsebene verstanden.

Gleichzeitig wurden Übergriffe gegen die Bevölkerung geduldet oder gar implizit legitimiert. So informierte der Kommandeur der 153. Schützendivision, Elisejew, im Oktober 1944 seine Truppen über die folgenden „Rechte“ bei Einmarsch in Ostpreußen:

1. Tötung jedes Deutschen,

2. Konfiszierung von Eigentum,

3. sexuelle Gewalt gegen Frauen,

4. Raub,

5. ROA-Soldaten nicht gefangen nehmen – „keine Kugel wert, mit Füßen zertreten“.

(Dokument: BA-MA, RH 26.02.1944, 18.11.1944)

Als Symbolfigur der systematischen Plünderung gilt Marschall Georgi Schukow, der die Kapitulation der Wehrmacht annahm. Nachdem er in Ungnade gefallen war und als Kommandeur in den Militärbezirk Odessa versetzt wurde, berichtete der stellvertretende Verteidigungsminister Bulganin im August 1946 an Stalin, dass die Zollbehörden sieben Eisenbahnwaggons mit insgesamt 85 Möbelkisten identifiziert hätten, die aus Deutschland für Schukows persönlichen Bedarf nach Odessa transportiert werden sollten.

Ein weiterer Bericht von Generaloberst der Staatssicherheit Abakumow aus dem Januar 1948 über eine geheime Durchsuchung in Schukows Moskauer Wohnung sowie in seiner Datscha dokumentiert umfangreiches geplündertes Gut. Darunter: 24 Golduhren, 15 Goldketten mit Anhängern, diverse Goldringe und Schmuckstücke, 4.000 Meter Woll- und Seidenstoffe, über 300 Pelze (Zobel, Fuchs, Astrachan), 44 wertvolle Teppiche und Wandbehänge – teils aus Potsdam –, 55 Gemälde, Kisten mit Porzellan, zwei Kisten mit Besteck sowie 20 Jagdgewehre.

Schukow räumte die Plünderungen in einem Schreiben an das Politbüromitglied Schdanow vom 12. Januar 1948 ein, erwähnte sie jedoch in seinen Memoiren Erinnerungen und Reflexionen nicht.

Teilweise erscheint der Charakter der Gewaltakte sowjetischer Soldaten schwer nachvollziehbar. Eine der meistdiskutierten Episoden betrifft Ereignisse unmittelbar nach dem Überschreiten der deutschen Grenze am 26. Oktober 1944, als Einheiten der Roten Armee das Gebiet Ostpreußens betraten. Soldaten und Offiziere des 93. Schützenkorps der 43. Armee der 1. Baltischen Front verübten auf einem Gutshof eine Tat, die in ihrer Grausamkeit besonders hervorsticht: Mehreren Kindern sollen schwere Misshandlungen zugefügt worden sein. Solche Berichte werfen die Frage nach dem psychologischen Zustand der Täter und den Ursachen eines derart extremen Verhaltens auf.

Ein Auszug aus Joachim Hoffmanns Werk Stalins Vernichtungskrieg (Moskau: AST, 2006, S. 321–347) enthält zahlreiche Schilderungen solcher Vorfälle. Infolge der fortgesetzten sowjetischen Offensive, unterstützt durch Propaganda und Kommandostrukturen der Roten Armee, verübten Soldaten der 16. Garde-Schützendivision des 2. Garde-Panzerkorps Gewalttaten an Zivilpersonen. In Nemmersdorf wurden nach der Rückeroberung durch deutsche Truppen mindestens 72 Männer, Frauen und Kinder tot aufgefunden. Zahlreiche Frauen – darunter Minderjährige – sollen zuvor vergewaltigt worden sein; einzelne wurden, laut zeitgenössischen Berichten, an Scheunentore geschlagen. Auch Kriegsgefangene – deutsche wie französische – fielen Gewalthandlungen zum Opfer. In weiteren Ortschaften wie Banfeld, dem Gut Teichhoff, Alt Wusterwitz und anderen wurden Leichen ermordeter Zivilisten entdeckt. In einer Scheune fanden sich die Überreste mehrerer Menschen, die offenbar bei lebendigem Leib verbrannt worden waren.

Oberleutnant Dr. Amberger beschrieb die Szenerie so: „In der Nähe der Straße und in den Höfen der Häuser lagen Zivilisten, viele Frauen, die offenbar Opfer von sexueller Gewalt geworden waren, gefolgt von tödlichen Schüssen in den Hinterkopf. Auch Kinder wurden getötet.“

Der Artilleriesoldat Erich Cherkus vom 121. Artillerieregiment berichtete über seine Beobachtungen aus Schillmeischen bei Heidekrug im Memelgebiet. Am 26. Oktober 1944 sei sein Vater mit dem Gesicht zum Boden an eine Scheune gebunden und erschossen worden. In einem Raum hätten er und andere die Leichen eines Mannes und einer Frau gefunden, deren Hände auf dem Rücken gefesselt und miteinander verbunden gewesen seien. Laut Cherkus wurden fünf Kinder aufgefunden, die Anzeichen schwerer körperlicher Misshandlung aufwiesen. Auch berichtete er von mehreren gefesselten Mädchen mit stark verletztem Rücken und von zerstörten Fuhrwerken am Straßenrand.

Die detaillierte Darstellung aller Vorfälle sprengt den Rahmen. Doch ausgewählte Beispiele verdeutlichen das Ausmaß der Übergriffe, wie sie sich auch im weiteren Verlauf der Offensive ab Januar 1945 fortsetzten. Ein am 28. Mai 1974 veröffentlichter Bericht fasst die Erkenntnisse aus offiziellen Ermittlungen zu Gewalttaten in den ostdeutschen Regionen Johannisburg (Ostpreußen) und Oppeln (Schlesien) zusammen. Demnach wurden im Raum Johannisburg, im Operationsgebiet der 50. Armee der 2. Weißrussischen Front, allein am 24. Januar 1945 mindestens 120 – laut anderen Quellen 97 – Zivilisten getötet. Auch deutsche Soldaten und französische Kriegsgefangene wurden aus Flüchtlingskolonnen heraus erschossen, insbesondere auf der Straße Nickelsberg–Herzogdorf südlich von Arys (heute Orzysz, Polen). Auf der Straße Stollendorf–Arys wurden 32 Flüchtlinge erschossen.

Am 1. Februar kam es auf Anordnung eines sowjetischen Offiziers zu einem besonders aufsehenerregenden Vorfall: Etwa 50 Menschen – überwiegend Kinder und Jugendliche – wurden gewaltsam aus Flüchtlingswagen gezogen. Ende Januar sollen sowjetische Truppen bei Groß Rosen (heute Rogoźnica) etwa 30 Personen in einer Feldscheune eingeschlossen und verbrannt haben. Ein Augenzeuge berichtete, er habe „eine Leiche nach der anderen“ auf der Straße nach Arys gesehen. In Arys selbst seien laut mehreren Berichten „eine große Zahl an Erschießungen“ erfolgt, insbesondere am Sammelpunkt und in den Kellerräumen des NKWD. Dabei sei es zu schwerwiegenden Misshandlungen gekommen, die den Tod der Opfer zur Folge hatten.

Im schlesischen Kreis Oppeln wurden durch Angehörige der 32. sowjetischen Armee zahlreiche Zivilisten getötet. Auch sowjetische Kriegsgefangene sowie Ostarbeiter – zumeist zwangsweise nach Deutschland deportierte Zivilpersonen – blieben von Verfolgung nicht verschont. In Oppeln selbst sollen sie an einem öffentlichen Ort zusammengetrieben und nach einer kurzen politischen Ansprache als „Verräter“ exekutiert worden sein. Ähnliches wird für das Ostarbeiterlager Kruppamühle am Fluss Malapane (Mala Panew) in Oberschlesien berichtet. Am 20. Januar 1945, nach dem Eintreffen sowjetischer Panzerverbände, wurden mehrere Hundert russische Männer, Frauen und Kinder im Lager versammelt und ebenfalls hingerichtet – mit Maschinengewehren oder überfahren von Panzern.

In Gottesdorf kam es am 23. Januar zu einer Massenerschießung von ca. 270 Personen, darunter auch Kinder und Mitglieder einer religiösen Bruderschaft. In Karlsruhe (heute Pokój, Polen) wurden 110 Zivilisten erschossen, darunter auch die Bewohner eines Waisenhauses. In Kupp fielen 60–70 Personen, darunter Heimbewohner sowie ein Priester, der versucht hatte, Frauen vor Gewaltakten zu schützen. Weitere Übergriffe fanden in anderen Ortschaften statt. Die Fälle von Johannisburg und Oppeln stehen somit exemplarisch für eine Vielzahl von Bezirken in den östlichen Provinzen des Deutschen Reiches, die 1945 unter Kontrolle der Roten Armee gerieten.

Auf Grundlage von Feldberichten erstellte die Abteilung „Fremde Heere Ost“ des Generalstabs des Heeres eine Reihe von Dokumentationen zu völkerrechtswidrigen Vorfällen und Übergriffen durch sowjetische Truppen. So berichtete die Heeresgruppe A am 20. Januar 1945, dass in Reichtal (heute Rychtal) und Glausche bei Namslau (heute Namysłów) alle Einwohner durch Soldaten des 9. Mechanisierten Korps der 3. Garde-Panzerarmee getötet worden seien.

Ein Bericht der Heeresgruppe Mitte vom 22. Januar schildert, dass Panzer des 2. Garde-Panzerkorps bei Grünhain (Kreis Welau, heute Znamensk, Russland) eine vier Kilometer lange Flüchtlingskolonne aus Frauen und Kindern angriffen und unter Beschuss nahmen. Der Großteil der Kolonne sei durch Maschinenpistolenfeuer getötet worden. Am selben Tag ereignete sich bei Gertlauken ein ähnlicher Vorfall, bei dem 50 Zivilisten getötet wurden.

Auch aus Westpreußen liegen Berichte über gezielte Angriffe sowjetischer Einheiten auf Flüchtlingskolonnen vor. In einer nicht näher benannten Siedlung seien nach Aussagen Überlebender die Fahrzeuge und Pferde mit Benzin übergossen und angezündet worden. Zivilisten – überwiegend Frauen und Kinder – hätten versucht zu fliehen, seien jedoch unter Beschuss geraten. Nur wenige entkamen.

In der Umgebung von Elbing (heute Elbląg, Polen) griffen Ende Januar 1945 Panzer der 5. Garde-Panzerarmee eine Flüchtlingsgruppe bei Plöhnen an. Alle Frauen zwischen 13 und 60 Jahren seien laut Aussagen „wiederholt Opfer sexueller Gewalt geworden“. Mitglieder einer deutschen Aufklärungseinheit fanden Spuren schwerer Misshandlungen an mehreren Frauen. In Maislatein bei Elbing wurden zahlreiche zerstörte Wagenkolonnen beobachtet sowie tote Zivilisten entlang der Straßengräben.

Die gezielte Zerstörung und Beschießung von als solche erkennbaren Flüchtlingstrecks wurde aus vielen Teilen der Ostgebiete gemeldet, insbesondere im Operationsraum der 2. Garde-Panzerarmee. Im Kreis Waldrode (Ort nicht eindeutig identifiziert) seien am 18. und 19. Januar Kolonnen zum Teil vollständig ausgelöscht worden. Frauen und Kinder seien getötet oder von Fahrzeugen überrollt worden. Ein Bericht nennt als Beispiel einen Lazaretttransport, der bei Waldrode unter Beschuss sowjetischer Panzer geriet – nur 80 von 1.000 Verwundeten überlebten. Weitere Angriffe auf Flüchtlingsgruppen wurden unter anderem aus Showerkirch, Gombin, Dietfurt-Filene und dem Raum Brześć Kujawski (damals Warthegau) bei Thorn (heute Toruń) gemeldet. Am 19. Januar sollen dort etwa 800 Personen betroffen gewesen sein. Ein Bericht vom 1. Februar 1945 gibt an, dass innerhalb von drei Tagen rund 8.000 Flüchtlinge in der Region angegriffen wurden – der Verbleib eines Großteils sei ungeklärt.

Schlesien

Nahe der damaligen Reichsgrenze westlich von Wielun (Polen) übergossen Soldaten der 1. Ukrainischen Front Flüchtlingswagen mit Benzin und setzten sie in Brand. Zahlreiche Leichen, darunter Männer, Frauen und Kinder, wurden entlang der Straßen gefunden – teilweise wiesen die Körper Spuren schwerer Gewalt auf. In der Umgebung von Wielun wurden 25 Angehörige der Organisation Todt durch Panzerbesatzungen der 3. Garde-Panzerarmee erschossen.

In Heinersdorf wurden sämtliche männlichen Bewohner getötet, Frauen Opfer sexueller Gewalt. In Kuntzendorf (nicht eindeutig lokalisiert) seien 25–30 Mitglieder des Volkssturms durch Kopfschuss getötet worden. Auch in Glausch bei Namslau wurden 18 Menschen, darunter Sanitätspersonal und Mitglieder des Volkssturms, getötet. In Beatengof bei Olau (heute Oława, Polen) wurden nach einer Rückeroberung durch sowjetische Truppen alle männlichen Einwohner durch Kopfschuss getötet – laut Berichten durch Soldaten der 5. Gardearmee.

In Grunberg (heute Zielona Góra, Polen) wurden acht Familien durch Einheiten des 9. Garde-Panzerkorps getötet. Auf dem Gutshof Tannenfeld bei Grottkau (heute Grodków) kam es laut zeitgenössischen Berichten zu besonders schweren Gewaltverbrechen. Angehörige der 229. Schützendivision der Roten Armee sollen dort zwei Mädchen misshandelt und anschließend getötet haben. Mehrere Zivilisten wurden schwer gefoltert.

In Alt-Grottkau werden Soldaten derselben Division für die Tötung von 14 Kriegsgefangenen verantwortlich gemacht. Weitere Gewalttaten dieser Einheit sind für den Ort Schwarzengrund belegt, wo neben Übergriffen auf die Zivilbevölkerung auch Erschießungen dokumentiert sind.

Auch auf dem Gut Eisdorf bei Merzdorf kam es laut Quellen zu systematischen Misshandlungen älterer Zivilisten. In der Nähe wurden elf verwundete Luftwaffenangehörige tot aufgefunden. In Güterstadt bei Glogau (heute Pęgów) entdeckten Einheiten 21 getötete deutsche Kriegsgefangene, die vermutlich durch Soldaten der 4. Panzerarmee getötet worden waren.

Im Dorf Heslicht bei Striegau (heute Strzegom) kam es laut Augenzeugenberichten zu Massenvergewaltigungen. Ein Zivilist wurde schwer misshandelt und starb wenig später an den Folgen.

