Гельфанд Владимир. Дневник 1941-1946/пресса

Elke Scherstjanoi "Sieger leben in Deutschland: Fragmente einer ungeübten Rückschau. Zum Alltag sowjetischer Besatzer in Ostdeutschland 1945-1949"

Vieles wird berichtet und so manches propagiert, wie sich denn in der unmittelbaren Nachkriegszeit die Verhältnisse zwischen den sowjetischen Besatzern und den besiegten und/oder befreiten Deutschen in der sowjetischen Besatzungszone gestalteten. Je länger das aber zurückliegt, umso weniger weiß man tatsächlich darüber. Der „großen Politik“ kann man noch einigermaßen auf die Spur kommen, dem alltäglichen Leben wurde bisher noch nicht wirklich viel Aufmerksamkeit geschenkt. Und die Zeitzeugen werden immer rarer, Legendenbildung ist Tür und Tor geöffnet. Die Historikerin Elke Scherstjanoi hat sich dieser Thematik angenommen. In diesem Band erscheinen eine ganze Reihe Erzählungen sowjetischer Besatzer in unterschiedlichsten Funktionen, die von ihren jeweils ganz individuellen Erfahrungen und Erlebnissen mit den Deutschen in diesem Ostdeutschland handeln. Ergänzt werden diese Schilderungen durch eine reichhaltige Sammlung von historischen und häufig (zumindest hierzulande) unveröffentlichten Fotos aus diesen Jahren, die von sowjetischen und deutschen Fotografen gemacht wurden und ebenfalls viel vom damaligen „normalen“ Alltag zeigen. Ein ungewöhnlicher Blick aus einer ungewohnten Perspektive auf letztlich friedenstiftende, menschliche Begegnungen vor 75 Jahren.

Elke Scherstjanoi, Privatdozentin Dr. Elke Scherstjanoi ist Zeithistorikerin. Von 1975 bis 1980 studierte sie Geschichte an der Universtät in Krasnodar (UdSSR). 1980 bis 1991 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentralinstitut für Geschichte der AdW der DDR, promovierte sie dort 1987. 2010 erfolgte die Habilitation an der TU Chemnitz. Seit 1994 arbeitet sie am Institut für Zeitgeschichte München-Berlin, sie lehrte und lehrt seit 1992 in Berlin und Chemnitz sowie an russischen Universitäten (Woronesh und Archangelsk).Forschungsschwerpunkte sind die politische Geschichte der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR, der deutsch-sowjetischen staatlichen Beziehungen seit 1945 und deutsch-sowjetischer Nachkriegsbegegnungen, die Geschichte der sowjetische Kriegsfeldpost, der deutschen Kriegsgefangenschaft in der UdSSR, Gedenkpolitik und Oral History. Aktuelle Forschungen betreffen den Besatzeralltag in der Sowjetischen Besatzungszone 1945-1949.

    * ISBN-10: 3966110059
    * Gebundene Ausgabe: 236 Seiten
    *   ISBN-13: 978-3966110051
    * Herausgeber: Edition Schwarzdruck; Erstauflage (2. September 2020)
    * Elke Scherstjanoi (Herausgeber)
    * Sprache: : Deutsch
    * Format Mit Lesebändchen
   *   Verlag Edition Schwarzdruck
   *   Gewicht 665 g
   *   Illustrationenteils farbigb
*   Preiß 27,00 €