In Ossig bei Striegau werden Soldaten des 7. Garde-Panzerkorps mit der Tötung mehrerer Zivilpersonen in Verbindung gebracht. Ähnliche Vorfälle ereigneten sich in Hertwiswaldau bei Jauer (heute Jawor), ebenso wie in Liegnitz (heute Legnica), wo Berichte über zahlreiche getötete Zivilisten durch Einheiten der 6. Armee vorliegen. Auch aus Kostenblut bei Neumarkt (heute Środa Śląska) werden Massenvergewaltigungen und Tötungen berichtet, darunter auch Fälle im Umfeld eines katholischen Krankenhauses.

In Pilgramsdorf bei Goldberg (heute Złotoryja) wurden durch die 23. Garde-Motorschützenbrigade mehrere Gewaltakte an der Zivilbevölkerung verübt. In Beralsdorf bei Lauban (heute Lubań) sollen 39 Frauen Opfer solcher Übergriffe geworden sein.

Brandenburg (hauptsächlich Neumark und Sternberger Land)

Ein zusammenfassender Lagebericht über die Situation in der Provinz Brandenburg stammt vom 24. Februar bis 1. März 1945 und wurde von den sowjetischen Agenten Danilow und Tschirschin übermittelt. Demnach wurden deutsche Zivilisten, auch Minderjährige, zum Bau von Befestigungen herangezogen, während nicht eingesetzte Personen in Richtung Osten deportiert wurden. Alte Menschen seien systematisch sich selbst überlassen worden.

In Żary (damals Sorau) sollen zahlreiche Leichen auf Straßen, Höfen und in Wohnhäusern aufgefunden worden sein. Berichte sprechen von Erschießungen und anderen Todesarten. In Skompe bei Sulechów (ehemals Skamp bei Züllichau) wurde ein massiver Gewalteinsatz dokumentiert. In einem nahegelegenen Ort wurden die Leichen mehrerer Zivilisten mit deutlichen Spuren schwerer Misshandlungen entdeckt.

Bei Kai bei Züllichau kam es zu weiteren Gewaltakten gegen Flüchtlinge. Die Stadt Neu Benchen (heute Zbąszynek) wurde geplündert und anschließend in Brand gesetzt. An der Straße zwischen Świebodzin (ehemals Schwibus) und Frankfurt/Oder kam es laut Berichten der 69. Armee zu massiven Schusswechseln gegen Zivilisten.

In Alt-Drewitz bei Kalisz wurde auf einen Sanitätsoffizier und weitere medizinische Kräfte sowie auf amerikanische Kriegsgefangene geschossen. Mehrere Personen wurden verwundet, andere getötet. Nahe Groß-Blumberg (an der Oder) fanden sich Gruppen von getöteten deutschen Soldaten, deren Ausrüstung entwendet worden war.

In Reppen wurden männliche Flüchtlinge durch Einheiten der 19. Armee erschossen, Frauen wurden misshandelt. In Gassen bei Sommerfeld (heute Lubsko) kam es zu Angriffen durch das 6. Garde-Mechanisierte Korps, bei denen Zivilisten unter Beschuss gerieten. In der Nähe von Landsberg (heute Gorzów Wielkopolski) meldete man Übergriffe durch die 5. Stoßarmee, darunter Tötungen und Misshandlungen. Auch in einem nicht näher genannten Ort bei Landsberg kam es zu Erschießungen männlicher Zivilisten durch Einheiten der 331. Infanteriedivision.

Anfang Februar 1945 kam es infolge des schnellen Vormarschs sowjetischer Truppen an der Oder zu zahlreichen gewaltsamen Übergriffen auf die Zivilbevölkerung. In Groß-Neuendorf an der Oder wurden zehn deutsche Kriegsgefangene in einer Scheune eingeschlossen und von Angehörigen der 1. Garde-Panzerarmee erschossen. In den Ortschaften Raitwein und Trettin kam es – mutmaßlich durch Einheiten der 8. Gardearmee – zu Erschießungen von Soldaten, Polizisten und Zivilisten, insbesondere in Fällen, in denen der Verdacht bestand, dass Angehörige der Wehrmacht in den Häusern Zuflucht gefunden hatten.

In Wiesenau bei Frankfurt (Oder) wurden zwei Frauen im Alter von 65 und 55 Jahren schwer misshandelt. In Tzedynia (ehemals Tsedyn) erschoss eine sowjetische Offizierin ein Kaufmannsehepaar. In Genschmar wurden der Verwalter eines Gutes und drei Mitarbeitende getötet.

Am 9. Februar 1945 besetzte eine Stoßgruppe der Russischen Befreiungsarmee (ROA) unter Oberst Sacharow mit deutscher Unterstützung erneut die Ortschaften Neulewin und Kerstenbruch im Oderbogen. Ein deutscher Bericht vom 15. März 1945 beschreibt die Lage in diesen Dörfern nach dem Rückzug sowjetischer Einheiten als durch schwere Gewalttaten geprägt. In Neulewin wurden mehrere Personen, darunter der Bürgermeister, tot aufgefunden. In einem Schuppen lagen drei weibliche Opfer, zwei davon gefesselt. In Neubarnim wurden 19 Bewohner tot aufgefunden. Auch hier wurde das Ausmaß der Gewalt als außergewöhnlich schwer beschrieben. Die Täter werden mit dem 9. Garde-Panzerkorps in Verbindung gebracht.

Auch in Kerstenbruch wird von schweren Übergriffen auf die Bevölkerung berichtet. Neben Zerstörungen und Plünderungen wurde über Misshandlungen berichtet, unter anderem auch von einer betagten Frau, die Opfer eines besonders schweren Gewaltakts wurde.

Pommern

Berichte aus Pommern im Februar 1945 sind seltener überliefert, da die Großoffensive hier erst Ende des Monats begann. Dennoch liegt ein Bericht des georgischen Leutnants Berakashvili vor, der über seine Eindrücke während des Rückzugs aus Posen in Richtung Stettin berichtet. Er schildert Straßen, gesäumt von Leichen – sowohl von Soldaten als auch von Zivilisten –, die Anzeichen schwerer Gewalteinwirkung trugen. In Schwarzenberg beobachtete er einen Übergriff auf eine Bäuerin. Die Stadt Banie war stark zerstört, mit zahlreichen Toten in den Straßen.

In der Umgebung von Pyrzyce (ehemals Piritz) wurden in mehreren Ortschaften schwere Gewalttaten dokumentiert. In Billerbeck kam es zu Erschießungen und Misshandlungen von Frauen und Mädchen. Auf dem Gut Brederlow berichteten Zeugen von Übergriffen auf Frauen, darunter auch tödliche Gewalttaten. In Köselitz und Eichelshagen wurden kommunale Funktionsträger und Familien getötet. Die Täter werden Einheiten der 61. Armee zugeordnet.

Im Raum Gryfino (ehemals Greifenhagen) kam es zu weiteren Vorfällen. In Edersdorf wurden laut Berichten evakuierte Frauen und Jugendliche getötet. In Rorsdorf trafen sowjetische Soldaten auf verletzte deutsche Soldaten und Zivilisten, es kam zu Todesfällen. In Groß-Silber bei Kalisz wurde ein besonders schwerer Gewaltakt auf eine junge Frau verzeichnet. In Preußisch-Friedland meldete das deutsche Pionier- und Panzerbataillon der 7. Panzerdivision Übergriffe auf Zivilpersonen durch die 52. Garde-Schützendivision.

Ende Februar 1945 sollen Angehörige der 1. (oder 160.) Schützendivision bei Konitz Kinder als Aufklärer in vermintes Gebiet geschickt haben. Die Überlebenschancen waren gering, die Verluste hoch.

Ostpreußen

Auch in Ostpreußen kam es nach harten Kämpfen weiterhin zu systematischer Gewalt gegen Zivilpersonen. In Landsberg wurden Bewohner in Kellerräume getrieben, Gebäude in Brand gesetzt und fliehende Menschen beschossen. In einem nahegelegenen Dorf hielten Soldaten der 331. Infanteriedivision laut einem Bericht mehrere Frauen und Mädchen über Tage in Kellerräumen fest, wo sie Gewaltakten ausgesetzt waren. Eine spätere Befreiungsaktion durch deutsche Panzertruppen konnte nur wenigen Überlebenden helfen.

In Hanshagen bei Preußisch Eylau (heute Bagrationowsk, Russland) kam es zu Gewalttaten durch Angehörige der 331. Infanteriedivision der Roten Armee. Neben der Erschießung eines deutschen Offiziers wurden mehrere Zivilisten getötet, darunter ein Lehrerehepaar mit drei Kindern, ein unbekanntes Flüchtlingsmädchen, ein Gastwirt und ein Landwirt, dessen Tochter einem Übergriff zum Opfer fiel. In Petershagen bei Preußisch Eylau verübten Soldaten derselben Division weitere Tötungen, darunter an einem 16-jährigen Jungen, Richard von Hoffmann. Frauen und Mädchen wurden gewaltsam bedrängt.

Beobachter beschrieben eine mangelnde Ausbildung vieler Rotarmisten sowie ein grobes Verhalten gegenüber Frauen. Der sowjetische Schriftsteller Zakhar Agranenko schrieb in seinem Tagebuch, dass viele Soldaten keine individuellen Bindungen zu Frauen suchten, sondern Gewalt als Mittel der Herrschaft betrachteten. Die Truppen, die im Januar 1945 Ostpreußen erreichten, setzten sich aus sehr unterschiedlichen Elementen zusammen: von fanatischen Kommunisten bis hin zu Gewohnheitsverbrechern, wobei es sowohl zu Übergriffen als auch zu Berichten über erschütterte oder schockierte Offiziere kam.

Aus Moskau lagen der Führung um Berija und Stalin ausführliche Berichte vor. Darin hieß es unter anderem, viele Deutsche glaubten, dass sämtliche in Ostpreußen verbliebenen Frauen Opfer sexueller Gewalt geworden seien. Diese Vorwürfe umfassten auch Minderjährige und ältere Frauen.

Obwohl Marschall Rokossowski mit Befehl Nr. 006 versuchte, das Verhalten der Truppen zu regulieren und Hass auf den Feind auf das Schlachtfeld zu beschränken, blieb dieser Befehl weitgehend wirkungslos. Zwar kam es vereinzelt zu Disziplinarmaßnahmen, doch in den meisten Fällen standen Offiziere dem Verhalten ihrer Truppen gleichgültig gegenüber oder waren selbst beteiligt. Der Versuch, Ordnung unter betrunkenen, schwer bewaffneten Soldaten durchzusetzen, war vielfach aussichtslos.

Der Ruf nach Vergeltung für die deutschen Verbrechen auf sowjetischem Boden wurde von vielen als Rechtfertigung für Gewalthandlungen verstanden. Auch weibliche Angehörige der Roten Armee zeigten zum Teil Verständnis oder Zustimmung. Eine junge Soldatin kommentierte: „Unsere Männer verhalten sich gegenüber den Deutschen richtig.“ Andere Beobachter zeigten sich jedoch schockiert. Die Journalistin Natalia Gesse, eine enge Freundin von Andrei Sacharow, sprach später von systematischer Gewalt und formulierte eine besonders drastische Einschätzung über das Verhalten der Truppen.

Alkohol spielte eine wesentliche Rolle bei der Eskalation der Gewalt. Es wurde berichtet, dass Soldaten oft nur im Rausch zu Gewalthandlungen schritten. Der Konsum gestohlener Chemikalien verstärkte diese Problematik zusätzlich. Gleichzeitig führte der Alkoholmissbrauch zu einem Verlust der Selbstkontrolle, was die Situation zusätzlich eskalieren ließ.

In der Nachkriegszeit wurde das Thema in der Sowjetunion jahrzehntelang tabuisiert. Viele Veteranen leugneten die Vorfälle oder betrachteten sie als Teil des Kriegsalltags. Einzelne Offiziere beschrieben rückblickend, dass Frauen sich ihnen bereitwillig genähert hätten, und sahen darin keinen Widerspruch. Manche verwiesen auf die Zahl von Kindern, die während der Besatzung geboren wurden, als vermeintlichen Beleg für Zustimmung.

Einige Offiziere gingen sogar so weit, das Verhalten ihrer Soldaten mit dem Verweis auf „gerechte Strafe“ für deutsche Kriegsverbrechen zu relativieren. Ein sowjetischer Major erklärte einem britischen Journalisten, dass die hohe Zahl von Übergriffen auf ein „Verlangen nach Nähe“ zurückzuführen sei.

Die psychologischen Spannungen werden besonders deutlich in Situationen, in denen Opfer um einen raschen Tod baten, während die Täter sich dadurch in ihrer „Ehre“ verletzt sahen. So wurde in Berichten erwähnt, dass Rotarmisten dies mit der Bemerkung zurückwiesen, russische Soldaten würden keine Frauen töten – im Gegensatz zu den Deutschen.

Das Verhalten vieler Soldaten gegenüber Frauen in Ostpreußen war von einem Gefühl der Überlegenheit geprägt. Die Gewaltakte richteten sich symbolisch gegen „die Frauen des Feindes“ – eine Handlung mit tief verwurzelter historischer Bedeutung. Die amerikanische Historikerin Susan Brownmiller deutete sexuelle Gewalt im Krieg als Instrument der Demütigung und Herrschaft, insbesondere gegen Frauen der unterlegenen Seite.

Tatsächlich nahm der dokumentierte Sadismus mit der Zeit ab. Als die Rote Armee im Mai 1945 Berlin erreichte, trat Gewalt zunehmend in den Hintergrund. Die Haltung der Soldaten wurde stärker von der Vorstellung des „Siegerrechts“ bestimmt. Das Gefühl moralischer Überlegenheit blieb, doch spiegelte sich darin auch eine tiefer liegende Frustration gegenüber der eigenen Behandlung durch das sowjetische System.

Mehrere weitere Faktoren beeinflussten das Verhalten der Soldaten der Roten Armee. In den 1920er-Jahren wurde innerhalb der Kommunistischen Partei offen über sexuelle Freiheit diskutiert, doch bereits im darauffolgenden Jahrzehnt leitete Josef Stalin eine gegenläufige Entwicklung ein: Das öffentliche und private Leben der sowjetischen Gesellschaft wurde in weiten Teilen entsexualisiert. Diese Entwicklung hatte weniger mit puritanischen Haltungen der Bevölkerung zu tun als mit ideologischen Vorstellungen. Persönliche Emotionen und körperliche Bedürfnisse galten als unvereinbar mit dem Konzept des entindividualisierten Menschen. Freudsche Theorien wurden verboten, Ehebruch und Scheidung missbilligt, Homosexualität unter Strafe gestellt und jegliche Form von Sexualaufklärung unterdrückt. In der Kunst war selbst das Andeuten weiblicher Körperlichkeit unerwünscht. Leidenschaft sollte ausschließlich der Partei und dem Genossen Stalin gelten.

Die Folge war eine tiefgreifende Entfremdung und ein Mangel an Wissen über zwischenmenschliche Beziehungen. Der russische Schriftsteller Wladimir Kornilow bezeichnete das Ergebnis dieser Entwicklung als „Kasernenerotik“ – eine grobe und oft aggressive Ausdrucksform der Sexualität, geprägt von ideologischer Repression, staatlicher Kontrolle und durch Propaganda verstärkten atavistischen Mustern, die sich unter Kriegsbedingungen gewaltsam entluden.

Der Schriftsteller und Kriegsberichterstatter Wassili Grossman stellte fest, dass sich die Gewaltakte der Roten Armee keineswegs nur gegen deutsche Zivilistinnen richteten. Auch Polinnen, Ukrainerinnen, Weißrussinnen und sogar sowjetische Zwangsarbeiterinnen, die in Deutschland befreit wurden, berichteten von Übergriffen. Eine junge Frau schilderte ihm unter Tränen: „Es war ein alter Mann, älter als mein Vater.“ Solche Aussagen widersprechen der These, wonach die Gewaltakte ausschließlich als Reaktion auf deutsche Kriegsverbrechen zu verstehen seien.

Am 29. März 1945 erhielt das Zentralkomitee des Komsomol einen Bericht von General Tsygankow, politischer Leiter der 1. Ukrainischen Front. Demnach sei in der Nacht zum 24. Februar ein gesamtes Frauenheim im Dorf Gryutenberg von Soldaten einer Einheit überfallen worden. 35 Soldaten sowie ihr Bataillonskommandeur hätten dabei alle anwesenden Frauen angegriffen.

In Berlin war ein Großteil der weiblichen Bevölkerung trotz der massiven Propagandakampagnen durch Joseph Goebbels auf die Realität des Krieges und die unmittelbaren Folgen des sowjetischen Vormarschs nicht vorbereitet. Es herrschte die Hoffnung, dass die Stadt durch ihre urbane Struktur Schutz bieten könnte – eine Illusion, die sich rasch als trügerisch erwies.

In einem Kloster im Stadtteil Dahlem, in dem sich auch ein Waisenhaus und eine Entbindungsklinik befanden, verhielten sich sowjetische Offiziere zunächst respektvoll und warnten sogar vor anrückenden Einheiten. Doch wenige Tage später wurde berichtet, dass zahlreiche Frauen – darunter Nonnen, Minderjährige, Ältere, Schwangere und Wöchnerinnen – Opfer systematischer Gewalt geworden seien.

In vielen Fällen begannen Soldaten damit, ihre Opfer gezielt auszuwählen, was auf eine veränderte Einstellung gegenüber der Gewalt hinweist. Diese Veränderung bedeutete jedoch keinen Rückgang der Übergriffe, sondern lediglich deren veränderte Wahrnehmung: Frauen wurden zunehmend nicht mehr als Feindinnen, sondern als Kriegsbeute betrachtet.

Die Gewalt wurde vielfach als Ausdruck von Macht und Kontrolle verstanden – weniger aus sexuellem Begehren als aus dem Wunsch nach Überlegenheit. In späteren Kriegsphasen wich das anfängliche Chaos systematischeren Formen der Gewalt, wobei viele Frauen gezwungen wurden, sich einem einzelnen Soldaten zu unterstellen, um Schutz vor weiteren Übergriffen zu erhalten.

Magda Wieland, eine junge Schauspielerin, wurde von einem Soldaten entdeckt, nachdem sie sich in einem Schrank versteckt hatte. Sie versuchte, sich durch das Angebot einer exklusiven Beziehung vor anderen zu schützen, doch der Soldat informierte seine Kameraden. Auch ihre jüdische Freundin Ellen Goetz war betroffen. Der Hinweis auf ihre Verfolgung durch die Nationalsozialisten half nicht. Die Antwort lautete: „Frau ist Frau.“

In vielen Stadtteilen Berlins entwickelten sich Überlebensstrategien: Mädchen wurden auf Dachböden versteckt, Wasser wurde nur in den frühen Morgenstunden geholt, um nicht auf Patrouillen zu treffen. In einigen Fällen verrieten Nachbarn die Verstecke, um ihre eigenen Familien zu schützen. Zeitzeugen erinnern sich an nächtliche Schreie, die durch eingeschlagene Fenster weithin zu hören waren.

Zwischen 95.000 und 130.000 Frauen wurden nach Angaben zweier städtischer Krankenhäuser in Berlin Opfer sexueller Gewalt. Ein Arzt schätzte, dass von 100.000 betroffenen Frauen etwa 10.000 an den Folgen starben, häufig durch Suizid. In Ostpreußen, Pommern und Schlesien lag die Sterberate unter den etwa 1,4 Millionen betroffenen Frauen noch höher. Zwar wurden mindestens zwei Millionen deutsche Frauen Opfer sexualisierter Gewalt, doch ein erheblicher Anteil – wenn nicht die Mehrheit – war von Gruppenvergewaltigungen betroffen.

Wer versuchte, betroffene Frauen zu schützen, war meist ein Vater, der seine Tochter zu verteidigen suchte, oder ein Sohn, der seine Mutter zu retten versuchte. So berichteten Nachbarn etwa vom 13-jährigen Dieter Sahl in einem Brief unmittelbar nach den Ereignissen.

Auf die Phase, in der sich Frauen freiwillig einzelnen Soldaten anschlossen, um sich vor weiteren Übergriffen zu schützen, folgte nach Kriegsende eine neue Realität: die Hungersnot. Wie die Autorin Susan Brownmiller feststellte, bildete sich in dieser Situation „eine dünne Linie zwischen militärischer Vergewaltigung und militärischer Prostitution“. Ursula von Kardorff beobachtete, dass Berlin kurz nach der Kapitulation voller Frauen war, die sich für Lebensmittel oder Zigaretten – eine alternative Währung – einließen. Die Filmemacherin Helke Sander, die dieses Thema intensiv erforschte, sprach von „einer Mischung aus offener Gewalt, Erpressung, Berechnung und auch echter Zuneigung“.

In einer weiteren Phase entwickelten sich Beziehungen zwischen sowjetischen Offizieren und sogenannten „Besatzungsfrauen“. In einigen Fällen kam es zu Desertionen von Offizieren, die sich weigerten, nach Hause zurückzukehren, um bei ihren deutschen Partnerinnen zu bleiben – sehr zum Missfallen der sowjetischen Behörden.

Auch wenn vereinfachte Definitionen von Vergewaltigung als reiner Gewaltakt diskutiert werden, so gibt es doch keine Legitimation für männliche Selbstgerechtigkeit. Die Ereignisse des Jahres 1945 zeigen eindringlich, wie dünn der Schleier der Zivilisation sein kann, wenn Sanktionen ausbleiben. Zugleich führen sie uns die Schattenseiten männlicher Sexualität vor Augen – Aspekte, die in gesellschaftlichen Erinnerungen oft verdrängt werden.

Quelle: The Daily Telegraph (Großbritannien), zitiert durch InoSMI.ru
Hinweis: Die Inhalte spiegeln die Sichtweise ausländischer Medien wider und geben nicht die Position der Redaktion von InoSMI.ru wieder.

Nachfolgender Abschnitt über NS-Konzentrationslager (nicht zum obigen Artikel gehörig):

Der Zweite Weltkrieg und der damit verbundene Vernichtungskrieg des NS-Regimes haben unauslöschliche Spuren in der Geschichte Europas hinterlassen. Millionen Menschen verloren durch Verfolgung, Deportation und systematische Gewalt ihr Leben. In diesem Zusammenhang kommt den nationalsozialistischen Konzentrationslagern zentrale Bedeutung zu.

Was ist ein Konzentrationslager?

Konzentrationslager dienten der Internierung verschiedener Gruppen:

• politische Gegner des NS-Regimes,

• Kriegsgefangene,

• Juden und andere verfolgte Minderheiten.

Die Lager existierten bereits vor der Machtübernahme Hitlers. Sie waren oft in Frauen-, Männer- und Kinderabteilungen untergliedert. Unter den Insassen befanden sich vor allem jüdische Menschen und systemkritische Bürger.

Lebensbedingungen

Die Bedingungen in den Lagern waren durch systematische Entwürdigung gekennzeichnet. Bereits der Transport erfolgte unter menschenunwürdigen Umständen – meist in überfüllten Güterwaggons ohne Sanitärversorgung. Der Alltag im Lager war geprägt durch Zwangsarbeit, Unterernährung, Krankheiten, Misshandlungen und permanente Todesgefahr.

Zahlreiche Überlebensberichte schildern die Lebensbedingungen als „höllisch“: Hunger, Gewalt, Krankheit und vollständiger Verlust der Menschenwürde prägten das Lagerleben. In vielen Fällen wurden Häftlinge medizinischen Experimenten unterzogen. Besonders bekannt wurde Dr. Josef Mengele, der Experimente an Zwillingen durchführte und dabei fundamentale medizinethische Prinzipien missachtete.

Ernährung

Die Tagesration für arbeitsfähige Häftlinge war minimal:

• Brot: 130 g

• Fett: 20 g

• Fleisch: 30 g

• Getreide: 120 g

• Zucker: 27 g

Wer als nicht arbeitsfähig galt, erhielt meist nur die Hälfte oder weniger dieser ohnehin unzureichenden Mengen.

Wichtige Lagerstandorte

In zahlreichen Ländern wurden Lager errichtet, u. a.:

• Deutschland: Buchenwald, Ravensbrück, Dachau

• Österreich: Mauthausen

• Polen: Auschwitz, Majdanek

• Frankreich, Baltikum, Tschechoslowakei, Belarus, Ukraine

Ein besonders berüchtigtes Lager war Salaspils in Lettland, das auch Kinder als Häftlinge aufnahm. Hier kam es u. a. zu Blutentnahmen an Minderjährigen für die Versorgung verwundeter Soldaten.

Salaspils unterschied sich in seiner Struktur und Funktion deutlich von nationalsozialistischen Vernichtungslagern wie Auschwitz oder Majdanek, in denen Menschen systematisch in Gaskammern getötet und ihre Leichen anschließend verbrannt wurden. Zwar war Salaspils kein Vernichtungslager im klassischen Sinne, doch war es ein zentraler Ort grausamer medizinischer Versuche, bei denen mehr als 100.000 Menschen ums Leben kamen.

Im Gegensatz zu anderen Konzentrationslagern war in Salaspils insbesondere die systematische Folter von Kindern Teil des Lageralltags. Diese Misshandlungen erfolgten nach festgelegten Abläufen und wurden akribisch dokumentiert, etwa im Rahmen medizinischer Experimente. Die Grausamkeit und der gezielte Missbrauch minderjähriger Häftlinge machen Salaspils zu einem besonders erschütternden Beispiel für die Verbrechen des NS-Regimes.

Experimente an Kindern

Die Zeugenaussagen sowie die Ergebnisse späterer Untersuchungen belegen eine Vielzahl systematischer Tötungsmethoden, die im Lager Salaspils zur Anwendung kamen: darunter Schläge, Hunger, Vergiftung mit Arsen, Injektionen gefährlicher Substanzen (insbesondere an Kindern), chirurgische Eingriffe ohne Betäubung, Blutentnahmen (ausschließlich bei Kindern), gezielte Hinrichtungen, Folter, sinnlose Schwerarbeit (wie das Tragen von Steinen), sowie Gaskammern und das lebendige Begraben. Um Munition zu sparen, sahen die Lagerregeln vor, Kinder mit Gewehrkolben zu töten. Die in Salaspils verübten Verbrechen gehören zu den grausamsten, die im Europa der Moderne dokumentiert wurden. Ein solches Ausmaß an Gewalt widerspricht allen moralischen Normen und ist durch nichts zu rechtfertigen.

Kinder wurden meist kurz nach der Ankunft von ihren Müttern getrennt. Säuglinge und Kleinkinder bis zum Alter von sechs Jahren wurden in eigens dafür vorgesehenen Baracken untergebracht, wo sie häufig mit Infektionskrankheiten wie Masern in Kontakt kamen. Anstatt eine Behandlung zu erhalten, wurden die Erkrankungen gezielt verschärft – beispielsweise durch das Baden in kaltem Wasser. Viele Kinder überlebten unter diesen Bedingungen nur wenige Tage. Innerhalb eines Jahres starben auf diese Weise über 3.000 Kinder. Die Leichen wurden entweder verbrannt oder auf dem Lagergelände verscharrt.

Im Nürnberger Prozess wurde das Verbrechen der „gezielten Tötung von Kindern“ besonders hervorgehoben. Bei der Aushebung nur eines Fünftels des Lagerareals wurden 633 Kinderleichen im Alter zwischen fünf und neun Jahren gefunden, sorgfältig in mehreren Schichten übereinander bestattet. Zudem entdeckte man eine mit ölhaltiger Flüssigkeit getränkte Stelle, die Reste unverbrannter Kinderknochen – darunter Zähne, Rippen und Gelenke – enthielt.

Salaspils gilt als eines der grausamsten Lager des nationalsozialistischen Lagersystems. Viele der hier verübten Taten lassen sich mit bekannten Mustern aus anderen Lagern nicht vergleichen. Im Winter wurden neu ankommende Kinder barfuß und ohne Kleidung über eine längere Strecke in eine Baracke geführt, wo sie gezwungen wurden, sich in eiskaltem Wasser zu waschen. Anschließend mussten sie die gleiche Strecke zurücklegen und wurden für mehrere Tage in unbeheizten Räumen untergebracht. Das Alter der Kinder überschritt in den meisten Fällen nicht zwölf Jahre. Wer diese Tortur überlebte, wurde weiteren Experimenten ausgesetzt, unter anderem mit arsenhaltigen Substanzen.

Säuglinge wurden getrennt untergebracht und erhielten Injektionen, die innerhalb weniger Tage zum Tod führten. Ihnen wurde vergiftete Nahrung verabreicht, darunter Kaffee und Brei. Schätzungen zufolge starben im Schnitt etwa 150 Kinder pro Tag an den Folgen dieser Experimente. Ihre Leichen wurden gesammelt, verbrannt, in Gruben entsorgt oder in der Nähe des Lagers verscharrt.

Ravensbrück

Wenn von den Konzentrationslagern des NS-Regimes die Rede ist, steht Ravensbrück an erster Stelle. Es war das einzige große Frauenkonzentrationslager im Deutschen Reich. Während seiner Existenz waren dort rund 30.000 weibliche Häftlinge inhaftiert, gegen Ende des Krieges war das Lager mit etwa 50.000 Personen massiv überfüllt. Der Großteil der Inhaftierten bestand aus russischen und polnischen Frauen, etwa 15 % waren jüdischer Herkunft. Die Bedingungen im Lager waren durch Willkür geprägt – es gab keine einheitlichen Vorschriften zur Behandlung der Häftlinge, das Verhalten der Aufseherinnen richtete sich nach deren eigenem Ermessen.