Von Lothar Zieske in der „Jungen Welt“

Elke Scherstjanoi ist in der DDR aufgewachsen, hat in der Sowjetunion studiert und ihre akademische Laufbahn 1988 mit einer Dissertation A an der Akademie der Wissenschaften der DDR begonnen. Für Historikerinnen und Historiker mit einer Vorgeschichte in der DDR ausgesprochen untypisch, konnte sie 1994 Mitarbeiterin am Institut für Zeitgeschichte in München werden und sich 2010 an der TU Chemnitz habilitieren. Ihre Arbeiten befassen sich durchweg mit der deutsch-sowjetischen Geschichte – und dies aus doppelter Perspektive (so etwa mit deutschen Kriegsgefangenen und der sowjetischen Verwaltung in der SBZ/DDR). Ihre neueste Veröffentlichung gehört in denselben Themenbereich.
Der Titel kann unterschiedliche Reaktionen auslösen: Diejenigen Deutschen, die das Kriegsende 1945 als Niederlage und nicht als Befreiung ansehen, werden ihn als Provokation empfinden. Deren Sicht dürfte schwer zu korrigieren sein, – zumal sich in den vergangenen 75 Jahren eine Reihe von Klischees über die Rote Armee in der öffentlichen Meinung vor allem Westdeutschlands festgesetzt haben. Für diejenigen aber, die wissen möchten, wie sowjetische Armeeangehörige und Verwaltungspersonen in der SBZ gelebt haben, enthält das Buch lebendiges Anschauungsmaterial. Scherstjanoi hat in den Jahren 2002 bis 2009 Interviews mit Personen aus den Jahrgängen 1919 bis 1940 (mit einer Ausnahme) selbst geführt. Sie werden durch eine sorgfältige, faktenreiche Einführung erschlossen. Außerdem sind die erläuternden bzw. korrigierenden »Randbemerkungen« (im wörtlichen Sinne) zu den Interviews sehr hilfreich. Zur Veranschaulichung dienen umfangreich dokumentierte Fotos, die teils in deutschen Ateliers, teils als private »Knipsbilder« entstanden sind.
Die Berichte sind teils stark berufsbezogen (zum Beispiel: Militärstaatsanwalt und Historiker) orientiert, wobei die Herausgeberin hervorhebt, dass der Schwerpunkt, den sie auf den Alltag zu legen versucht hat, den Interviewten ungewohnt war. Am ehesten konnten selbstverständlich die beiden Personen, die als Kinder mit ihren Eltern in der SBZ gelebt haben, dieser Erwartung entsprechen. Erstaunlich ist, wie lebendig für sie nach mindestens 55 Jahren die Erinnerung immer noch ist. Die Meinungen, die geäußert werden, sind so unterschiedlich, dass sie – was meines Erachtens ein Vorteil ist – nicht auf einen Nenner gebracht werden können. Daher nur einige herausgegriffene Beispiele: Mich überraschte, wie häufig Verhaltensweisen und Eigenarten »der Deutschen«, die auch als eher problematische »Sekundärtugenden« betrachtet werden können (Ordnung, Organisationsfähigkeit, Sauberkeit), positiv hervorgehoben werden. Häufig werden auch kulturelle Unterschiede gegenüber der Sowjetunion benannt, die in Deutschland in abwertender Absicht hervorgehoben werden. Der Erkenntnisgewinn, der aber nicht nur auf einer positivistischen inhaltlichen Ebene entsteht, scheint mir beträchtlich. An allererster Stelle steht für mich die Vermittlung dessen, was der deutsche Angriffskrieg gegen die UdSSR in den Familien der Interviewten und bei diesen selbst angerichtet hat; die Berichte von Soldaten und von Krankenschwestern ergänzen sich eindrucksvoll.
Wichtig ist aber auch die Möglichkeit, an konkreten Beispielen nachzuvollziehen, was die Nachkriegskampagne gegen »Kosmopolitismus« für die in die Sowjetunion Zurückgeführten bedeutete: Diskriminierung im eigenen Land von ehemaligen kriegsgefangenen Sowjetsoldaten nach Kriegsende; damit zusammenhängend auch: Antisemitismus. Es wird offen über Sinn und Unsinn von Demontagen gesprochen; es geht immer wieder auch um den Zusammenhang von Gewalt gegen die Zivilbevölkerung – nicht nur, aber vor allem gegen Frauen – und Kriegserfahrung. Hier war für mich die Rolle von Banden hinter (!) der Front neu.
Das alles spricht meines Erachtens für das Buch. Das größte Problem des Bandes scheint mir aber zu sein, dass er erst so spät erscheint – und dies nicht wegen der möglicherweise verschobenen Erinnerungen. Wie in der Einleitung zum zweiten Interview erwähnt wird, hat es über Jahrzehnte in der Bundesrepublik einen Streit um den Begriff »Befreiung« gegeben. Aber das ist noch viel zuwenig gesagt: Es waren Klischees entstanden, die ihre Basis zwar in Tatsachen hatten, die dann aber von interessierter Seite angereichert und verdreht worden waren, um deutsche Schuld kleinzureden. Die Folge: Wer ihnen – nicht pauschal, sondern nur einschränkend – widerspricht, erscheint vielen von vornherein als Verharmloser von Vergewaltigungen (hier trifft die männliche Form in der Regel zu). Die interviewten Personen gehen aber auch diesem Thema nicht aus dem Weg. Ihre Haltung ist nirgends so, dass sie sie abstreiten würden (in dieser Hinsicht das Äußerste: »Wo ich das Sagen hatte, hat es das nicht gegeben.«) Und trotzdem mutet der exemplarische Versuch der Herausgeberin, »Ikonen der Abscheu« in Frage zu stellen, angesichts der vorhandenen Klischees als von vornherein zum Scheitern verurteilt an, zumal in einer Zeit, in der die Negativikone »Putin« das vorherrschende Russland-Bild bestimmt.
Elke Scherstjanois Versuch, Klischees geradezurücken – nicht zuletzt dadurch, dass auch vermeintliche Bestätigungen zur Sprache kommen – erscheint mir trotzdem lohnend zu sein. Die Alternative wäre, die Klischees unhinterfragt hinzunehmen.