Neuankommende Frauen wurden entkleidet, kahlgeschoren, gewaschen, erhielten einen Einheitsmantel und eine Häftlingsnummer. Auch die sogenannte Rassenzugehörigkeit wurde durch farbige Abzeichen auf der Kleidung markiert. Die Individualität der Frauen wurde systematisch ausgelöscht – sie wurden zu anonymen Nummern degradiert. In den überfüllten Baracken – die in der Nachkriegszeit nur wenigen Flüchtlingsfamilien Platz boten – lebten zeitweise bis zu 1.000 Frauen. Diese mussten sich auf dreistöckigen Holzpritschen abwechselnd zum Schlafen legen. Die sanitären Einrichtungen waren unzureichend; wenige Toiletten und Waschstellen führten dazu, dass die Böden schnell verunreinigt waren. Dieses Bild entsprach den Zuständen in zahlreichen nationalsozialistischen Konzentrationslagern.

Nicht alle Frauen wurden unmittelbar nach der Verhaftung ins Lager gebracht – eine Selektion fand im Vorfeld statt. Arbeitsfähige, körperlich robuste Frauen wurden in das Lager eingewiesen, während andere der „Vernichtung durch Arbeit“ oder direkter Tötung zugeführt wurden. Die Inhaftierten mussten unter anderem auf Baustellen oder in Nähereien arbeiten.

Wie andere Lager wurde auch Ravensbrück im Laufe der Zeit mit einem Krematorium ausgestattet. Gaskammern – von den Häftlingen so genannt – kamen erst gegen Kriegsende zum Einsatz. Die Asche der Verstorbenen wurde teilweise auf nahegelegene Felder gebracht und als Düngemittel verwendet.

Medizinische Versuche an Häftlingen stellten ein besonders grausames Kapitel dar. In einer eigens eingerichteten Baracke, dem sogenannten „Krankenrevier“, führten deutsche Ärzte Experimente durch: Sie testeten neue Medikamente, führten chirurgische Eingriffe ohne Betäubung durch oder infizierten Frauen gezielt mit Krankheitserregern. Einige dieser Frauen überlebten, litten jedoch lebenslang an den Folgen. Auch Bestrahlungsexperimente mit Röntgenstrahlen fanden statt, die zu schwerwiegenden physischen Schädigungen führten. Weitere Eingriffe, darunter operative Eingriffe an den Genitalien, hinterließen bleibende körperliche und seelische Schäden. Solche Menschenversuche fanden auch in anderen nationalsozialistischen Lagern statt und zählen zu den schwerwiegendsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Bei der Befreiung des Lagers im April 1945 durch alliierte Truppen befanden sich noch etwa 5.000 Frauen in Ravensbrück. Der Großteil der Häftlinge war zuvor ermordet oder in andere Lager verlegt worden. Nach der Befreiung nutzten sowjetische Truppen die Baracken zunächst zur Unterbringung von Flüchtlingen. In der Nachkriegszeit wurde das Gelände zeitweise von sowjetischen Militäreinheiten genutzt.

Konzentrationslager der Nazis: Buchenwald

Der Bau des Konzentrationslagers Buchenwald begann im Jahr 1937 in der Nähe der Stadt Weimar. Zu den ersten Häftlingen zählten unter anderem politische Gegner des NS-Regimes, in der Folgezeit wurden auch sowjetische Kriegsgefangene eingeliefert, die maßgeblich am Ausbau des Lagers beteiligt waren. Sie errichteten ein System, das sich durch höchste organisatorische Strenge und Effizienz auszeichnete und bald zu einem der berüchtigtsten Lager im nationalsozialistischen Deutschland wurde.

Die gesamte Struktur des Lagers war systematisch geplant. Direkt hinter dem Haupttor befand sich der sogenannte Appellplatz, auf dem die Häftlinge zu Zählappellen antreten mussten. Seine Kapazität war auf bis zu 20.000 Personen ausgelegt. In der Nähe des Eingangs lag eine Strafzelle, die für Isolationshaft und Verhöre genutzt wurde. Gegenüber befanden sich das Bürogebäude, die Unterkünfte der Lagerleitung sowie der Diensthabende. Weiter im Inneren des Lagers standen die Häftlingsbaracken, insgesamt 52 an der Zahl. Davon waren 43 als Unterkünfte vorgesehen, während die übrigen als Werkstätten dienten.

Die nationalsozialistischen Konzentrationslager haben sich tief in das historische Gedächtnis eingebrannt. Ihre Namen stehen bis heute für Terror, Willkür und systematische Gewalt. Buchenwald gilt als eines der grausamsten dieser Lager. Besonders gefürchtet war das Krematorium: Häftlinge wurden unter dem Vorwand einer medizinischen Untersuchung dorthin gebracht. Nachdem sie sich entkleidet hatten, wurden sie erschossen, und ihre Leichen wurden anschließend im Ofen verbrannt.

Buchenwald war ein reines Männerlager. Bei ihrer Ankunft erhielten die Inhaftierten eine Häftlingsnummer, die sie sofort in deutscher Sprache auswendig lernen mussten. Die Arbeit der Häftlinge erfolgte unter anderem in der nahegelegenen Waffenfabrik „Gustloff-Werke“, einem Rüstungsbetrieb, der wenige Kilometer vom Lager entfernt lag.

Ein besonders berüchtigter Teil des Lagers war das sogenannte „Kleine Lager“. Es wurde ursprünglich als Quarantänebereich eingerichtet, entwickelte sich jedoch bald zu einem Ort der systematischen Vernachlässigung und Sterblichkeit. Hier litten die Häftlinge unter katastrophalen hygienischen Bedingungen, unzureichender Ernährung und völliger medizinischer Unterversorgung. Der Aufenthalt im „Kleinen Lager“ war für viele gleichbedeutend mit einem langsamen und qualvollen Tod.

Kleines Lager von Buchenwald

Die Quarantänezone wurde als „Kleines Lager“ bezeichnet. Die Lebensbedingungen dort waren – selbst im Vergleich zum Stammlager – schlichtweg höllisch. Im Jahr 1944, als sich die deutschen Truppen auf den Rückzug befanden, wurden Häftlinge aus Auschwitz und Compiègne in dieses Lager gebracht – vor allem Sowjetbürger, Polen und Tschechen, später auch jüdische Gefangene. Da nicht genügend Platz für alle vorhanden war, mussten etwa sechstausend Menschen in Zelten untergebracht werden. Je näher das Jahr 1945 rückte, desto mehr Häftlinge wurden dorthin verlegt. Zu diesem Zeitpunkt bestand das „Kleine Lager“ aus zwölf Baracken mit den Maßen 40 mal 50 Meter.

Folter in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern war nicht nur gezielt geplant oder Teil medizinischer Versuche – bereits das Leben unter den dort herrschenden Bedingungen bedeutete ständige Qual. In einer einzigen Baracke lebten bis zu 750 Personen. Die Tagesration bestand aus einem kleinen Stück Brot; Häftlinge ohne Arbeit erhielten noch weniger.

Auch unter den Häftlingen herrschte ein unerbittlicher Überlebenskampf. Dokumentierte Fälle von Kannibalismus und Morden wegen eines Stücks Brot belegen die Brutalität des Lageralltags. Es war üblich, die Leichen der Verstorbenen in den Baracken aufzubewahren, um weiterhin ihre Rationen zu beziehen. Die Kleidung der Toten wurde unter den Zellengenossen aufgeteilt – nicht selten kam es dabei zu Streitigkeiten. Aufgrund der katastrophalen hygienischen Verhältnisse breiteten sich im Lager ansteckende Krankheiten rasant aus. Impfungen verschärften das Problem, da die Injektionsspritzen nicht gewechselt wurden.

Fotografien vermögen das volle Ausmaß der Unmenschlichkeit und des Grauens nationalsozialistischer Konzentrationslager kaum wiederzugeben. Auch Zeitzeugenberichte sind schwer zu ertragen. In jedem Lager – Buchenwald nicht ausgenommen – existierten medizinische Abteilungen, in denen Ärzte grausame Experimente an Häftlingen durchführten. Es sei angemerkt, dass die auf diese Weise gewonnenen medizinischen Daten der deutschen Wissenschaft tatsächlich gewisse Fortschritte ermöglichten – in keinem anderen Land der Welt wurde so extensiv experimentiert. Doch bleibt die Frage: War dieser wissenschaftliche Vorsprung den Preis von Millionen gequälter Kinder und Frauen wert? War das Leid dieser unschuldigen Menschen mit irgendetwas zu rechtfertigen?

Gefangene wurden bestrahlt, gesunde Gliedmaßen amputiert, Organe entnommen, sterilisiert und kastriert. Es wurde getestet, wie lange ein Mensch extremer Kälte oder Hitze standhält. Die Häftlinge wurden gezielt mit Krankheiten infiziert, um ihnen anschließend experimentelle Medikamente zu injizieren. So wurde im Konzentrationslager Buchenwald beispielsweise ein Impfstoff gegen Typhus entwickelt. Neben Typhus wurden Häftlinge auch mit Pocken, Gelbfieber, Diphtherie und Paratyphus infiziert.

Seit 1939 stand das Lager unter der Leitung von Karl Koch. Seine Frau Ilsa Koch erlangte traurige Berühmtheit durch ihre sadistische Grausamkeit und die unmenschliche Behandlung der Gefangenen. Sie wurde unter anderem als „Hexe von Buchenwald“ gefürchtet – weit mehr als ihr Ehemann oder die Lagerärzte. Später erhielt sie den Spitznamen „Frau Abazhur“ („Frau Lampenschirm“) – dieser Name bezog sich auf ihre Vorliebe, aus der tätowierten Haut ermordeter Häftlinge dekorative Gegenstände anzufertigen, insbesondere Lampenschirme, auf die sie besonderen Wert legte. Am liebsten verwendete sie dabei die Haut russischer Gefangener mit Tätowierungen auf Rücken und Brust sowie die von Sinti und Roma. Solche Gegenstände erschienen ihr als besonders „elegant“.

Die Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald erfolgte am 11. April 1945 durch die Häftlinge selbst. Nachdem sie vom Herannahen der alliierten Truppen erfahren hatten, entwaffneten sie die Wachmannschaften, nahmen das Lagerkommando gefangen und übernahmen für zwei Tage selbst die Kontrolle über das Lager – bis amerikanische Soldaten eintrafen.

Auschwitz (Auschwitz-Birkenau)

Auschwitz darf in keiner Aufzählung der nationalsozialistischen Konzentrationslager fehlen. Es war eines der größten Lagerkomplexe des Dritten Reiches, in dem nach unterschiedlichen Schätzungen zwischen 1,5 und 4 Millionen Menschen ums Leben kamen. Die genaue Zahl der Todesopfer konnte bis heute nicht zweifelsfrei festgestellt werden. Der überwiegende Teil der Opfer waren jüdische Männer, Frauen und Kinder, die unmittelbar nach ihrer Ankunft in den Gaskammern ermordet wurden.

Der Lagerkomplex trug die Bezeichnung Auschwitz-Birkenau und lag am Rande der polnischen Stadt Oświęcim, deren deutscher Name Auschwitz durch das Lager weltweite Bekanntheit erlangte. Über dem Eingangstor des Lagers befand sich der zynische Schriftzug: „Arbeit macht frei.“

Dieser riesige Komplex, erbaut 1940, bestand aus drei Lagern:

• Auschwitz I oder Stammlager - hier befand sich die Verwaltung;
• Auschwitz II oder "Birkenau" - wurde Todeslager genannt;
• Auschwitz III oder Buna Monowitz.

Das Lager Auschwitz war ursprünglich als kleines Lager für politische Gefangene konzipiert. Doch mit der Zeit nahm die Zahl der Inhaftierten stetig zu. Etwa 70 % der Neuankömmlinge wurden unmittelbar nach ihrer Ankunft selektiert und ermordet. Zahlreiche Foltermethoden, die später in anderen Konzentrationslagern Anwendung fanden, wurden zunächst in Auschwitz eingeführt. Im Jahr 1941 nahm die erste Gaskammer ihren Betrieb auf. Als Tötungsmittel diente das Giftgas Zyklon B. Die erste Erprobung dieser grausamen Erfindung erfolgte an etwa 900 sowjetischen und polnischen Gefangenen.

Am 1. März 1942 wurde Auschwitz II – Birkenau – in Betrieb genommen. Das Gelände umfasste vier Krematorien und zwei Gaskammern. Im selben Jahr begannen medizinische Experimente an weiblichen und männlichen Häftlingen, insbesondere zur Sterilisation und Kastration.

Rund um Birkenau entstanden nach und nach zahlreiche Nebenlager, in denen die Gefangenen in Industrieanlagen und Bergwerken zur Zwangsarbeit herangezogen wurden. Eines dieser Lager wurde später zu einem eigenen Lagerkomplex ausgebaut und ist unter dem Namen Auschwitz III – Monowitz (Buna) bekannt. Dort waren etwa 10.000 Häftlinge interniert.

Wie alle Konzentrationslager des NS-Regimes war auch Auschwitz streng bewacht. Der Kontakt zur Außenwelt war verboten, das gesamte Lager war mit Stacheldraht umzäunt, und im Umkreis von einem Kilometer waren Wachposten stationiert.

Auf dem Gelände von Auschwitz arbeiteten fünf Krematorien ununterbrochen. Schätzungen zufolge lag ihre monatliche Kapazität bei rund 270.000 Leichen.

Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau von sowjetischen Truppen befreit. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich noch etwa 7.000 Häftlinge im Lager. Die geringe Zahl der Überlebenden erklärt sich dadurch, dass bereits rund ein Jahr zuvor systematische Massentötungen in den Gaskammern eingesetzt hatten.

Seit 1947 befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen Lagers eine Gedenkstätte und ein Museum, das dem Andenken an die Opfer des nationalsozialistischen Terrors gewidmet ist.

Abschlus

Während des gesamten Krieges gerieten nach statistischen Angaben etwa viereinhalb Millionen Sowjetbürger in Gefangenschaft. Dabei handelte es sich überwiegend um Zivilisten aus den von der Wehrmacht besetzten Gebieten. Es ist kaum vorstellbar, welches Leid diese Menschen durchlitten. Doch nicht nur die Misshandlungen durch die Nationalsozialisten in den Konzentrationslagern mussten sie ertragen: Dank Stalins Politik wurden sie nach ihrer Befreiung in der Heimat erneut zu Opfern – sie galten als „Verräter“.

Viele von ihnen erwartete nach der Rückkehr nicht etwa Rehabilitation, sondern die Lager des GULag-Systems. Auch ihre Familien waren häufig schweren Repressionen ausgesetzt. So wurde für viele die eine Gefangenschaft lediglich durch eine andere ersetzt. Aus Angst um ihr eigenes Leben und das ihrer Angehörigen änderten viele ihre Namen und versuchten, ihre Vergangenheit um jeden Preis zu verbergen.

Noch bis vor wenigen Jahren wurde das Schicksal dieser Menschen nach ihrer Freilassung verschwiegen und systematisch unterdrückt. Doch gerade jene, die durch diese doppelte Erfahrung gegangen sind, dürfen nicht vergessen werden.

Das tragische Schicksal weiblicher Gefangener im Zweiten Weltkrieg. Die Gewalt der Roten Armee – Über die Gräueltaten sowjetischer „Befreier“ in Europa

Wir alle erinnern uns an die unermesslichen Gräueltaten, die Hitler und das Dritte Reich während des Zweiten Weltkriegs verübten. Doch nur selten wird bedacht, dass auch die Verbündeten des nationalsozialistischen Deutschlands – allen voran das kaiserliche Japan – an Verbrechen gegen die Menschlichkeit in großem Maßstab beteiligt waren. Die Brutalität japanischer Einheiten, insbesondere der berüchtigten Einheit 731, stand derjenigen der Nationalsozialisten in nichts nach.

Die Folterungen, medizinischen Experimente und Massenhinrichtungen, die unter japanischer Besatzung in China, Korea, auf den Philippinen und in Südostasien verübt wurden, waren von einer Grausamkeit, die oft nicht aus militärischer Logik, sondern aus sadistischem Vergnügen heraus geschah. Opfer wurden nicht getötet, um Informationen zu gewinnen oder politische Ziele zu erreichen – sondern vielfach aus reiner Grausamkeit, zur „Übung“ oder aus pseudowissenschaftlicher Neugier.

Die Verbrechen des japanischen Militärs, insbesondere während des Massakers von Nanking, gehören zu den abscheulichsten Kapiteln des 20. Jahrhunderts. Dennoch sind sie in der öffentlichen Wahrnehmung des Zweiten Weltkriegs deutlich weniger präsent als die Verbrechen des Dritten Reichs – ein Umstand, der nach wie vor einer umfassenden Aufarbeitung bedarf.

KANNIBALISMUS

Diese erschütternde Tatsache erscheint kaum glaubhaft, doch zahlreiche schriftliche Zeugnisse und dokumentierte Berichte bestätigen ihre Authentizität. Es gibt Hinweise darauf, dass Soldaten, die mit der Bewachung von Gefangenen betraut waren, selbst unter massivem Nahrungsmangel litten. Infolge dieser extremen Bedingungen kam es in einigen Fällen zu Kannibalismus.

Berichten zufolge wurden Leichen von verstorbenen Häftlingen als Nahrungsquelle genutzt. In besonders grausamen Fällen sollen sogar lebenden Menschen Körperteile zur Ernährung abgetrennt worden sein. Diese Praxis steht exemplarisch für den moralischen und zivilisatorischen Zusammenbruch, der in einigen Kriegsschauplätzen während des Zweiten Weltkriegs zu beobachten war, und stellt einen der dunkelsten Aspekte menschlicher Verrohung unter Kriegsbedingungen dar.

EXPERIMENTE AN SCHWANGEREN

Einheit 731 und die medizinischen Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg

Eine der berüchtigtsten Formationen der kaiserlich-japanischen Armee während des Zweiten Weltkriegs war die sogenannte Einheit 731, die im besetzten Nordchina angesiedelt war und für umfangreiche medizinisch-biologische Experimente verantwortlich war. Ihre Tätigkeit stellte einen massiven Verstoß gegen die Prinzipien des humanitären Völkerrechts und gegen fundamentale ethische Normen dar.

Ziel dieser Einrichtung war die Entwicklung biologischer Waffen sowie die Erprobung ihrer Auswirkungen am menschlichen Körper. Zu den Opfern zählten sowohl Kriegsgefangene als auch Zivilisten, darunter Frauen und Kinder. Dokumentierte Berichte belegen, dass Gefangene systematisch mit Infektionskrankheiten – etwa Typhus, Cholera oder Geschlechtskrankheiten – infiziert wurden, um den Verlauf und die Wirkung dieser Krankheiten zu erforschen.

Besondere Aufmerksamkeit galt dabei schwangeren Frauen, die – teils nach sexueller Gewalt – gezielt in medizinische Versuchsreihen einbezogen wurden. In mehreren Fällen wurden operative Eingriffe ohne Betäubung vorgenommen, um die Entwicklung des Embryos oder die Reaktion des kindlichen Organismus auf Infektionen zu untersuchen. Solche Eingriffe führten in der Regel zum Tod von Mutter und Kind.

Weitere dokumentierte Praktiken der Einheit 731 umfassten:

• die Simulation extremer Kälte und Hitze zur Erforschung physischer Belastungsgrenzen,

• das gezielte Verstümmeln oder Entfernen von Organen zu Studienzwecken,

• die Sterilisation und Kastration von Versuchspersonen,

• das Testen von Impfstoffen unter lebensgefährlichen Bedingungen.

Diese Menschenversuche stellen schwerwiegende Kriegsverbrechen dar. Dennoch blieben viele der Verantwortlichen – anders als im Nürnberger Ärzteprozess – nach Kriegsende straflos. Zahlreiche Wissenschaftler der Einheit 731 wurden von den USA als Quelle biowissenschaftlicher Erkenntnisse geschont und fanden später Beschäftigung in Forschungseinrichtungen.

Historische Bewertung

Die Verbrechen der Einheit 731 werfen bis heute schwerwiegende Fragen hinsichtlich der Verstrickung von Wissenschaft und Gewaltpolitik auf. Die systematische Verletzung der körperlichen und menschlichen Integrität der Opfer wurde lange Zeit verharmlost oder verschwiegen. Erst in den letzten Jahrzehnten rückt dieses Kapitel japanischer Kriegsgeschichte zunehmend in den Fokus der internationalen Forschung.

BRUTALE FOLTER

Grausame Behandlung von Kriegsgefangenen durch die kaiserlich-japanische Armee

Zahlreiche Berichte über Kriegsverbrechen der kaiserlich-japanischen Armee während des Zweiten Weltkriegs belegen, dass Gewalt gegenüber Gefangenen nicht nur funktional – etwa zur Informationsgewinnung – eingesetzt wurde, sondern häufig auch Ausdruck willkürlicher und sadistischer Brutalität war.

Historische Zeugnisse beschreiben Fälle extremer Misshandlungen, bei denen Gefangene physisch und psychisch auf grausamste Weise missbraucht wurden. Die dokumentierte Willkür und Sinnlosigkeit einiger dieser Taten verstärkten bei den Alliierten das Bild einer systematisch entmenschlichten Kriegsführung.

Solche Verbrechen verstoßen in eklatanter Weise gegen die Genfer Konventionen und gegen grundlegende Prinzipien des humanitären Völkerrechts. Sie sind heute Bestandteil internationaler Forschungen zu Gewalt, Militarismus und kolonialer Ideologie im Asien-Pazifik-Krieg.

SADISTISCHE NEUGIER

Medizinische Menschenversuche im Kaiserlich-Japanischen Militär

Während des Zweiten Weltkriegs führten Angehörige des japanischen Militärs im Rahmen geheimer Forschungseinrichtungen – insbesondere der berüchtigten Einheit 731 – eine Vielzahl medizinischer Menschenversuche an Kriegsgefangenen und Zivilisten durch. Diese Experimente dienten nicht nur pseudowissenschaftlichen oder militärstrategischen Zwecken, sondern entsprangen teils auch reiner Neugier, frei von jeder medizinischen Legitimation.

Ein Beispiel hierfür sind die sogenannten Zentrifugenversuche. Dabei wurden Gefangene über längere Zeiträume extremen Rotationskräften ausgesetzt, um die physiologischen Auswirkungen auf den menschlichen Körper zu untersuchen. Die Folgen waren katastrophal: zahlreiche Opfer starben an inneren Blutungen oder erlitten durch die Belastung schwerste körperliche Verletzungen. In mehreren dokumentierten Fällen kam es zu einem Zerreißen des Körpers durch die einwirkenden Kräfte.

Diese Verbrechen stellen schwerwiegende Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht dar und zählen zu den grausamsten bekannten Formen medizinisch getarnter Folter im 20. Jahrhundert. Die Ereignisse wurden unter anderem im Rahmen der Khabarowsk-Prozesse (1949) sowie durch unabhängige internationale Forschung dokumentiert und verurteilt.

AMPUTATION

Repression und Folter durch das japanische Militär während des Zweiten Weltkriegs

Die Gewaltpraktiken des japanischen Militärs während des Zweiten Weltkriegs richteten sich nicht nur gegen Kriegsgefangene, sondern auch gegen Zivilisten und mitunter gegen eigene Bürger, die der Kollaboration oder Spionage verdächtigt wurden. Dokumentierten Berichten zufolge kam es in verschiedenen Fällen zu systematischen Akten körperlicher Misshandlung und Verstümmelung.

Eine besonders grausame Form der Bestrafung bestand in der Amputation von Körperteilen – insbesondere von Fingern, Ohren oder Gliedmaßen. Diese Eingriffe wurden vielfach ohne Betäubung vorgenommen, wobei die Überlebensfähigkeit der Opfer bewusst sichergestellt wurde, um dauerhafte physische und psychische Leiden zu verursachen. Derartige Maßnahmen verfolgten nicht nur repressive Zwecke, sondern dienten auch der Abschreckung und öffentlichen Demütigung.

Solche Praktiken stehen exemplarisch für den verbreiteten Bruch des humanitären Völkerrechts in mehreren besetzten Gebieten und spiegeln das Ausmaß der Gewalt wider, die sich in Teilen des japanischen Militärs gegenüber der Zivilbevölkerung und den eigenen Landsleuten entfaltete.

ERTRINKEN

Foltermethoden im japanischen Militär während des Zweiten Weltkriegs

Zu den dokumentierten Gewaltpraktiken, die vom japanischen Militär während des Zweiten Weltkriegs angewendet wurden, gehörten auch extrem brutale Formen der sogenannten „Wasserfolter“. Während das gewaltsame Eintauchen von Gefangenen in Wasser (bis zum drohenden Erstickungstod) als klassische Methode bereits bekannt war, entwickelten japanische Einheiten noch grausamere Varianten.

Berichten zufolge wurden Gefangenen große Mengen Wasser in den Mund und die Nasenhöhlen eingeflößt – oft unter Zwang und ohne Unterbrechung –, wobei das Wasser direkt in die Atemwege und die Lunge gelangte. Diese Form der Folter führte bei längerem Widerstand rasch zum Ersticken. Die Zeitspanne, innerhalb derer der Tod eintreten konnte, wurde dabei teils nur in Minuten gemessen. Ziel war nicht nur die Erzwingung von Geständnissen, sondern auch die bewusste Zufügung maximalen Leidens.

Diese Praxis ist ein Beispiel für die systematische Anwendung unmenschlicher Behandlungsmethoden durch Teile des japanischen Militärs, die gegen die Bestimmungen des Völkerrechts und insbesondere gegen die Haager Landkriegsordnung verstießen.

FEUER UND EIS

Experimente zum Einfrieren von Menschen waren in der japanischen Armee weit verbreitet. Die Gliedmaßen der Gefangenen wurden zu einem festen Zustand eingefroren, und dann wurden die Haut und die Muskeln von lebenden Menschen ohne Betäubung abgeschnitten, um die Wirkung von Kälte auf das Gewebe zu untersuchen. Die Wirkung von Verbrennungen wurde auf die gleiche Weise untersucht: Menschen wurden mit brennenden Fackeln lebendig mit Haut und Muskeln an Armen und Beinen verbrannt, wobei die Gewebeveränderungen sorgfältig beobachtet wurden.

STRAHLUNG

Im berüchtigten japanischen Versuchskomplex Einheit 731 wurden chinesische Gefangene wiederholt Experimenten mit starker Röntgenstrahlung ausgesetzt, um physiologische Veränderungen im Körper unter extremer Belastung zu untersuchen. Diese Experimente wurden ohne Rücksicht auf das Leben und die Gesundheit der Betroffenen durchgeführt und führten häufig zum Tod der Versuchspersonen.

LEBENDIG BEGRABEN

Eine der schwerwiegendsten Strafen, die amerikanischen Kriegsgefangenen im Falle von Aufruhr oder Ungehorsam auferlegt wurde, war die lebendige Bestattung. Dabei wurde die betroffene Person aufrecht in eine Grube gestellt und anschließend mit Erde oder Steinen bedeckt, bis sie schließlich erstickte. Alliierten Truppen gelang es mehrfach, die Überreste von auf diese Weise getöteten Gefangenen aufzufinden.

ENTHAUPTUNG

Die Enthauptung des Feindes war im Mittelalter eine übliche Hinrichtung. Aber in Japan überlebte dieser Brauch bis zum 20. Jahrhundert und wurde während des Zweiten Mirwa auf Gefangene angewendet. Aber das Schlimmste war, dass nicht alle Henker ihr Handwerk beherrschten. Oft beendete der Soldat den Schlag mit dem Schwert nicht bis zum Ende oder schlug sogar mit dem Schwert auf die Schulter der Hingerichteten. Dies verlängerte nur die Qual des Opfers, die der Henker mit dem Schwert erstach, bis er sein Ziel erreichte.

TOD IN DEN WELLEN

Diese für das alte Japan durchaus typische Ausführungsart wurde auch während des Zweiten Weltkriegs verwendet. Der Hingerichtete wurde an eine in der Gezeitenzone gegrabene Stange gebunden. Die Wellen stiegen langsam an, bis die Person zu ersticken begann, so dass sie schließlich nach langer Qual vollständig ertrinken konnte.

DIE SCHMERZHAFTESTE HINRICHTUNG

Bambus ist die am schnellsten wachsende Pflanze der Welt, sie kann 10-15 Zentimeter pro Tag wachsen. Die Japaner haben diese Eigenschaft seit langem für eine uralte und schreckliche Hinrichtung verwendet. Der Mann war mit dem Rücken an den Boden gekettet, aus dem frische Bambussprossen sprossen. Mehrere Tage lang zerrissen die Pflanzen den Körper des Leidenden und verurteilten ihn zu schrecklichen Qualen. Es scheint, dass dieser Horror in der Geschichte hätte bleiben sollen, aber nein: Es ist mit Sicherheit bekannt, dass die Japaner diese Hinrichtung während des Zweiten Weltkriegs für Gefangene verwendeten.

VON INNEN GESCHWEISS

Ein weiterer Abschnitt der in Teil 731 durchgeführten Experimente sind Experimente mit Elektrizität. Japanische Ärzte schlugen die Gefangenen mit elektrischem Strom, befestigten Elektroden an Kopf oder Rumpf, gaben sofort eine Hochspannung ab oder setzten die Unglücklichen für lange Zeit einer niedrigeren Spannung aus ... die Organe der Opfer wurden buchstäblich verschweißt.

ZWANGSARBEIT UND TODESMÄRSCHE

Japanische Kriegsgefangenenlager waren nicht besser als Hitlers Todeslager. Tausende von Häftlingen, die in japanischen Lagern landeten, arbeiteten von morgens bis abends, während sie den Geschichten zufolge sehr schlecht mit Essen versorgt wurden und manchmal mehrere Tage lang nicht ernährten. Und wenn in einem anderen Teil des Landes Sklavenmacht erforderlich war, wurden hungrige, erschöpfte Gefangene manchmal mehrere tausend Kilometer zu Fuß unter die sengende Sonne getrieben. Nur wenigen Häftlingen gelang es, die japanischen Lager zu überleben.