Dr. habil. Elke Scherstjanoi

немецкий

Многое сообщается и много пропагандируется, например, о ситуации между советскими оккупантами и побежденными и / или освобожденными немцами в советской оккупационной зоне в послевоенный период. Но чем дольше это происходило, тем меньше вы об этом знаете. «Большую политику» еще можно отследить до некоторой степени, повседневная жизнь еще не получила особого внимания. А современных свидетелей становится все меньше, двери и врата открываются для создания легенд. Историк Эльке Шерстяной взялась за эту тему. Этот том содержит целую серию рассказов советских оккупантов в самых разных сферах, каждая из которых посвящена их очень индивидуальному видению и опыту с немцами в этой Восточной Германии. Эти описания дополняются богатой коллекцией исторических и часто (по крайней мере, в нашей стране) неопубликованных фотографий тех лет, сделанных советскими и немецкими фотографами и также показывающих много «нормальной» повседневной жизни того времени. Необычный взгляд с незнакомой точки зрения на миротворческие встречи людей 75 лет назад.

Elke Scherstjanoi, доцент доктор Эльке Шерстяной - современный историк. С 1975 по 1980 год изучала историю в Краснодарском университете (СССР). С 1980 по 1991 гг. Научный сотрудник Центрального института истории AdW ГДР, где она защитила докторскую диссертацию в 1987 г. В 2010 г. получила степень абилитации в Техническом университете г. Хемниц. Она работает в Институте современной истории Мюнхен-Берлин с 1994 года, преподает и работает в Берлине и Хемнице, а также в российских университетах (Воронеж и Архангельск) с 1992 года. Ее исследования сосредоточены на политической истории советской оккупационной зоны и ГДР, германо-советские государственные отношения с 1945 года и германо-советские послевоенные встречи, история советской военной почты, немецкий плен в СССР, мемориальная политика и устная история. Текущее исследование касается повседневной оккупации в советской оккупационной зоне в 1945-1949 годах.