DIE GEFANGENEN WURDEN GEZWUNGEN, IHRE FREUNDE ZU TÖTEN

Die Japaner galten als Meister der psychologischen Folter. Sie zwangen Gefangene unter Androhung des Todes oft dazu, ihre Kameraden, Landsleute oder sogar Freunde zu schlagen – ja, sie mitunter sogar zu töten. Unabhängig vom Ausgang dieser psychologischen Tortur wurden Wille und Seele des betroffenen Menschen dauerhaft gebrochen.

Um dieses Thema weiterzuentwickeln und ergänzend zu dem am 10. Mai 2012 auf der Website veröffentlichten Artikel von Elena Senjawskaja bieten wir unseren Leserinnen und Lesern einen neuen Beitrag derselben Autorin an, der in einer Fachzeitschrift erschien.

In der Endphase des Großen Vaterländischen Krieges überschritt die Rote Armee – nach der Befreiung der von den Deutschen und ihren Satelliten besetzten sowjetischen Gebiete und der Verfolgung des sich zurückziehenden Feindes – die Staatsgrenze der UdSSR. Von diesem Moment an begann ihr siegreicher Vormarsch durch europäische Länder: durch Staaten, die sechs Jahre lang unter faschistischer Besatzung gelitten hatten, ebenso wie durch Länder, die im Krieg als Verbündete des Dritten Reiches auftraten, sowie durch das Territorium Hitlers Deutschlands selbst.

Im Zuge dieses Vorrückens nach Westen und der unvermeidlichen vielfältigen Kontakte mit der einheimischen Bevölkerung sammelten sowjetische Soldaten – die sich bis dahin in der Regel nie außerhalb ihres Heimatlandes aufgehalten hatten – zahlreiche neue, teils sehr widersprüchliche Eindrücke von Angehörigen anderer Völker und Kulturen. Diese Eindrücke führten später zur Ausbildung ethnopsychologischer Stereotype in ihrer Wahrnehmung der Europäer.

Unter all diesen Eindrücken nahm das Bild der europäischen Frauen eine zentrale Rolle ein. Erwähnungen oder sogar ausführliche Schilderungen dazu finden sich in Briefen und Tagebüchern sowie in den Memoiren vieler Kriegsteilnehmer – oft im Wechsel zwischen lyrischen und zynischen Bewertungen und Tonlagen.

Das erste europäische Land, in das die Rote Armee im August 1944 einmarschierte, war Rumänien. In den Kriegserinnerungen des Frontdichters Boris Sluzki finden sich bemerkenswert offene Zeilen: „Plötzlich, fast bis ans Meer gedrängt, wird Konstanza sichtbar. Sie entspricht nahezu dem durchschnittlichen Traum vom Glück nach dem Krieg. Restaurants. Badezimmer. Betten mit sauberer Bettwäsche. Reptilienhändler. Und – Frauen, elegante Stadtfrauen – Mädchen Europas – die erste Huldigung, die wir den Besiegten zollten ...“

Dann beschreibt er seine ersten Eindrücke vom „Ausland“: „Wo man sich zunächst den Schmutz von den Händen wäscht und dann das Gesicht. Federbetten statt Decken – aus Ekel vor dem Alltag. Es wurden sofort Verallgemeinerungen angestellt ... In Konstanza trafen wir zum ersten Mal auf Bordelle ... Unsere ersten Schwärmereien über die Existenz freier Liebe verflüchtigten sich rasch. Nicht nur aus Angst vor Ansteckung und wegen der hohen Kosten, sondern auch aus Verachtung gegenüber der Möglichkeit, einen Menschen zu kaufen ...“

Viele empfanden sogar Stolz: „Ein rumänischer Ehemann beschwerte sich bei der Kommandantur, dass unser Offizier seiner Frau nicht die vereinbarten anderthalbtausend Lei gezahlt habe. Jeder war sich einig: ‚Bei uns ist so etwas unmöglich.‘“

Sluzki schließt: Wahrscheinlich würden sich unsere Soldaten an Rumänien als „Land der Syphilitiker“ erinnern. Und er kommt zu dem Fazit, dass in Rumänien, diesem europäischen Hinterland, „unser Soldat am stärksten seine Überlegenheit gegenüber Europa gespürt hat“.

Ein anderer sowjetischer Offizier, Oberstleutnant der Luftwaffe Fjodor Smolnikow, hielt am 17. September 1944 seine Eindrücke von Bukarest in seinem Tagebuch fest:

„Hotel Ambassador, Restaurant im Erdgeschoss. Ich sehe das müßige Publikum flanieren, sie haben nichts zu tun, sie warten. Sie betrachten mich wie eine Kuriosität. ‚Russischer Offizier!!!‘ Ich bin sehr schlicht gekleidet, mehr als bescheiden. Lass sie. Wir werden noch in Budapest sein – ebenso real wie jetzt in Bukarest. Erstklassiges Restaurant. Das Publikum ist fein herausgeputzt, die schönsten rumänischen Frauen treten provokant auf {dies wird vom Verfasser des Artikels hervorgehoben}.

Die Nacht verbringen wir in einem erstklassigen Hotel. Die Metropole brodelt. Es gibt keine Musik, das Publikum wartet. Kapital, zum Teufel! Ich werde mich nicht von Werbung verführen lassen ...“

In Ungarn sah sich die Rote Armee nicht nur bewaffnetem Widerstand gegenüber, sondern auch hinterhältigen Angriffen aus der Zivilbevölkerung, wenn sie etwa „Betrunkene und Nachzügler auf Gehöften erschoss“ oder in Silos ertränkte.

Doch, wie es heißt, „Frauen, nicht so verdorben wie die Rumäninnen, gaben mit beschämender Leichtigkeit nach ... Ein wenig Liebe, ein wenig Ausschweifung – und vor allem natürlich Angst – halfen dabei.“

Ein ungarischer Anwalt wird zitiert: „Es ist sehr gut, dass die Russen Kinder so sehr lieben. Es ist sehr schlimm, dass sie Frauen so sehr lieben.“ Boris Sluzki kommentiert dazu: „Er hat dabei nicht bedacht, dass ungarische Frauen auch die Russen liebten – dass es neben der düsteren Angst, die Matronen und Mütter in die Knie zwang, auch die Zärtlichkeit der Mädchen gab und die verzweifelte Zärtlichkeit der Soldaten, die sich den Mördern ihrer Männer hingaben.“

Grigori Tschuchrai beschrieb in seinen Memoiren einen solchen Fall in Ungarn. Ein Teil der Einheit war an einem Ort einquartiert worden. Die Besitzer des Hauses, in dem er und seine Kameraden untergebracht waren, entspannten sich während des Festes „unter dem Einfluss von russischem Wodka“ und gaben schließlich zu, dass sie ihre Tochter auf dem Dachboden versteckt hielten.

Die sowjetischen Offiziere waren empört: „Für wen haltet ihr uns? Wir sind keine Faschisten!“

Die Hausherren schämten sich – und bald erschien ein mageres Mädchen namens Mariyka am Tisch und begann eifrig zu essen. Nachdem sie sich etwas eingewöhnt hatte, begann sie zu flirten und uns sogar Fragen zu stellen ...

Am Ende des Abendessens herrschte freundliche Stimmung, und man trank auf „Barátság“ (Freundschaft). Mariyka verstand diesen Trinkspruch wohl etwas zu direkt.

Als wir uns zur Ruhe begaben, erschien sie in einem Unterhemd in meinem Zimmer. Als sowjetischer Offizier war mir sofort klar, dass eine Provokation vorbereitet wurde. „Sie rechnen damit, dass ich Mariykas Reizen erliege, und dann wird man daraus ein großes Aufhebens machen. Aber ich werde nicht nachgeben“, dachte ich.

Und tatsächlich: Mariykas Reize konnten mich nicht verführen – ich geleitete sie zur Tür.

Am nächsten Morgen stellte die Gastgeberin das Essen auf den Tisch, das Geschirr klapperte. „Sie ist nervös. Die Provokation ist gescheitert!“, dachte ich. Diesen Gedanken teilte ich mit unserem ungarischen Dolmetscher. Er brach in schallendes Gelächter aus:

„Das war keine Provokation! Man hat Ihnen ein freundliches Wesen gezeigt – und Sie haben es missachtet. Jetzt gelten Sie in diesem Haus nicht mehr als Mensch. Sie müssen in eine andere Unterkunft umziehen!“

Warum hatten sie ihre Tochter auf dem Dachboden versteckt?

„Sie hatten Angst vor Gewalt. In unserem Land gilt es als akzeptiert, dass ein Mädchen vor der Ehe – mit Zustimmung der Eltern – mit vielen Männern intim sein kann. Hier sagt man: Man kauft keine Katze im Sack …“

Junge, gesunde Männer üben eine natürliche Anziehungskraft auf Frauen aus. Doch die Leichtigkeit der europäischen Moral verdarb manche sowjetischen Soldaten, während andere im Gegenteil überzeugt waren, dass sich eine Beziehung nicht auf reine Physiologie reduzieren lasse. Sergeant Alexander Rodin schilderte seine Eindrücke vom Besuch – aus Neugier – eines Bordells in Budapest, das auch nach Kriegsende noch eine Zeitlang existierte:

„... Nach dem Besuch blieb ein widerliches, beschämendes Gefühl von Lüge und Falschheit zurück, das Bild der offensichtlichen, aufrichtigen Vortäuschung weiblicher Zuneigung geht mir nicht aus dem Kopf ... Interessant ist, dass dieser unangenehme Nachgeschmack nicht nur bei mir blieb – einem jungen Mann, der mit Prinzipien wie ‚Kein Kuss ohne Liebe‘ erzogen wurde –, sondern auch bei den meisten unserer Soldaten, mit denen wir darüber sprachen ... Etwa zur gleichen Zeit unterhielt ich mich mit einer hübschen Magyarin (sie konnte irgendwoher Russisch). Auf ihre Frage, ob mir Budapest gefalle, antwortete ich, dass es mir gefalle – nur die Bordelle seien peinlich. ‚Aber warum?‘ fragte das Mädchen. ‚Weil es unnatürlich und roh ist‘, erklärte ich. ‚Eine Frau nimmt Geld – und beginnt danach sofort zu lieben!‘ Das Mädchen dachte eine Weile nach, nickte dann zustimmend und sagte: ‚Du hast Recht: Es ist nicht schön, das Geld vorzuschieben ...‘“

Polen hinterließ andere Eindrücke. Der Dichter David Samoilow berichtet: „... In Polen hielt man uns streng. Es war schwierig, sich frei zu bewegen. Und Streiche wurden hart bestraft.“

Er beschreibt seine Eindrücke von diesem Land, wobei der einzige positive Aspekt für ihn die Schönheit der polnischen Frauen war. „Ich kann nicht sagen, dass uns Polen besonders gefallen hat“, schrieb er. „Ich fand dort nichts Edles oder Ritterliches. Im Gegenteil – alles erschien mir spießbürgerlich, bäuerlich – Begriffe und Interessen. In Ostpolen sah man uns mit Misstrauen und halber Feindseligkeit an und versuchte, den Befreiern alles Mögliche zu entlocken.

Aber die Frauen waren angenehm schön und kokett. Sie fesselten uns mit ihren Manierismen, ihrem schnurrenden Sprechen, bei dem plötzlich alles klar wurde. Sie selbst wirkten fesselnd – sei es durch eine gewisse rohe Männlichkeit oder eine Soldatenuniform. Und ihre bleichen, ausgemergelten früheren Verehrer wichen mit zusammengebissenen Zähnen eine Zeit lang in den Hintergrund ...“

Doch nicht alle Einschätzungen polnischer Frauen fielen so romantisch aus. Am 22. Oktober 1944 schrieb Unterleutnant Wladimir Gelfand in sein Tagebuch: „In der Ferne erhob sich die Stadt, die ich unter dem polnischen Namen [Wladow] verlassen hatte, mit schönen Polinnen, stolz bis zum Ekel... Man erzählte mir von polnischen Frauen: Sie lockten unsere Soldaten und Offiziere in ihre Arme, und wenn es zum Geschlechtsverkehr kam, schnitten sie ihnen mit Rasierklingen den Penis ab, erwürgten sie mit bloßen Händen oder kratzten ihnen die Augen aus. Verrückte, wilde, hässliche Frauen! Man muss vorsichtig mit ihnen sein und sich nicht von ihrer Schönheit blenden lassen. Und die Polinnen sind schön – und zugleich hässlich.“

Allerdings finden sich in seinen Aufzeichnungen auch andere Stimmungen. Am 24. Oktober notierte er folgendes Erlebnis: „Heute begleiteten mich schöne polnische Mädchen in einem der Dörfer. Sie klagten über das Fehlen von Männern in Polen. Auch mich nannten sie ‚Pan‘, doch sie blieben unnahbar. Einer von ihnen klopfte ich leicht auf die Schulter, als Antwort auf ihre Bemerkung über Männer, und tröstete mich mit dem Gedanken, dass für sie ein Weg nach Russland offenstünde – dort gibt es viele Männer. Doch sie beeilte sich, zur Seite zu treten, und auf meine Worte erwiderte sie, dass es auch hier Männer für sie gäbe. Wir verabschiedeten uns mit einem Händedruck. Wir wurden uns also nicht einig, aber sie sind nette Mädchen – auch wenn sie Polinnen sind.“

Einen Monat später, am 22. November, hielt Gelfand seine Eindrücke von der ersten polnischen Großstadt Minsk-Mazowiecki fest, die er betrat. Neben der Beschreibung architektonischer Schönheiten und der ihn verblüffenden Zahl an Fahrrädern in allen Bevölkerungsschichten, widmet er den Stadtbewohnern besondere Aufmerksamkeit: „Eine laute, untätige Menschenmenge, Frauen, wie eine, in weißen Spezialhüten – offenbar vom Wind getragen –, die sie wie Vierzigjährige erscheinen lassen und durch ihre Neuartigkeit überraschen. Die Männer mit dreieckigen Mützen und Hüten sind fett, gepflegt, leer. Wie viele es sind! … Gefärbte Lippen, gezupfte Augenbrauen, Anmaßung, übertriebene Zartheit. Wie wenig hat das mit dem natürlichen Leben eines Menschen zu tun! Es scheint, als lebten und bewegten sich die Menschen nur noch, um von anderen angesehen zu werden – und dass sie alle verschwinden würden, wenn der letzte Zuschauer die Stadt verließe...“

Nicht nur die Stadtbevölkerung, sondern auch die Dorfbewohner hinterließen einen starken, wenn auch widersprüchlichen Eindruck. „Die Lebenskraft der Polen, die die Schrecken des Krieges und der deutschen Besatzung überstanden hatten, war beeindruckend“, erinnerte sich Alexander Rodin. „Ein Sonntagnachmittag in einem polnischen Dorf. Schöne, elegant gekleidete Polinnen in Seidenkleidern und Strümpfen, die unter der Woche einfache Bäuerinnen sind, Mist harken, barfuß und unermüdlich auf dem Hof arbeiten. Selbst ältere Frauen sehen frisch und jugendlich aus – obwohl dunkle Ringe ihre Augen umranden...“

Er zitiert weiter seinen Tagebucheintrag vom 5. November 1944: „Am Sonntag sind alle Dorfbewohner festlich gekleidet. Sie besuchen einander. Männer tragen Filzhüte, Krawatten, Pullover. Frauen tragen Seidenkleider und helle, ungetragene Strümpfe. Mädchen mit rosigen Wangen – ‚panenki‘. Schön gelockte, blonde Frisuren... Auch die Soldaten in der Hüttenecke sind lebhaft. Doch wer einfühlsam ist, merkt, dass es sich um ein schmerzhaftes Erwachen handelt. Alle lachen laut, um zu zeigen, dass es ihnen nichts ausmacht, dass es sie überhaupt nicht stört – und dass es keineswegs beneidenswert ist. Sind wir schlechter als sie? Der Teufel weiß, was Glück ist – ein friedliches Leben! Schließlich habe ich sie im Zivilleben gar nicht gekannt!“

Sein Kamerad, Feldwebel Nikolai Nesterow, schrieb am selben Tag in sein Tagebuch: „Heute ist Ruhetag. Die Polen, schön gekleidet, versammeln sich in derselben Hütte und sitzen paarweise. Irgendwie wird es unangenehm. Könnte ich nicht auch einmal so dasitzen?..“

Galina Jartsewa, eine Soldatin, zeigt sich in ihrer Einschätzung der „europäischen Moral“ deutlich härter, die sie an ein „Fest während der Pest“ erinnert. Am 24. Februar 1945 schrieb sie von der Front an einen Freund: „... Wenn sich die Gelegenheit bot, konnte man wunderbare Päckchen mit Beutestücken verschicken. Da war einiges dabei. Man hätte uns ausziehen können und nochmals ausziehen. Was habe ich für Städte gesehen, was für Männer und Frauen. Und wenn du sie ansiehst, bist du erfüllt von so viel Bosheit, solchem Hass! Sie gehen, lieben, leben – und du gehst und befreist sie. Sie lachen über die Russen – ‚Schwein!‘ Ja, ja! Bastarde... Ich mag niemanden außer der UdSSR, außer den Völkern, die mit uns zusammenleben. Ich glaube nicht an eine Freundschaft mit Polen und anderen Litauern...“

In Österreich, wo im Frühjahr 1945 sowjetische Truppen einmarschierten, drohte diesen eine „allgemeine Kapitulation“ der Bevölkerung: „Ganze Dörfer waren mit weißen Tüchern bedeckt. Ältere Frauen hoben die Hände, wenn sie einem Mann in Uniform der Roten Armee begegneten.“ Hier, so B. Sluzki, „erwischten die Soldaten die blonden Frauen“.

Gleichzeitig, so Sluzki weiter, „erwiesen sich die Österreicher nicht als besonders eigensinnig. Die überwältigende Mehrheit der Bauernmädchen heiratete ‚verwöhnt‘. Die Siegersoldaten fühlten sich wie Christus in ihrem Schoß.“

In Wien wunderte sich ihr örtlicher Führer, ein Bankangestellter, über die Hartnäckigkeit und Ungeduld der Russen. Er war überzeugt, dass Tapferkeit ausreiche, um aus dem Kranz alles herauszupflücken, was man wolle. Dies verweist nicht nur auf Angst, sondern auch auf bestimmte Eigenheiten nationaler Mentalitäten und traditionellen Verhaltens.

Und schließlich Deutschland – und die Frauen des Feindes: Mütter, Ehefrauen, Töchter, Schwestern derjenigen, die zwischen 1941 und 1944 auf dem besetzten sowjetischen Gebiet die Zivilbevölkerung misshandelten.

Wie nahmen sowjetische Soldaten diese Frauen wahr? Das Auftreten deutscher Frauen, die unter den Flüchtlingen umherzogen, wird im Tagebuch von Wladimir Bogomolow beschrieben: „Frauen – alt und jung – mit Hüten, mit Kopftüchern im Turbanstil und nur mit einem Tuch auf dem Kopf, wie bei uns – in schicken Mänteln mit Pelzkragen ebenso wie in zerlumpten Kleidern von unverständlichem Schnitt ... Viele Frauen tragen dunkle Sonnenbrillen, um nicht vor der grellen Maisonne zu blinzeln und so ihr Gesicht vor Falten zu schützen …“

Lew Kopelew erinnerte sich an eine Begegnung in Allenstein mit evakuierten Berlinerinnen: „Zwei Frauen stehen auf dem Bürgersteig. Komplizierte Hüte, eine sogar mit Schleier. Mäntel von guter Qualität, und sie selbst – glatt, glatt.“ Und er zitiert die Kommentare der Soldaten: „Hühner“, „Truthahn“, „das wäre so glatt ...“

Wie verhielten sich die Deutschen beim Zusammentreffen mit sowjetischen Truppen? Im Bericht des Stellvertretenden Leiters der Hauptpolitischen Verwaltung der Roten Armee Schtschin zum Zentralkomitee der KPdSU hieß es: „Die Bevölkerung beginnt allmählich auf die Straße zu gehen, fast alle tragen weiße Armbinden an den Ärmeln. Beim Zusammentreffen mit unseren Soldaten heben viele Frauen die Hände, weinen, zittern vor Angst – aber sobald sie sich davon überzeugt haben, dass die Soldaten und Offiziere der Roten Armee keineswegs so sind, wie sie durch die faschistische Propaganda dargestellt wurden, vergeht diese Angst schnell. Immer mehr Menschen gehen auf die Straße, bieten ihre Dienste an und bemühen sich auf jede erdenkliche Weise, ihre Loyalität gegenüber der Roten Armee zu demonstrieren.“

Den größten Eindruck auf die Sieger machten die Demut und Besonnenheit der deutschen Frauen. In diesem Zusammenhang ist der Bericht von N. A. Orlow, einem Mörserschützen, bemerkenswert, der 1945 über das Verhalten deutscher Frauen schockiert war:

„Niemand in unserer Mörserbatterie hat deutsche Zivilisten getötet. Unser Sicherheitsbeauftragter war ein ‚Germanophiler‘. Wäre so etwas geschehen, hätten die Sicherheitsorgane umgehend reagiert.

Was Gewalt gegen deutsche Frauen betrifft – mir scheint, dass manche, die über ein solches Phänomen sprechen, etwas übertreiben. Ich erinnere mich an ein anderes Beispiel:

Wir kamen in eine deutsche Stadt und wurden in Häusern einquartiert. Eine Frau, etwa 45 Jahre alt, erscheint und verlangt, zum ‚Kommandanten‘ gebracht zu werden. Man führte sie zu Marschenko. Sie behauptete, das Viertel zu leiten, und habe 20 deutsche Frauen versammelt, um sowjetischen Soldaten sexuell (!!) zu Diensten zu sein.

Marschenko verstand Deutsch, und dem stellvertretenden Politoffizier Dolgoborodow, der neben mir stand, übersetzte ich den Inhalt der Äußerungen der Deutschen. Die Reaktion unserer Offiziere war empört und grob. Die deutsche Frau wurde zusammen mit ihrer ‚einsatzbereiten‘ Gruppe davongejagt.

Im Allgemeinen waren wir verblüfft über den Gehorsam der Deutschen. Man hatte mit Partisanenkrieg und Sabotage gerechnet – doch für dieses Volk stand Ordnung über allem. Wenn du Sieger bist, dann akzeptieren sie das – und zwar bewusst, nicht unter Zwang. So ist ihre Psychologie …“

Einen ähnlichen Fall schildert David Samoilow in seinen Militärnotizen: „In Arendsfeld, wo wir uns gerade niedergelassen hatten, erschien eine kleine Gruppe Frauen mit Kindern. Angeführt wurden sie von einer etwa fünfzigjährigen Deutschen mit einem gewaltigen Schnurrbart – Frau Friedrich. Sie gab sich als Vertreterin der Zivilbevölkerung aus und bat darum, die verbliebenen Einwohner registrieren zu lassen. Wir erwiderten, dass dies möglich sei, sobald ein Kommandanturbüro eingerichtet worden sei.

‚Das ist unmöglich‘, sagte Frau Friedrich. ‚Hier sind Frauen und Kinder. Sie müssen registriert werden.‘

Die Zivilisten bestätigten ihre Worte unter Tränen und mit lautstarken Rufen.

Da ich nicht wusste, wie ich weiter verfahren sollte, schlug ich ihnen vor, den Keller jenes Hauses zu nutzen, in dem wir untergebracht waren. Sie beruhigten sich, zogen in den Keller und begannen dort auf die Behörden zu warten.

‚Herr Kommissar‘, sagte mir Frau Friedrich selbstzufrieden (ich trug eine Lederjacke), ‚wir verstehen, dass Soldaten ihre kleinen Bedürfnisse haben. Sie sind bereit‘ – fuhr Frau Friedrich fort – ‚ihnen mehrere jüngere Frauen zur Verfügung zu stellen ...‘

Ich habe das Gespräch mit Frau Friedrich nicht weitergeführt.“

Nach einem Gespräch mit Berlinerinnen am 2. Mai 1945 schrieb Wladimir Bogomolow in sein Tagebuch: „Wir betreten eines der unversehrten Häuser. Alles ist still, leblos. Wir klopfen – ‚Bitte öffnen Sie!‘ Auf dem Flur hört man Flüstern, gedämpfte und aufgeregte Stimmen. Schließlich öffnet sich die Tür. Frauen unbestimmten Alters, eng aneinandergedrängt, verneigen sich ängstlich, tief und unterwürfig.

Deutsche Frauen haben Angst vor uns – man hatte ihnen gesagt, dass sowjetische Soldaten, insbesondere Asiaten, sie vergewaltigen und töten würden ... Angst und Hass zeichnen ihre Gesichter. Doch manchmal scheint es, als wollten sie gern besiegt worden sein – ihr Verhalten ist so dienstfertig, ihr Lächeln so süßlich, ihre Worte zu schmeichelhaft.

In diesen Tagen kursieren Geschichten, in denen ein sowjetischer Soldat eine deutsche Wohnung betritt, um um einen Schluck Wasser oder Alkohol zu bitten – und sobald ihn die Frau sieht, legt sie sich aufs Sofa und zieht die Strumpfhose aus.“

„Alle deutschen Frauen sind verdorben. Sie haben nichts dagegen, mit uns zu schlafen“ – diese Meinung war unter sowjetischen Soldaten weit verbreitet und wurde nicht nur durch zahlreiche anschauliche Beispiele gestützt, sondern auch durch deren unangenehme Folgen, auf die bald die Militärärzte hinwiesen.

In der Weisung des Militärrats der 1. Weißrussischen Front Nr. 00343/Ш vom 15. April 1945 heißt es: „Während des Aufenthalts der Truppen auf feindlichem Territorium hat die Häufigkeit von Geschlechtskrankheiten unter dem Militärpersonal stark zugenommen.

Eine Untersuchung der Ursachen dieser Situation zeigt, dass Geschlechtskrankheiten unter der deutschen Bevölkerung weit verbreitet sind. Sowohl vor dem Rückzug als auch in der Gegenwart haben die Deutschen in den von uns besetzten Gebieten gezielt den Weg der künstlichen Infizierung deutscher Frauen mit Syphilis und Gonorrhö eingeschlagen, um große Herde für die Verbreitung von Geschlechtskrankheiten unter Soldaten der Roten Armee zu schaffen.“

Am 26. April 1945 meldete der Militärrat der 47. Armee: „... Im März stieg die Zahl der Geschlechtskrankheiten unter Militärangehörigen im Vergleich zum Februar dieses Jahres um das Vierfache. Der weibliche Teil der deutschen Bevölkerung in den untersuchten Gebieten ist zu 8–15 % betroffen. Es wurden Fälle registriert, in denen der Feind gezielt deutsche Frauen infizierte, um Militärpersonal zu schädigen.“

Zur Umsetzung des Erlasses des Militärrats der 1. Weißrussischen Front Nr. 056 vom 18. April 1945 zur Verhütung von Geschlechtskrankheiten unter den Truppen der 33. Armee wurde ein Flugblatt mit folgendem Inhalt verbreitet:

„Kameraden, Soldaten!

Ihr werdet von deutschen Frauen verführt, deren Ehemänner sämtliche Bordelle Europas durchlaufen, sich dabei selbst infiziert und ihre Frauen angesteckt haben.

Vor euch stehen jene deutschen Frauen, die von den Feinden bewusst zurückgelassen wurden, um Geschlechtskrankheiten zu verbreiten und so die Soldaten der Roten Armee kampfunfähig zu machen.

Wir müssen uns bewusst machen, dass unser Sieg über den Feind nahe ist und dass ihr bald zu euren Familien zurückkehren werdet.

Mit welchem Blick wird derjenige, der eine ansteckende Krankheit mitbringt, in die Augen seiner Angehörigen sehen?

Können wir, Soldaten der ruhmreichen Roten Armee, eine Quelle von Infektionskrankheiten in unserem Heimatland sein? NEIN! Denn der moralische Charakter eines Soldaten der Roten Armee muss so rein sein wie das Bild seines Vaterlandes und seiner Familie!“

Selbst in den Memoiren von Lew Kopelew, der mit Empörung über Gewaltakte und Plünderungen sowjetischer Soldaten in Ostpreußen berichtet, finden sich Zeilen, die eine andere Seite der „Beziehungen“ zur lokalen Bevölkerung widerspiegeln: „Man verkauft einen Laib Brot – und Frauen und Töchter gleich mit.“

Der verhaltene Ton, in dem Kopelew diese Geschichten übermittelt, lässt an ihrer Zuverlässigkeit zweifeln – sie werden jedoch durch zahlreiche andere Quellen bestätigt.

Wladimir Gelfand beschrieb in seinem Tagebuch eine Episode seiner Annäherung an ein deutsches Mädchen. Der Eintrag stammt vom 26. Oktober 1945, also bereits ein halbes Jahr nach Kriegsende, ist jedoch für den Zeitraum weiterhin typisch:

„Ich wollte die Liebkosungen der hübschen Margot in vollen Zügen genießen – Küsse und Umarmungen reichten mir nicht. Ich hatte mehr erwartet, wagte aber nicht zu fordern oder darauf zu bestehen. Die Mutter des Mädchens war mit mir zufrieden. Natürlich! Auf den Altar ihres Vertrauens und ihrer Zuneigung legte ich Süßigkeiten, Butter, Wurst und teure deutsche Zigaretten. Schon die Hälfte dieser Produkte reicht aus, um eine vollständige Grundlage und das Recht zu haben, vor der Mutter alles mit der Tochter zu tun – und sie würde nichts dagegen sagen. Denn Lebensmittel sind heute wertvoller als das Leben selbst, und selbst eine so junge und sinnliche Frau wie die sanfte Schönheit Margot bleibt davon nicht unberührt.“

Bemerkenswerte Tagebucheinträge hinterließ auch der australische Kriegskorrespondent Osmar White, der 1944–1945 mit der 3. US-Armee unter General George Patton durch Europa zog.