Von Lothar Zieske in der „Jungen Welt“

Эльке Шерстяной выросла в ГДР, училась в Советском Союзе и начала свою академическую карьеру в 1988 году, защитив диссертацию А в Академии наук ГДР. Крайне нетипично для историков с опытом работы в ГДР, она смогла работать в Институте современной истории в Мюнхене в 1994 году и получить абилитацию в Техническом университете Хемница в 2010 году. Ее работа последовательно связана с германо-советской историей - и это с двойной точки зрения (например, с немецкими военнопленными и советской администрацией в советской зоне / ГДР). Ее последняя публикация относится к той же предметной области.
Название может вызвать разную реакцию: те немцы, которые рассматривают окончание войны в 1945 году как поражение, а не как освобождение, сочтут это провокацией. Их точку зрения, вероятно, будет трудно исправить, тем более что за последние 75 лет в общественном мнении, особенно в Западной Германии, утвердился ряд клише о Красной Армии. Но для тех, кто хотел бы знать, как жили военнослужащие Советской армии и административный персонал в советской зоне, книга содержит живой иллюстративный материал. В период с 2002 по 2009 год Шерстяной проводила интервью с людьми, родившимися между 1919 и 1940 годами (за одним исключением). Они становятся доступными благодаря тщательному ознакомлению с фактами. Кроме того, очень полезны пояснительные или корректирующие «заметки на полях» (в буквальном смысле) интервью. Для иллюстрации этого используются широко задокументированные фотографии, некоторые из которых были сделаны в немецких студиях, а некоторые - как частные «снимки».
Некоторые из отчетов сильно связаны с работой (например, военный прокурор и историк), хотя редактор подчеркивает, что интервьюируемые не были знакомы с тем акцентом, который она пыталась сосредоточить на повседневной жизни. Конечно, те два человека, которые в детстве жили со своими родителями в советской оккупационной зоне, скорее всего, оправдали эти ожидания. Удивительно, насколько яркими остаются эти воспоминания спустя не менее 55 лет. Высказываемые мнения настолько разнообразны, что - что я считаю преимуществом - их нельзя свести к одному общему знаменателю. Поэтому лишь несколько избранных примеров: я был удивлен, как часто позитивно подчеркиваются поведение и идиосинкразии «немцев», которые также могут рассматриваться как довольно проблематичные «вторичные добродетели» (порядок, организаторские способности, чистота). Часто упоминаются культурные различия по сравнению с Советским Союзом, которые подчеркиваются в Германии с уничижительным намерением. Приобретение знаний, возникающее не только на позитивистском уровне содержания, кажется мне значительным. В первую очередь для меня это сообщение о том, что агрессивная война Германии против СССР вызвала в семьях интервьюируемых и среди них самих; отчеты солдат и медсестер впечатляюще дополняют друг друга.
Но также важно уметь использовать конкретные примеры, чтобы понять, что означала послевоенная кампания против «космополитизма» для тех, кто был возвращен в Советский Союз: дискриминация в своей собственной стране бывших советских солдат, которые впоследствии оказались военнопленными, конец войны; связаны также: антисемитизм. Открытые разговоры о смысле и бессмыслице демонтажа; снова и снова речь идет о связи между насилием в отношении гражданского населения - не только, но, прежде всего, в отношении женщин - и опытом войны. Для меня роль банды за (!) фронтом была для меня новой.
На мой взгляд, все это говорит в пользу книги. Самая большая проблема с записью, как мне кажется, в том, что она появляется так поздно - и не из-за возможного сдвига воспоминаний. Как упоминалось во введении ко второму интервью, в Федеративной Республике Германии на протяжении десятилетий ведется спор о термине «освобождение». Но это слишком мало сказано: были клише, основанные на фактах, но затем обогащенные и искаженные заинтересованными сторонами, чтобы принизить немецкую вину. Результат: любой, кто противоречит им - не повсеместно, а лишь ограниченно - кажется многим с самого начала банальным изнасилованием (здесь обычно применяется мужская форма). Однако и опрошенные не избегают этой темы. Их отношение вовсе не такое, чтобы они отрицали это (в этом отношении самое большое: «Там, где я был ответственным, его не существовало»). И все же образцовая попытка редактора создать «иконы отвращения» должна быть подвергнута сомнению. рассматривать существующие клише как позор с самого начала.