Im Mai 1945 schrieb er in Berlin, wenige Tage nach der Kapitulation:

„Ich ging durch das Nachtkabarett, beginnend mit der ‚Femina‘ am Potsdamer Platz. Es war ein warmer, schwüler Abend. Die Luft war durchzogen vom Geruch der Kanalisation und verwesender Leichen. Die Fassade der Femina war mit futuristischen Aktzeichnungen und Reklame in vier Sprachen bedeckt.

Ballsaal und Restaurant waren gefüllt mit russischen, britischen und amerikanischen Offizieren, die von Frauen begleitet wurden – oder sie begleiteten, je nachdem.

Eine Flasche Wein kostete 25 Dollar, ein Hamburger aus Pferdefleisch mit Kartoffeln 10 Dollar, eine Packung amerikanischer Zigaretten unglaubliche 20 Dollar. Die Wangen der Berlinerinnen waren geschminkt, ihre Lippen leuchtend rot, als hätte Hitler den Krieg gewonnen. Viele Frauen trugen Seidenstrümpfe.

Die Gastgeberin eröffnete das Konzert auf Deutsch, Russisch, Englisch und Französisch. Das provozierte einen spöttischen Kommentar des russischen Artilleriekapitäns, der neben mir saß.

Er beugte sich zu mir und sagte in ordentlichem Englisch: ‚So ein schneller Übergang von national zu international! RAF-Bomben sind großartige Professoren, nicht wahr?‘“

Der allgemeine Eindruck, den sowjetische Soldaten von europäischen Frauen gewannen, war folgender: schlank und elegant (im Vergleich zu ihren vom Krieg erschöpften Landsleuten im halbverhungerten Hinterland, in den befreiten Gebieten oder sogar zu Kameradinnen in gewaschenen Frontuniformen), verfügbar, egoistisch, leichtfertig oder feige unterwürfig.

Eine Ausnahme bildeten jugoslawische Frauen und Bulgarinnen. Die rauen und asketischen jugoslawischen Partisaninnen wurden als Kameradinnen wahrgenommen und galten als unantastbar. Angesichts der strengen Disziplin in der jugoslawischen Armee „hielten die Partisaninnen die PW [Feldfrauen] vermutlich für besondere, niederträchtige Wesen“. Boris Sluzki erinnerte sich an die Bulgaren folgendermaßen: „... Nach der ukrainischen Selbstgefälligkeit und der rumänischen Ausschweifung überraschte unsere Leute die strenge Unzugänglichkeit der bulgarischen Frauen. Fast niemand prahlte mit Erfolgen. Es war das einzige Land, in dem Offiziere bei Spaziergängen meist von Männern und fast nie von Frauen begleitet wurden. Später waren die Bulgaren stolz darauf, als man ihnen sagte, dass die Russen nach Bulgarien zurückkehren würden – um Bräute zu holen, die einzigen auf der Welt, die sauber und unberührt geblieben seien.“

Einen sehr positiven Eindruck hinterließen die tschechischen Frauen, die die sowjetischen Befreier freudig empfingen. Verlegene Panzerfahrer, mit Öl und Staub bedeckt, geschmückt mit Kränzen und Blumen, sagten untereinander: „... Eine richtige Panzerbraut, die könnte man brauchen. Und ihre Mädchen, wissen Sie – sie tragen uns. Nette Menschen. So ein aufrichtiges Volk habe ich lange nicht mehr gesehen ...“

Die Freundlichkeit und Gastfreundschaft der Tschechen war ehrlich gemeint. „... Wenn ich könnte, würde ich alle Soldaten und Offiziere der Roten Armee für die Befreiung meines Prags küssen“, sagte – unter allgemeinem Gelächter und Zustimmung – ein Prager Straßenbahnfahrer, so schilderte Boris Polewoi am 11. Mai 1945 die Atmosphäre in der befreiten Hauptstadt und die Stimmung ihrer Bewohner.

In anderen Ländern jedoch, durch die die siegreiche Armee zog, genoss der weibliche Teil der Bevölkerung kaum Respekt. „In Europa gaben die Frauen zuerst auf, sie veränderten sich schneller als alle anderen“, schrieb Boris Sluzki. „Mich schockierte stets diese beschämende Leichtigkeit der intimen Beziehungen – sie verwirrte und desorientierte mich. Anständige Frauen, angeblich desinteressiert, wirkten wie Prostituierte – überstürzt verfügbar, mit dem Wunsch, alle Zwischenschritte zu überspringen, ohne Interesse an den Beweggründen, die einen Mann zu ihnen führten.

Wie Menschen, die aus der gesamten Sprache der Liebesliteratur nur drei obszöne Wörter gelernt haben, reduzierten sie das Ganze auf wenige körperliche Gesten – das löste bei den empfindsameren unserer Offiziere Bitterkeit und Verachtung aus ... Die wahren Beweggründe waren keineswegs ethisch, sondern Angst – vor Ansteckung, vor öffentlicher Bloßstellung, vor Schwangerschaft.“ Und er fügte hinzu, dass im Kontext der Eroberung „die allgemeine Verdorbenheit eine besondere weibliche Verderbtheit überdeckte und verbarg – sie machte sie unsichtbar und beschämend.“

Zu den Motiven, die zur Verbreitung dieser „internationalen Liebe“ beitrugen, gehörten jedoch trotz aller Verbote und strengen Befehle des sowjetischen Kommandos auch andere: weibliche Neugier auf „exotische“ Liebhaber und die außergewöhnliche Großzügigkeit der Russen gegenüber dem Objekt ihrer Sympathie, was sie positiv von den als geizig empfundenen europäischen Männern abhob.

Unterleutnant Daniil Zlatkin, der ganz am Ende des Krieges in Dänemark auf der Insel Bornholm landete, äußerte sich in einem Interview zur gegenseitigen Faszination zwischen russischen Männern und europäischen Frauen: „Wir hatten lange keine Frauen gesehen, aber wir brauchten sie ... Und als wir in Dänemark ankamen – bitte sehr, alles kostenlos. Sie wollten einen Russen prüfen, testen, ausprobieren – was ist das, wie ist das – und es schien besser zu funktionieren als mit den Dänen. Warum? Wir waren desinteressiert und freundlich ... Ich verschenkte eine halbe Tafel Pralinen, ich schenkte einer fremden Frau hundert Rosen – zu ihrem Geburtstag ...“

Gleichzeitig dachten nur wenige an eine ernsthafte Beziehung oder gar an eine Ehe, da die sowjetische Führung in dieser Frage eine klare Haltung einnahm. Im Erlass des Militärrats der 4. Ukrainischen Front vom 12. April 1945 hieß es:

„1. Erklären Sie allen Offizieren und dem gesamten Personal der Fronttruppen, dass die Ehe mit ausländischen Frauen ungesetzlich und strengstens verboten ist.
2. Über alle Fälle von Eheschließungen von Militärangehörigen mit ausländischen Frauen sowie über Verbindungen unserer Bürger mit feindlichen Elementen fremder Staaten ist unverzüglich Bericht zu erstatten, um die Verantwortlichen für den Verlust der Wachsamkeit und die Verletzung sowjetischer Gesetze zur Rechenschaft zu ziehen.“

In der Weisung des Leiters der Politischen Direktion der 1. Weißrussischen Front vom 14. April 1945 heißt es weiter:

„Das Zentrum erhält weiterhin Anträge von Offizieren der aktiven Armee mit der Bitte, eine Ehe mit Frauen ausländischer Staaten (Polinnen, Bulgarinnen, Tschechinnen usw.) einzugehen. Solche Fälle sind als Ausdruck nachlassender Wachsamkeit und schwindender patriotischer Gesinnung zu werten.
Daher ist es in der politischen und erzieherischen Arbeit notwendig, den Offizieren der Roten Armee klarzumachen, dass solche Handlungen unzulässig sind.
Allen Offizieren, die die Sinnlosigkeit solcher Ehen nicht erkennen, ist die Zwecklosigkeit einer Heirat mit ausländischen Frauen zu erklären – bis hin zu einem ausdrücklichen Verbot. Kein einziger Fall darf geduldet werden.“

Auch die Frauen selbst hegten keine Illusionen über die Absichten ihrer Partner. „Anfang 1945 glaubten selbst die dümmsten ungarischen Bäuerinnen nicht mehr an unsere Versprechen. Die europäischen Frauen wussten bereits, dass es uns verboten war, ausländische Frauen zu heiraten, und sie ahnten, dass es sogar eine Anordnung geben könnte, gemeinsam keine Restaurants, Kinos u. Ä. zu besuchen.

Das hinderte sie nicht daran, unsere Männer zu lieben, aber diese Liebe erhielt dadurch einen rein ‚verschuldeten‘ [fleischlichen] Charakter“, schrieb Boris Sluzki.

Insgesamt ist festzuhalten, dass das Bild europäischer Frauen, das sich 1944–1945 in den Köpfen vieler Soldaten der Roten Armee formte, mit wenigen Ausnahmen wenig mit der leidenden, gefesselten Gestalt der Hoffnung vom sowjetischen Propagandaposter „Europa wird frei sein!“ gemein hatte.

Anmerkungen

1. Sluzki, B. Anmerkungen zum Krieg. Gedichte und Balladen. St. Petersburg, 2000, S. 174.

2. Ebd., S. 46–48.

3. Ebd., S. 46–48.

4. Smolnikow, F. M. Wir sind im Krieg! Das Tagebuch eines Frontsoldaten. Briefe von der Front. Moskau, 2000, S. 228–229.

5. Sluzki, B. a. a. O., S. 110, 107.

6. Ebd., S. 177.

7. Tschuchrai, G. Mein Krieg. Moskau: Algorithmus, 2001, S. 258–259.

8. Rodin, A. Dreitausend Kilometer im Sattel. Tagebücher. Moskau, 2000, S. 127.

9. Samoilow, D. Menschen einer Option. Aus Militärnotizen, in: Aurora, 1990, Nr. 2, S. 67.

10. Ebd., S. 70–71.

11. Gelfand, W. N. Tagebücher 1941–1946, online unter: http://militera.lib.ru/db/gelfand_vn/05.html

12. Ebd.

13. Ebd.

14. Rodin, A. a. a. O., S. 110.

15. Ebd., S. 122–123.

16. Ebd., S. 123.

17. Zentralarchiv des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation, F. 372, Op. 6570, D. 76, Bl. 86.

18. Sluzki, B. a. a. O., S. 125.

19. Ebd., S. 127–128.

20. Bogomolow, W. O. Deutschland. Berlin. Frühjahr 1945, in: Mein Leben, oder habe ich von dir geträumt? Moskau: Unser Zeitgenosse, 2005, Nr. 10–12; 2006, Nr. 1, online: http://militera.lib.ru/prose/russian/bogomolov_vo/03.html

21. Kopelew, L. Behalte für immer. In 2 Bänden. Bd. 1: Teile 1–4. Moskau: Terra, 2004, Kap. 11, online: http://lib.rus.ec/b/137774/read#t15

22. Russisches Staatsarchiv für Sozial- und Politische Geschichte (RGASPI), F. 17, Op. 125, D. 321, Bl. 10–12.

23. Interview mit N. A. Orlow auf der Website „Я помню“: http://www.iremember.ru/minometchiki/orlov-naum-aronovich/stranitsa-6.html

24. Samoilow, D. a. a. O., S. 88.

25. Bogomolow, W. O. a. a. O., http://militera.lib.ru/prose/russian/bogomolov_vo/03.html

26. Aus dem politischen Bericht über Gespräche mit Soldaten gemäß Direktive Gen. Stalin Nr. 11072 vom 20.04.1945, 185. Schützendivision, 26. April 1945. Zitiert nach: Bogomolow, W. O. a. a. O., http://militera.lib.ru/prose/russian/bogomolov_vo/02.html

27. Ebd.

28. Ebd.

29. Ebd.

30. Staatsarchiv der Russischen Föderation, F. S. 9401, Op. 2, D. 96, Bl. 203.

31. Kopelew, L. a. a. O., Kap. 12, http://lib.rus.ec/b/137774/read#t15

32. Gelfand, W. N. a. a. O.

33. White, O. Conquerors’ Road: An Eyewitness Account of Germany 1945. Cambridge University Press, 2003, XVII, 221 S. Online: http://www.argo.net.au/andre/osmarwhite.html

34. Sluzki, B. a. a. O., S. 99, 171.

35. Polewoi, B. Befreiung von Prag, in: Vom Sowjetischen Informationsbüro... Publizistik und Skizzen der Kriegsjahre 1941–1945, Bd. 2: 1943–1945. Moskau: APN-Verlag, 1982, S. 439.

36. Ebd., S. 177–178.

37. Ebd., S. 180.

38. Interview mit D. F. Zlatkin vom 16. Juni 1997, Persönliches Archiv.

39. Bogomolow, W. O. a. a. O., http://militera.lib.ru/prose/russian/bogomolov_vo/04.html

40. Ebd.

41. Sluzki, B. a. a. O., S. 180–181.

Hinweis:
Der Artikel wurde mit finanzieller Unterstützung der Russian Humanitarian Scientific Foundation, Projekt Nr. 11-01-00363a, erstellt.

Im Layout wurde ein sowjetisches Plakat von 1944 verwendet: „Europa wird frei sein!“, Künstler: W. Korezki.

Nachbemerkung:
Sprechen wir über die Trophäen der Roten Armee, die die sowjetischen Sieger aus dem besiegten Deutschland mit nach Hause nahmen. Reden wir ruhig, ohne Emotionen – nur mit Fotos und Fakten. Danach wenden wir uns dem heiklen Thema der Vergewaltigung deutscher Frauen zu und beleuchten die Tatsachen aus dem Alltag im besetzten Deutschland.

Ein sowjetischer Soldat nimmt einer Deutschen ein Fahrrad ab (laut Russophoben) – oder ein sowjetischer Soldat hilft einer Deutschen beim Einstellen des Lenkers (laut Russophilen). Berlin, August 1945. (Wie es tatsächlich war, zeigt die Untersuchung unten.)

Doch wie immer liegt die Wahrheit in der Mitte: Sowjetische Soldaten nahmen aus verlassenen deutschen Häusern und Läden mit, was sie wollten. Ja, es kam zu Plünderungen – doch diese wurden strafrechtlich verfolgt und durch Militärtribunale geahndet. Kein Soldat wollte den Krieg überleben, um dann wegen eines „Kleinkrams“ oder eines Vergehens gegen die „Freundschaft mit der Bevölkerung“ nicht als Sieger nach Hause zu kommen, sondern als Strafgefangener nach Sibirien geschickt zu werden.